Freitag, 18. Juli 2014

Das Duell zwischen den Neapolitanischen Fürsten D. Francesco Carafa de Noja und D. Gulio Antonio Aquaviva de Aragona (1673)

Der vorliegende Text von 1673 thematisiert den Zweikampf zwischen den Fürsten D. Francesco Carafa de Noja und D. Gulio Antonio Aquaviva de Aragona, den sie im November 1673 mit Schwert und Beidolch austrugen. Es handelt sich in der Originalform um einen einseitigen Druck im Format ca. 50 x 32,5 cm. (1) Dem 30-zeiligen Text sind Portraits der beiden Protagonisten beigefügt (siehe die Originalform am Ende dieses Artikels).

Der Text
Fuertrefflicher Ritter=Kampf / Der zweyen Neapolitanischen Fuersten D. Francesco Carafa de Noja. und D. Guilio Antonio Aquaviva de Aragona. am 5. 15. Novemb. 1673.

Die Wolmeinung der unpartheyisch-verstaendigen ist jederzeit dahin gegangen / daß die zwischen beyden hohen Neapolitanischen Haeusern de Conversana und di Noja, biß auf zwey Jahr und etliche Monat ausgeschlagene Tod=Feindschafft / am besten durch ein Duell mit Ritterlichen Gewehren koenten ausgetragen und beygelegt werden: Zu dem End dann gleich Anfangs ein bequemer Platz zu Vollziehung dessen gesucht / niemals aber gefunden worden / als am 5 / 15 Novemb. dieses Jahrs / da auf ordentliche Ausforderung / von D. Aquaviva geschehen / D. di Noja, mit beyderseits erbetenen Secunden erschienen / die zweyfache Gewehre / als Dolchen und Degen gegeneinander gemessen / und darauf in Beyseyn und Ansehen etlich 1000 hoher und niderer Personen aufeinander gegangen. Der Kreiß war von Pferden und Reutern umschlossen. D. Aquaviva so der erste / als Forderer / auf dem Kampf=Platz gewesen / erwartet / mit besonders verspürtem Eifer / biß D. Carasa sich zum ersten Gang in Postur stellen wuerde. S auch nicht gesaeumet. Sie stunden beyde mit subtilen von Silber und Gold ausgemachten Camisolen zugegen / die noch vor dem Kampf von denen Secunden eroeffnet / und ob kein Vortheil darunter verborgen / besichtigt worden. Vorhero aber liesen sie ihre Haare aufbinden / und erwarteten einander mit blosen Haeuptern. Der Angriff geschahe mit solcher Annehmlichkeit der Geberden gegen die Anwesende / daß sie gleichsam / als ihnen für die Beywohnung zu danken / sich darstellten / so auch bey jedes Gangs Anfang wiederholet wurde. Hoechstgefaehrlich schien der erste Gang durch ohne Unterschied angebrachte Hieb und Stich / daß es scheinbarlich fuer eine Unmoeglichkeit gehalten wurde / es mueste dann einer der Kaempfer / sonderlich auch wegen der anhaltenden Zeit=Laenge / im Stich und auf dem Platz bleiben. Der andere Gang war zwar etwas kuerzer / weilen sie von dem ersten noch etwas ermuedet schienen: desto hitziger aber die folgenden / da nicht allein Herr Aquaviva / durch das Hembd und an das Knie getroffen worden / sondern D. Carafa auch einen ungefehrten Fall thate / und wiewol man vermeinte / sie dardurch zu Aufhebung deß Duells zu bewegen / mit Zusprechung / daß ein jeder das seinige Ritterlich gethan / und also der Sach ein Genuege geschehen sey / wollten sie sich doch nicht eher bequemen / es haette dann einer derselben eine blutige Wunde empfangen / welches erst im siebenden Gang geschehen / da D. Carafa in den Arm einen Stich bekommen / daß er davon geblutet / und sich auf dem Platz muessen verbinden lassen. Er ließ nichts desto weniger eine Begierde weiter zu fechten spueren / so aber von denen Herrn Secunden verwehret wurde / die sie zu Ablegung der Waffen beredet / auch endlich dahin gebracht / daß sie nicht allein die Haend einander freundlich gereichet / sondern sich auch umhalset und gekuesset / welches dann bey den Zuschauern eine sonderbare Bewegung der Gemuether verursacht. Worauf sie sich zusamm in die Karete gesetzt / und einander in die vorher ingehabte Herberge begleitet. Der Tag hiese nicht umsonst Blandina / an welchem so hefftige Feinde wieder dergestalt zu Freunden worden / daß sie einander geliebkoset.

Die Sinnsprüche in den Randverzierungen lauten:
Seitlich links: „Durch Zweytracht nimt ein groß Gut ab /“
Seitlich rechts: „Durch Eintracht waechst die kleine Gaab.“
Unten links: „Kein Loew faellt Loewen an / kein Schlang ein andre sticht / Kein Rab den andern hackt / kein Wasser=Thier auch nicht“
Unten rechts: „Der Mensch nur suchet / sich in Menschen=Blut zu baden / Und will dem andern mehr / als Loew und Schlangen / schaden.“

Der Text in Originalform

[Digitalisat Goethe-Universität Frankfurt am Main]

Anmerkungen

(1) Siehe Datenblatt der Goethe-Universität Frankfurt am Main

Nachtrag

Das Buch "The Carafas of Maddaloni: Naples under Spanish Dominion" (Digitalisat bei Archive.org) berichtet, dass den beiden Parteien überall in Italien ein offizielles Duell zur Beilegung ihres Streits verwehrt wurde. Deswegen wandten sie sich nach Nürnberg, wo sie vom Stadtrat die Erlaubnis für ihren in der Öffentlichkeit ausgetragenen Zweikampf erhielten. Vielen Dank an Piermarco Terminiello für den Hinweis.

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