Mittwoch, 20. Juni 2018

Vom Manuskript zum Buchdrucker zum Buchbinder

von Jan Schäfer

Wie entstand ein Fechtbuch in der frühen Neuzeit? Dieser Artikel begibt sich auf Spurensuche. Nachgezeichnet wird der Weg vom Manuskript bis zum fertigen Druck. Berufsbeschreibungen aus Christoph Weigels "Abbildung Der Gemein-Nützlichen Haupt-Stände"1 liefern Hinweise zu den handwerklichen Prozessen der Herstellung.

Manuskript

Die Entstehung eines Fechtbuches begann sehr wahrscheinlich mit dem Entwurf eines Manuskriptes, das der Fechtlehrer selbst geschrieben hatte oder anfertigen lies. Es ist anzunehmen, dass in diesem bereits alle Texte und Strukturen (Kapitel, Absätze) vollständig entwickelt waren, damit es dem Buchdrucker als direkte Vorlage für alle weiteren Arbeitsschritte dienen konnte.

Exkurs Manuskripte: Die Quellenform der Manuskripte macht den wesentlich kleineren Anteil der uns heute aus der frühen Neuzeit erhaltenen Fechttexte aus. Möglich ist, dass einige dieser als direkte oder indirekte Vorlagen für Drucke dienten. In Frage kämme zum Beispiel "Sig. Fol. 351c" von Siegmund Carl Friedrich Weischner (erhalten sind ein Manuskript und mit zeitlichem Abstand zwei Drucke, die große Ähnlichkeit aufweisen), "Sig. MS Best. 7010, 289" und "MS Germ. Oct. 227" von Johann Heinrich Eich (erhalten sind zwei Manuskripte, aber kein gedrucktes Buch) oder "Sig. Cod. Don. F III 3" (erhalten ist ein Manuskript von einem unbekanntem Autor, aber kein gedrucktes Buch wurde hergestellt oder ist überliefert). Ebenso gut allerdings könnte diese These für alle drei Manuskripte mit gleicher Berechtigung abgelehnt und stattdessen argumentiert werden, dass es sich um Prunkhandschriften handelt.
Neben den genannten existieren weitere Manuskripte wie beispielsweise "Ms.germ. fol. 1476", "Cod. Guelf. 264.23 extrav." und  "Ms. FB Gotha, Chart. B 2117", die den Charakter von Eigennotizen oder Abschriften haben, d.h. Personen mit Interesse am Fechten fertigten sich für den Eigengebrauch Notizen oder Kopien aus gedruckten Fechtbüchern an.

Buchdruck

Der Buchdrucker bezog als Rohstoffe das Papier vom Papierer sowie die Druck-Schriften vom Schriftgießer. Mit Übergabe des Manuskripts konnte er seine Arbeit beginnen.
"In denen annoch zarten und ersten Jahren der löbl. Drucker=Kunst / nachdem die holtzerne Formen abgekommen / wurden sowol die höltzerne / als nachmahls bley= und zienerne Buchstaben in der Mitte durchlöchert / und mit einem Drat aneinander gesteckt / aus selbigen also eine Zeile / und aus vielen derselben / eine Form zusammengerichtet; weil aber dieses nicht wol Bestand gehabt / und die Buchstaben / unerachtet des Drats / sich dannoch geschoben / und die Zeilen also daran krumm worden / hat man die Schrifften nach heutiger Art zu giessen / und wan eine Form fertig / selbige in einer eisernen Rahm zusammen zu schrauben angefangen / da dann diese Kunst zu mehrerer Vollkommenheit je mehr und mehr gelanget ist.
Wann nun eine jede Schrifft / deren vielfältige Arten wir bey dem Schrifftgieser erzehlet haben / in ihrem eignene Kasten / und eine gute Quantität eines jeden Buchstabens in seinen besondern Fächlein liegt / stellet sich der Setzer vor den Kasten / woraus er das geschriebene Exemplar absetzen soll / stecket selbiges auf den Tenakel vor sich / lieset / mit Hilff des Divisorii, oder Zeil=Zeigers / eine Zeil nach der andern aus demselben / nimmt den Winckelhacken / (welchen man lang oder kurtz machen kan / nachdem die Zeilen seyn sollen /) damit eine Zeile so lang werde als die andere / in die lincke Hand / und mit der rechten langet er die Buchstaben / welche eine kleine Signatur haben / einzlich aus den Fächlein des Kastens hervor / setzet also einen Buchstaben nach dem andern in besagten Winckelhacken / bis es eine Zeile wird / schliesset solche mit dünnen Spatien / welche er zwischen die Wörter stecket / fest aus / alsdenn hebt er die Zeilen nach und nach in das Schiff / bis es eine Column oder Seite eines Blats wird / bindet alsdenn besagte Columne mit einem Bindfaden fest zusammen / und schiesset solche mit des SchiffsZunge auf das Form= oder Setz=Brett an ihren gehörigen Ort. Wann nun von 2 / 4 / 8 / 12 / 16 / 18 / 34 / 32 / 48 oder 64. Columnen eine gantze Form / deren zwo einen Bogen machen / zusammen geschossen ist / nimmt man die Stege / oder das Format / leget sie behöriger massen / zwischen und neben die Columnen / löset den Bindfaden / womit die Columnen gebunden worden / wieder auf / legt die eiserne Rame darüber / treibet die Form erstlich zusammen / und schraubet die Schrauben ein klein wenig zu / hernach wird die Form mit dem Klopff=Holtz / alle Buchstaben gleichstehend zu machen / überklopffet / und vermittelst des Schließ=Nagels geschlossen / und in die Presse / auf das Massingene Fundament / eingehoben.
Vor solcher Presse stehen gemeiniglich zwey Gesellen / zuweiln auch 1. Gesell / und 1. Jung / deren einer auf dem der Presse angeheffteten Farbstein / die Farb / welche von Lein=Oel und Künruß gemachet wird / mit dem Farb=Eisen oder Schüpp dünn ausstreichet / damit sie nicht so dick auf die Ballen komme / nimmt darnach einen von den zweyen Ballen (welche von Leder und Roß=Haren gemacht sind /) stösset solchen auf oder in die gantz dünn ausgestrichene Farb / thut den Ballen / womit er Farb genommen / auf den andern Ballen / reibet die Farb mit den zweyen Ballen so lang / biß sie auf den beeden gantz dünn wird / (damit die Buchstaben im Auftragen nicht vollgeschlagen werden /) trägt alsdann die Form mit besagten Ballen auf / daß alle Buchstaben damit getroffen werden; Inzwischen leget / der andere einen zuvor eingefeuchteten Papier=Bogen in den auf der Lehne liegenden Deckel / leget ihn gerade in die Punctur / stösset das Rämlein / vermittelst des Riemens / den er mit dem Fuß rühret / auf den Deckel / schliesset es mit der Schnallen / leget den Deckel auf die Forme / entwindet den Karren / mit der Korbel / fähret mit demselben zwischen dem Lauf=Bret auf den Schienen unter den Tiegel / welcher an der Spindel / vermittelst einer Büchsen / angebunden ist / und ziehet so dann den Pengel / oder die Zug=Feder der Spindel / mit der rechten Hand an sich / so starck er kan / und windet damit die Spindel / worunter der Tiegel hanget / auf den Deckel / mit zweyen Zügen oder Sätzen / die dann durch solchen Druck das Papier in die Schrifft eintrincken machet. Wann nun als von beedes Formen oder Schön= und Widerdruck abgezogen worden / werden die Errata oder Setz=Fehler durch den Correctoren ausgezeichnet / von dem Setzer / vermittelst einer spitzigen Ahlen / heraus gethan / nachmahls von dem Correctore noch einmal revidiret / und übersehen. Wann nun solcher Gestalt die Form entfehlert ist / hebt der Drucker an / selbige abzudrucken / (das Papier muß allerwenigstens 24. Stunden vorhero gefeuchtet / und mit einem mehr als Zentnerschweren Stein beschwehret werden /) und verfertigt in einem Tag drey= bis vierdthalb tausend Bögen Abdrücke.
Wann so viel hundert oder tausend Abdrücke gemacht sind / als man vonnöthen hat / wird die Form auf ein Wasch=Brett gehebt / in den Waschstein getragen / mit einer siedheissen und scharffen Laugen sauber wieder abgewaschen / die Laugen daranach mit Wasser wol abgespület / und die Schrifft von den Stegen abgelöset; Darnach muß der Setzer selbige wieder ablegen / zu solchem Ende nimmt er eine Anzahl Zeilen / so viel er fassen kann / mit dem Ableg=Span auf die lincke Hand / nimt mit der rechten ein Wort nach dem andern / lieset und leget solches wieder in die Fächlein / wie und wo er selbige zuvor herausgenommen hat."2
Illustrationen

Viele Fechtbücher sind illustriert. Es ist anzunehmen, dass im Vorfeld Skizzen angefertigt wurden. Möglich, dass hierfür der Meister und/oder seine Vorfechter und Schüler Modell standen. Waren die Vorlagen fertiggestellt, wurde ein Kupferstecher mit der Umsetzung beauftragt.
"Es bestehet aber die Kunst in Kupfer zu stechen / fürnehmlich in dreyerley Arten / nemlich im Stechen / Radiren / und der so genannten Schwartzen Arbeit: Von der ersten Art dem Stechen / haben wir bereits weitläufftige Meldung gethan3 [...]
Das Radiren ist nicht minder so ergötzlich als nutzbar / zumal wann mit dem Grab=Stichel darein gearbeitet und ausgeholffen wird / da dann beede Manieren ein sehr köstlich Werck abgeben / und also vermischter vielen weit besser gefallen / als wann ein und andere Arbeit nur allein an sich selbst auf das Kupfer gebracht wird: Diese Arbeit wird meinst in Büchern und grossen Wercken gebrauchet / weil man alles damit viel besser verfertigen und beschleunigen kan. [...]
Der Unterschied zwischen dem Stechen und Radiren bestehet darinnen / daß jenes / das Stechen / durch einen wohlgeschliffenen Stahl oder Grab=Stichel verrichtet / im Radiren aber durch den auf das Kupffer gelegten Grund mit einer Nadel gerissen / und hernach mit Scheid= oder aber einem andern guten Etz-Wasser eingeetzet wird.
Die dritte Art der Schwartzen Arbeit / ist denen obigen zweyen gantz ungleich / und sind noch nicht viertzig Jahre / daß sie ein Durchleuchtiger Printz / aus einen hohen Chur=Hauß entsprossen / erfunden / und hat am ersten W. Valliant, mit Verwunderung vieler Liebhaber / durch sehr artig hervor gegebene Stücke dargethan / wie nützlich und annehmlich diese neu=erfundene Art seye / so / daß unterschiedliche Künstler solche mit besonderm Ruhm / sonderlich in Engelland und Amsterdam nachzuahmen und fortzuführen sich beflissen / auch eine Zeit her die allerschöneste und wunderwürdigste Conterfeye hervor gebracht. [...]
Zu obermeldten zweyen Arten / muß das Kupffer blanck / glatt und rein geschliffen / und polliret seyn / und wird der Schatten mit dem Grab=Stichel darein geschnitten / was aber weiß seyn soll / hell und blanck gelassen. In dieser Arbeit hingegen wird das pollirte Kupffer / ehe der Künstler sein Werk darein machet / gantz überarbeitet / und mit gewissen scharffen Eisen über und über sehr mühesam durchackert / so daß / wann es abgedruckt werden sollte / alles gantz schwarz fallen würde: Nach diesem pfleget erst der Künstler seine künstliche Hand anzulegen / in das schwarze Kupffer das Licht zu bringen / und die Erhöhungen auszudrucken / gantz auf umbgekehrte Art / indeme im Stechen und Radiren auf das helle Kupffer der Schatten gebracht und eingeätzet wird: Daher im Anfang viele in der falschen Meinung gestanden / als ob die hervor gebrachte Kunst=Stücke ebenfalls wie andere gestochen / und etwan durch zarten Flor auf gewisse Weise abgedrucket würden."4
Im Anschluss wurden die Kupferstiche verfielfältigt. Dies erledigte der Kupferdrucker.
"[D]iese Wissenschaft hat ohne Zweiffel / wo nicht zugleich mit der Erfindung des Kupffer=Stechens / doch gewißlich bald hernach / indeme man immerzu mehreren Vortheil hierinnen ausgesonnen / ihren Anfang genommen / und ist hochnöthig / daß ein jeder Kupffer=Stecher selbst wisse / wie ein guter Druck zu machen / und was dazu erfordert werde?
Die dazu gehörige Sachen sind gut Papier / eine gute Preß / so also zusammen gerichtet / daß die Waltzen und das dazwsichen gehende Bret / drauf das Kupffer liegen muß / wohl und accurat auf einander treffen / gute Filtz / gute Farb / so zu Franckfurth am besten gemachet / und daselbst verkauffet wird.
Der Druck ist also zu machen: Die Farb muß mit gebrennten Lein= oder / welches fast besser ist / mit Nuß=Oel angerieben werden / dann wird die Blatte auf einer gelinden Glut wohl eingeschwärtzet / mit zarten Lumpen abgeputzet / und mit der Hand auf das fleissigste rein abgewischet / alsdann auf das Bret / und der zuvor mit Vorteheil eingefeuchtete Papier=Bogen darauf geleget / mit dem Filtz bedecket und durchgezogen; und obschon solches alles dem Ansehen leicht / gehöret doch sonderbarer Fleiß dazu / und sind die radirte Sachen am leichtesten / die gestochene schwerer / die von schwartzer Arbeit aber am schwehr= und mühesamsten zu drucken.
Ein jeder Künstler ist zwar befugt / sich mit einer eigenen Presse zu versehen / und wann er die Mühe anwenden will / sine Sachen selbst zu drucken; Doch finden sich auch in grossen Städten / wo viel zu thun / als zu Wien / München / Augspurg / Nürnberg / etc. etc. Einige / so eine besondere Arbeit davon machen / Jungen darauf lernen / und gleich denen Handwerckern von der Obrigkeit dabey geschützet werden."5
Illustrationen in Fechtbüchern sind entweder im Text integriert (z.B. bei Hans Wilhelm Schöffer von Dietz) oder auf Extrablättern (teils faltbar) untergebracht (z.B. bei Jean Jamain de Beaupré). Allerdings sind sie nicht immer frei von Fehlern, was dem ein oder anderen Autor im Nachgang beim Betrachten des Werkes auffiel. So merkte beispielsweise besagter Fechtmeister Beaupré, der sein Werk mit 25 Abbildungen ausstatten lies, auf der letzten Seiten seines Buches an:
"Der günstige Leser wird alle beygesetzte Figuren in völliger Perfection in allen ihren Bewegungen finden / ausgenommen daß welche den Spitz deß lincken Fuß zu weit aussenher / und nicht in einer schnur=geraden Linien der Schuh=Schnallen placiret haben / welches dem Mahler beyzumessen / weilen dieser ohnfehlbar die Fecht=Kunst nicht verstehet."6
Buchhandel

Buchhändler waren die Verkäufer (und manchmal die Hersteller) der Bücher.
"Dann sobald nur diese Kunst zum Anschein kommen / ist auch der Buchhandel mehr und mehrers verherrlicht worden. Und gereicht es den Buch=Händlern zu sonderbahren Ruhm / daß gleich anfangs grundgelehrte Leuthe sich auf den Buchhandel gelegt / und zugleich Buchhändler und Drucker abgegeben / wie mit den Exempeln der Aldorum zu Venedig und Rom / der Juntarum zu Florenz / der Stephanorum und Morellorum zu Pariß / der Gryphiorum zu Lyon / der Wechtelorum zu Franckfurth / der Oporinorum und Frobeniorum zu Basel / und unzehlich anderer mehr erweißlich. Nach und nach aber hat sich der Buchhandel von den Druckereyen entsondert / wiewohl es doch noch bey einigen befindliche / die aber / wann sie / nebst dem Buchhandel / auch drucken wollen / ihre Jahre erstehen / und als Drucker=Gesellen die Freyheit erhalten müssen.
Es geschicht aber der Buchhandel auf verschiedene Arten / indem einige sich lediglich mit ihren Verlags=Büchern vergnügen / und selbige gegen paares Geld verhandeln; andere aber ihr Verlags=Gut gegen andere Bücher verstechen / und ein so genanntes Sortiment sich beylegen / damit sie / bey Nachfrage / mit verschiedenen Büchern versehen / und die Liebhaber damit bedienen können. Noch andere bedienen sich beyder Vortheil / und verhandeln einige ihres Verlags Bücher allein gegen Geld / andere aber verwechseln sie gegen anderes Gut / und weiß ein jeder Buchhändler selbst am besten zu wehlen / was seinem Handel am vorträglichsten und ersprießlichsten.
Es wird aber von einem klugen Buchhändler erfordert / daß er / bey vorhabendem Verlag eines Wercks / selbst klüglich urtheilen könn / ob selbiges der Orten / wo er seinen Handel treibt / zu verschliessen / und zu verkauffen; ob die Materie dem / wo er die meiste Kundschafft zu hoffen / anständig und beliebig; ob darinnen nichts befindlich / so dem Staat oder Nation / wo er seine zeitliche Wohlfahrt sucht / nachtheilig; Dannenhero er höchstnöthig bey gelehrten Leuthen sich dieserwegen Raths zu erhohlen / und wird in grossen Städten / in Erwegung dessen / sonder Censur und Erlaubnus nichts zu drucken vergönnet. So fürsichtig er aber in seinem eignen Verlag seyn muß / so gehört ihm auch / nicht minder fürsichtig in Eintauschung anderer Bücher zu seyn / damit er sich mit selbigen nicht zuviel überlege / und endlich / bey ermangelnder Nachfrage / in die so genannte Maculatur zu schlagen nöthig habe.
Anbey ist auch für einen Buchhändler ein höchstnöthiges Stück / die jenige alte Bücher / so bey den Verlegern / auch bey den Buchhändlern nicht mehr zu haben / anbey aber in hohem Werth / und bey Gelehrten höchstgeschätzt / zu kennen / und bey alten Bücher=Verkauffern und zergäntzten Bibliothequen / aufsuchen zu können / zumahlen hierinn öffters ein Buchhändler sich den grössten Ruhm und wichtigsten Gewinn erworben; und dienet hiebey ihm sonderlich zur Nachricht / daß er die Zeichen der alten und kunstberühmtesten Buchhändler und Drucker / so sie ihren Wercken auf dem Titel=Blatt beygedruckt / mercke / und von andern zu entscheiden wisse."7
Kaufte man ein Buch beim Buchhändler, war es (anders als heute) meist noch nicht fertig gebunden.8

Buchbindung

Der Buchbinder erzeugte aus bedrucktem Papier stabile Bücher.
"Sehr verdrießlich und beschwerlich würde es fallen / wann wir unsere heut zu Tag übliche Bücher also rohe und ungebunden brauchen sollten / dann ob schon etwann mancher den Bogen nach dem Format in Folio / Quart und Octav richtig und geschwind zu verwenden weiß / würde es doch / wann das Format in zwölff / sechzehen / achtzehen / vier und zwanzig oder zwey und dreissig Theile abgeteheilet ist / sehr vielen schwehr genug fallen; Wie mancher Bogen würde verlohren gehen / und das Exemplar defect werden? wie bald würde sich das Papier zerschleissen und zerreissen? was Mühe würd man haben / die Kupffer jedesmahl auszusuchen / und dem Context im Lesen entgegen zu halten? wie bald wurde sie dem Staub unterworffen / verderben / und von den schädlichen Schaben angefressen werden / da sie hingegen der euserliche Einband und die Deckel / wann sie wohl gemacht und reinlich gehalten wird / vor beeden ziemlich lang bewahret / und die Blätter / nach Belieben / ohne vielen Zeit=Verlust flüchtig herumb geworffen / dasjenige leichtlich aufzuschlagen vergönnen / was man zu suchen / und etwan zu lesen / oder auszuzeichnen beliebet: Solcher gestalt ist ja das löbliche Handwerck der Buchbinder so nöthig als nutzlich. [...]
Das Meisterstück / so sie machen / bestehet gemeinlich in einem starcken Folianten / Quart= und Octav=Band. In Nürnberg wird der Foliant in Schwein=Leder eingebunden / mit Rollen zierlich überkrämpelt / auch mit messenen Ecken und Hacken beschlagen. Der Quart=Band wird mit roth=gefärbtem Kalb=Leder überzogen / mit Stämpeln und Filetten gezieret / nachmal überguldet / und mit Gesperren versehen. Die Decke des Octav-Bandes bestehet aus schwartz=gefärbten Kalb=Leder / ebenfalls mit Gesperren und mit verguldeten Stämpeln und Zieraten ausgemacht. Der Foliant ist gemeiniglich grün auf dem Schnit / an dem Quart= und Octav=Band aber muß er / ohne einige Striemen und Risse / glatt und blanck verguldet seyn.
Vor Alters pflegte man die Bücher entweder nur in einfaches dickes Perment oder Leder zu hefften / nachmahls das Leder mit gestrichenem Gitterwerck zu zieren; theils Bücher wurden zwischen zwey Bretter gebunden / und nur allein der Rucken mit Leder bedecket; nach dem fienge man an / auch diese Bretter mit Schwein= Kalb= und Schaaf-Leder / wie auch mit Juchten / Saphian und Corduan zu überziehen / weil aber diese Bücher sehr schwer / und noch dazu meinst mit messinen Ecken / Clausuren und Gesperre versehen waren / davon jene fast gar nicht mehr üblich / diese aber gar selten gebraucht werden / hat man die von vielem aufeinander gepappeten Papier also genannte Pappen=Deckel eingeführet / deren man sich annoch bedienet / und selbige mit Papier / oder gemeinen von Schaaf= oder aber guten Compert von Kalbs=Leder / auch bißweilen so schlecht als guten Zapffen=Leder überzogen.
Heut zu Tag floriren meinstens die so genannte Frantzösische Bände / welche aus Kalb=Leder bestehen / so mit einer besondern Schwärtze eingesprenget / an dem Rücken mit Rollen überstämpelt und verguldet / zu öberst aber die Titel der Bücher mit guldenen Buchstaben angedeutet werden: Es geschiehet auch öffters / daß einige Bücher in schönen Brocard und Sammet gebunden / mit silbernen / verguldeten oder wohl vor hohe Personen mit gantz guldenen Ecken und Gesperren beschlagen / auch wohl gar mit einer von Silber gantz dinn geschlagenen Decke überzogen werden. [...]

Es soll aber ein Buchbinder von Rechts wegen die vier Haupt=Sprachen / Ebräisch / Griechisch / Latainisch und Teutsch zum wenigsten lesen können / und die Lateinische in etwas zur Noth verstehen / indeme in selbiger öffters zu End eines Werckes eine nothwendige Erinnerung an den Buchbinder angefüget wird / wie wird er aber solche beobachten / wann er sie nicht verstehet / oder niemand bey der hand hat / der ihme solche verteutschet?
Er muß auch seine Arbeit wohl verstehen / und wissen / das Lein=Wasser und Alaun so zu temperiren / daß das Papier im Planiren nicht zerfliesse / oder / so es zu starck / nicht breche und zusammen pappe / er muß wissen das Buch aus dem Faltz zu schlagen / aufzubiegen / und gehöriger Massen zu beschneiden / dann nochmal zu schlagen / auf der Häfft=Lade zu häfften / in der Presse zu leimen / mit dem Schnitt=Hobel zu beschneiden / den Schnitt / nach beliebiger Art / anzufärben / zu marmoriren / oder zu vergulden / und / so es verlanget wird / vermittelst der Buntzen / mit allerley Laub=Blumen und Bilder=Werck zu zieren / den Rucken mit artig=bestochenen Capitälen zu versehen / alsdann die Bretter oder Pappen=Deckel an die Seiten zu setzen / mit Compert oder Leder zu überziehen / auch / wann es beliebt wird / mit allerley guldenen Zieraten / und Leisten auszuzieren / und Gesperre / Clausuren oder Bänder anzusetzen etc. etc."9
Der Futeral-Macher ist zum Buchbinderhandwerk zu rechnen.
"so wohl von Holtz als Pappen=Deckeln zu Spiegeln und allerley Sachen / so ihme vorkommen / Rahmen / Futer und Gehäuse verfertiget / mit Papier oder Leder überkleidet / mit Rollen und Stämpeln zieret / und auf das schönste verguldet / auch einwendig mit Papier / Sammet / oder andern herrlichen Stoffen auszieret / als welche Arbeit die Buchbinder / von undencklichen Jahren her / frey und ungehintert getrieben haben."10
 Schlussfolgerungen

Der Artikel gibt einen Einblick in die handwerklichen Prozesse des Buchdruckes in der frühen Neuzeit und beschreibt die Buchproduktion vom Manuskript über den Druck bis zum Verkauf beim Buchhändler. Deutlich geworden ist, dass es ein arbeitsteiliger Prozess war, der viele Beteiligte involvierte: Fechtmeister/Autor, Papierer, Schriftgießer, Buchdrucker, Buchbinder, Buchhändler sowie gegebenenfalls Schreiber, Zeichner, Kupferstecher, Kupferdrucker (alle Handwerksmeister sind jeweils mit Gesellen zu denken) und Modelle für die Illustrationen.

Aus dem Prozess der Buchproduktion leiten sich Fragestellungen zur Motivation des Autors und Finanzierung des Projektes ebenso ab wie Fragen zu Auflagenstärke, Rezeption und Verbreitung der Fechtbücher. Dem wird in weiteren Forschungen nachzugehen sein.

Anmerkungen:
1 Weigel, Christoph: Abbildung Der Gemein-Nützlichen Haupt-Stände. Regensburg, 1698. SLUB Dresden, Signatur: Technol.A.142.
2 Ebd., S. 252-255
3 Es wird v.a. von der Geschichte des Kupferstechens berichtet und berühmte Kupferstecher der Zeit namentlich genannt. Die Beschreibung der Handgriffe erfolgt später im Text.
4 Vgl. Weigel: Haupt-Stände, S. 204-205
5 Ebd., S. 205-206
6 Beaupré, Jean Jamain de: Methode tres facile pour former la noblesse dans l'art de l'epée = Die allerleichtiste neue weiß, den Adel in der Fecht-Kunst zu underweisen. Ingolstatd, 1721, S. 78.
7 Vgl. Weigel: Haupt-Stände, S. 243-245
8 Erst die Buchbinder „fertigten auf Bestellung für jeden Kunden individuell Einzelbände an.“ Vgl. Rautenberg, Ursula: Reclams Sachlexikon des Buches: Von der Handschrift zum E-Book. 3., vollständig überarbeitete und aktualisierte Auflage. Stuttgart/Ditzingen, 2015, S. 69. Es wurden nur „vereinzelt […] Teile vor dem Verkauf an den Endkunden in lokal ansässigen Werkstätten“ gebunden., siehe ebd.
9 Vgl. Weigel: Haupt-Stände, S. 256-260
10 Ebd. , S. 260

Mittwoch, 16. Mai 2018

„Information Der Edlen Fecht Kunst auf den Stoß.“ - Transkription der Handschrift Sig. Cod. Don. F III 3

von Samara Ajjour und Jan Schäfer

Die Handschrift Sig. Cod. Don. F III 3 ist eine bis dato relativ unbekannte Abhandlung über die Fechtkunst „auf den Stoß […] nach der neuen Italiänischen Methode“, die in der Württembergischen Landesbibliothek Stuttgart aufbewahrt wird. Sie ist auf das Jahr 1747 datiert und umfasst 56 Blatt (vgl. Handschriftenbeschreibung). Ein Autor wird namentlich nicht genannt.

Der Text:
<fol. 1r> Erster Theil
Haltet in sich die a la
Muraille Paraden
und Stossen.
Zum gebrauch Joseph Wenzel F. von Fürstenberg
Regensburg Ao 1747

<fol. 1v> leer

<Seite 1>  Information
Der Edlen Fecht Kunst auf
den Stoß.
Welche in sich halt, wie und
was Manier die Lectionen nach
der neuen Italiänischen Me-
thode in guter Ordnung nach
einander gehen, und wie sol=
che auf des Meisters Termi-
nis auswendig müssen gemacht
werden, von dennejenigen so

<fol. 2v> die Edle Fecht Kunst recht und
aus der Perfection erlernen
wollen welches auf folgende
Lectionen deutlich erkläret wird.

Lection
der
a la muraille oder Mauer
Paraden.
Welche nach der Kunst auf folgen=
de Differente Maniren gemacht
werden.

Erstens.
Quart und Terz
werden mit einfacher
Grado oder Linie Movementen
pariret.

<Seite 2> Zweijtens.
Quart und Terz Einfach doupel u: Triple Finten
werden auch mit einfachen
Grado, oder Linie Movementen
pariret.

Drittens.
Quart und Terz
mit Glissade Movemen-
ten pariret.

<Seite 3> Vierdtens.
Quart und Terz
mit Contre und Ramassier
Movementen parriet.

Fünfftens.
Quart mit demi cercle* Movement parirt.
Terz mit terz linie cercle, oder
wie auch solches genennet,
mit halber Cavation
in Terz cercle parirt.

<Seite 4> Sechstens.
Quart mit contre octave pariret.
Terz mit douple octave pariret.

Siebentens.
Quart mit prima movement pariret.
Terz mit demi prime movement pariret.

<Seite 5> Achtens.
Quart mit centru Glissirung pariret.
Terz mit douple centru glissirung pariret.

Beij dieser a la muraille Parade oder Mauer
Lection ist hauptsächlich zu beobachten, daß
auf die Movementen der Paraden weder
der Kopff, Leib noch Beine bewegt werden,
und auch bißweilen nach geschehener
Parirung unvermuthet auf des Ge=
gners Klinge ein Patement oder lengi=
rung gemacht werde, und ein General
Regul allzeit auf des Gegners Spitz
und Augen zu sehen.

<Seite 6> Lection
der
a la muraille Stossen.
Welche nach der Kunst auf folgen=
de Differente Manieren gemacht
werden.

Erstlich.
Quart und Terz
loß gestossen.

<Seite 7> Zweijtens.
Quart und Terz
streichen und Stossen.

Drittens.
Quart und Terz
glissiret.

<Seite 8> Vierdtens.
Quart und Terz
über die poignée ge=
worfen.

Fünfftens.
Quart und Terz
coupiret und gestossen
unter daß gefäß
und Ellenbogen.

<Seite 9>
Sechstens.
Quart und Terz
von oben Circuliret und
gestossen.
nehmlich als die Kling in
Quart engouchirt, gehet man
von oben Rund über die Spitz
in Quart & vice versa.

Siebentens.
Quart und Terz
von unten circuliret.
So die Kling in Quart liegt,
gehet man von unten Rund
über die Spitz in Quart.
vice versa.

<Seite 10> Beij diesen a la muraille Stossen.
ist noch Principal zu observiren,
daß in dem Ausfall oder Allongi-
rung das linke Bein allzeit un=
verruckt auf seinem Platz muß
stehen bleiben, um dadurch
ein festes Lager zu profitiren.

<fol. 9r> Explication
Des
Ersten Theils
Von den a la muraille Paraden und Stossen.

<Seite 11> Explication
der
a la muraille Stossen.

Erstlich.
Quart und Terz
loß gestossen nehmlich.
Wann der Gegner in Terz
anlegt so muß er nach der a la
muraille Manier und Gebrauch
ohne einige finten, halbe Stoß
oder andere Bewegungen zu ma=
chen, unter die Kling Rein Quart
stossen liegt er aber inwen=
dig in Quart, so muß er auf
obige Manier Terz stossen.

<Seite 12> Zweijtens
Quart und Terz
gestrichen u: gestossen auf
folgende Art.
So der Adversarius in Terz liegt,
so streichet er in der degagirung
von des Gegners ganzen Schwäche,
biß in seine ganze force, wie
auch wen solcher in Quart an=
liegt, so streichet er obgemel=
der massen Terz welches beijdes
mit unverwandter Hand ge=
geschehen muß.

<Seite 13> Drittens.
Quart und Terz
wird glissiret auf diese
Manier nehmlich.
Wenn die Kling inwendig
in Quart encouchiret ist, so
glissiret man in den Tempo
der degagirung mit verwan=
der Hand Terz auswendig,
mit erhobener  <durchgestrichen: Hand> faust
und tieff gehaltener Spitze
& vice versa.

<Seite 14> Vierdtens.
Quart und Terz
geworfen und gestossen auf
folgende Weise.
So sich das Gewehr auswen=
dig in Terz Seiten befindet,
so wirfft man die Klinge an
statt von unten durchzustos=
sen über des Gegners Ge=
wehrs seiner Spitze und
stosset Quart inwendig mit
unverwandtner Hand & vice
versa.

<Seite 15> Fünfftens.
Quart und Terz
coupiret man folgender
massen.
Man stehet zu diesen Stossen
allein mit 2 gebogenen Knien,
worbeij zu observiren, daß,
wann sich die Kling auswendig
in Terz befindet, man die Spitz
neben des Gegners Parir Stange
mit centru gedrähter Hand halte,
und darauf von der poing biß
an seinen Ellenbogen mit der
Spitze passire, u: coupire unter
seinen Arm mit centru gedräh=
ter Hand hochinwendig in seine
Quart. & vice versa.

<fol. 13> Zweijter Theil.
Welcher die Lectionen in Avanciren
Reteriren, u: Pariren in sich begreifft
und in nachfolgender Ordnung infor-
mirt werden.

Erstlich.
Muß der Discipel in eine ordentlich
formirte Positur gestellet werden,
darauf unterweiset man ihn mit Viertl,
halb, und ganzen Passen zu Acanciren,
und zu reteriren, als den zeiget man
ihn mit folgenden Differenten Movi-
menten zu pariren nehmlich.

<Seite 16> I.
Mit einfachen gerader oder Linie
Parade.

Reterir parir Quart
Reterir parir Terz
Reterir, parir Quart
mit einfacher finte.
Reterir, parir Terz
mit einfacher finte.
Reterir, parir Quart
mit doppelter finte.
Reterir, parir Terz
mit doppelter fint.

<Seite 17> Reterir parir Quart
mit triple fint.
Reterir parir Terz
mit triple fint.

II.
Contra Paraden

Reterir, parir contre Quart
Reterir, parir douple contre Quart
Reterir, parir conter Quart
ramassirt in Terz
Reterir, parir contre Terz
Reterir, parir douple contre Terz
Reterir, parir contre Terz
ramassirt in Quart.

<Seite 18> III.
Cerde Paraden

Reterir, parir mit demi cerde
Reterir, parir mit douple Cerde.
Reterir, parir mit demie cerde
und octave.

IV.
Octave Paraden.
Reterir, parir mit octave
Reterir, parir mit douple octave.

<Seite 19> Reterir, parir mit octave contre Quart
Reterir, parir mit octave contre
Quart, ramassirt in Terz.

V.
Prime Paraden.

Reterir, parir mit prime
Reterir, parir mit douple prime
Reterir, parir mit prime contre
prime.

<Seite 20> VI.
Centrum Paraden.

Reterir, parir, Quart, und Quarte basse
mit centrum Parade.
Reterir, parir, seconde oder Quart
mit centrum Parade.
Reterir, parir Terz mit douple
centrum Parade.

VII.
Brouillir Parade.

Reterir parir Quarte oder Quarte
basse mit Brouilier Moviment

<Seite 21> Reterir, parir seconde oder Quart
mit Brouillier Movement
Reterir, parir Terz mit douple Brouillier
Parade.

Also bestehet diese Parade aus
3 differenten Movimenten nehmlich
die erste mit verwandter Faust u:
daß die Spitze tief auf den Boden
siehet die zweijte, macht man mit
gerader Hand, wen man keine Kling=
ge unten findet, u: in die obere
Linie kommt, und die dritte obgemel=
ter massen, darauf mit contre
Quart Parade.

<Seite 22> VIII.
Auf Avancieren und Stossen in
der Linie.

Avancir auf Quart, stoß Quart
Avancir auf Terz, stoß Terz
Avancir auf Quart mach fint
in Terz, stoß Quart.
Avancir auf Terz mach fint
in Quart, stoß Terz.
Avancir auf Quart mach fint
in Terz u: fint in Quart
stoß  Terz.

<Seite 23> Avancir auf Terz, macht fint 
in Quart, u: fint in Terz stoß Quart.
Avancir auf Quart, mach fint
in Terz, fint in Quart u: wie=
der fint in Terz stoß Quart.

Avancir auf Terz macht fint in
Quart, fint in Terz und wie=
der fint in Quart stoß Terz.

IX.
En pie ferme von Quart
biß prime mit einfacher
Parade.

Appel en Terz, parir Quart stoß Quart.

<Seite 24> Appel en Quart, parir Terz, stoß Terz
Appel en Quart, parir Terz, stoß seconde
Appel en Terz, parir Quart stoß flanconnade
Appel en Terz, parir Quart, stoß Quarte basse
Appel en Quart, parir Terz, stoß Prime

X.
En pie ferme mit contre
Parade von Quart biß
Prime.

Appel en Quart, parir contre Quart
stoß Quart.
Appel en Terz, parir contre Terz
stoß Terz.

<Seite 25> Appel en Terz, parir contre Terz 
stoß seconde.
Appel en Quart, parir contre 
Quart, stoß flanconnade.
Appel en Quart, parir contre
Quart, stoß Quarte basse.
Appel en Terz, parir contre
Terz, stoß Prime.

<Seite 26> XI.
En pie ferme auf douple contre
Parade von Quart bis Prime.

Appel en Quart, parir douple
contre Quart stoß Quart.
Appel en Terz, parir douple
contre Terz stoß Terz.
Appel en Terz, parir douple
contre Terz, stoß seconde.
Appel en Quart parir douple
contre Quart stoß flanconnade.

<Seite 27> Appel en Quart, parir douple
contre Quart, stoß Quarte basse.
Appel en Terz, parir douple 
contre Terz, stoß Prime.

<Seite 28> XII.
Lection
En pie ferme auf demi cerde.

1. Parier demi cerde Stoß Quart
2. Parier demi derde Stoß seconde Real
3. Parier demi cerde mach fint
ober die Kling in seconde Stoß Quart.
4. Parier mit demi cerde mach
fint ober die Kling in secon-
de und fint ober die Kling
in Quart stoß ober die Kling seconde.

<Seite 29> XIII.
Lection
En pie ferme auf octave Stossen.

1. Parier Octave, Stoß seconde.
2. Parier Octave, Stoß Terz.
3. Parier Octave, Stoß doupel Terz.
4. Parier Octave mach douple
Terz und stoß Quart.

<Seite 30> XIV.
Lection
En pie ferme mit Prima Stoß

1. Parier Prime, stoß Prime.
2. Parier prime, stoß doupel Prime.
3. Parier prime, mach fint
ober die Kling in Seconde, Stoß Prime.
4. Parier Prime, mach fint
oder die Kling in seconde,
ein fint ober die Kling
in Quarte Stoß ober die 
Kling in Seconde
mit prime gedräh=
ter Hand.

<Seite 31> XV.
Lection
En pie ferme Risport en
glissade.

1. Appel en Quart, parier Terz
stoß Terz glissade.
2. Appel en Quart, parier Terz
stoß seconde glissade.
3. Appel en Quart, parier Terz
mach fint in prime,
stoß Terz glissade.

<Seite 32> XVI.
Lection
En pie ferme Risport in Cirkel
glissade und Stossen.

1. Parier demi cerde in glissa-
de, stoß Terz glissade.
2. Appel en Terz, parier demi
cerde in glissade, stoß seconde
glissade.
3. Appel en terz, parir demi
cerde in glissade mach
fint in prime, stoß Terz glis-
sade.

<Seite 33>
XVII.
Lection
En pie ferme Risport en octave
glissade.

1. Appel en Quart, parier octave
in glissade, stoß Quartglissa-
de.
2. Appel en Quart, parier octave
in glissade, stoß flanconnade
mit prime move-
menten=glissade
3. Appel en Quart, parier octave
in glissade, mach fint in
flanconnade, stoß  Terz glissade.

<Seite 34>
XVIII.
Lection
Risport en pie ferme en prime
glissade.
1. Parier prime in glissade stoß Terz
glissade
2. Parier prime in glissade stoß Prime
glissade
3. Parier prime in glissade mach
fint in prime stoß Terz
glissade.

<Seite 35>
XIX.
Real
Lection
Risport
En pie ferme auf Contre Parade.
auf Quart.
1. Appel en Quart, parier contre
Quart, stoß Quart.
2. Appel en Quart, parier contre
Quart, stoß Werbel  Terz.
3. Appel en Quart, parier contre
Quart, mach fint in Terz,
stoß Quarte.

<Seite 36> XX.

Appel en Quart, parier contre
Quart, stoß flanconnade.
Appel en Quart parier contre
Quart, stoß Quart revers.
Appel en Quart, parier contre
Quart, stoß Coupe leg.

<Seite 37> XXI.
Lection
Risporte
En Pie ferme auf contre Terz
Parade.

Appel en Terz, parir contre
Terz, stoß Terz
in der Linie
Appel en Terz, stoß parier contre
Terz, stoß seconde
in der Linie
Appel en Terz, parier contre
Terz, mach fint in secon-
de stoß Quart
über dem Arm.

<Seite 38> XXII.
Tempo Lection

1. Als der Gegner in Terz marchi-
ret forcirt, strengonirt oder
battiren will stoß Tempo
Quart.

2. So der Adversarius auf Quart
marchirt, forcirt, strengonirt,
oder battiret, mach Tempo
Terz.

<Seite 39> 3. Wann der Gegner vorders
auf Terz marchirt, mach
fint in Quart, stoß Tempo
Terz.

4. So der Wiedersacher
weiters auf Quart at-
taquirt mach fint in 
Terz, stoß Tempo
Quart.

<Seite 40> XXIII.
Lectionen
En Tempo Risporte.

1. Als der feind auf die Terz
forcirung Tempo Quart
stosset, parier solche
Tempo wie folget.

Mit Linie Parade
mit Circkel Parade
mit prime Parade.

<Seite 41> 2. Wann der Gegner auf die Quart
forcirung Tempo in Terz stossen
will, parier solche Tempo
auf folgende Weise.

Mit grade Parade
mit Circkel cavation Parade
mit prima Parade.

<Seite 42> XXIV.
Lection
Nach der Ordnung
Auf Avanciren und Stossen
mit Demi bott.

1. Avancir forcir Quart, mach ein
Deni bott in Terz stoß Quart.
2. Avancir, forcir, Quart mach ein
demi bott in Quart, stoß Terz.
3. Avancir, forcir, Terz mach
demi bott in seconde stoß Quart
über dem Arm.

<Seite 43> XXV.
Lection
Nach  der Ordnung
Auf Avanciren und Stossen mit.
Demi botte und fint.

1. Avancir, forcir Terz, mach demi
botte in Quart, fint in Terz stoß Quart.
2. Avancir, forcir Quart, mach
demi botte, in Terz und fint
in Quart stoß Terz.
3. Avancir, forcir Terz mach ein
demi botte in seconde mit fint
in Terz stoß seconde.

<Seite 44> XXVI.
Lection
nach der Ordnung
In Avancieren u: Stossen mit
douple demi botte.

1. Avancir, forcir Quart mach
douple demit botte in
Terz stoß Quart.
2. Avancir, forcier Terz, mach
douple demi botte in Quart 
stoß Terz.
3. Avancir, forcir Terz, mach
douple demi botte in seconde,
stoß Quart
über dem Arm.

<Seite 45> XXVII.
Lection
In Avancieren in  d Linie mit
Werffstossen.

1. Angelegt die Kling in Terz,
Avancir, in d Terz linie werf über
die Spitz, u: stoß Quart.
2. Angelegt die Kling in Quart,
Avancir, in die Quart linie,
werf ober die Spitz in Terz.
3. engouchirt die Kling in Quart
Avancir in die Quart Linie
werf ober die Spitz u: stoß seconde.
4. engouchirt in Terz Avan.
cir, u: werf ober die Spitz in Quarte basse.

<Seite 46> XXVIII.
Lection
Mit Circkul Avanciren, forciren
und Stossen.

1. Die Kling engouchirt in Quart,
Avancir ober die Spitz, u: forcir
Quart, stoß Quart.
2. Angelegt in Terz, Avancir rund
ober die Spitz, forcir Terz, stoß Terz.
3. angelegt in Quart, Avancir
rund ober die Spitz forcir
Quart, degagir, stoß Terz.
4. angelegt in Terz, Avancir
rund ober die Spitz, dega-
gir, stoß Quart.

<Seite 47> XXIX.

5. angelegt in Quart, Avancir
ober die Spitz Rund mach fint
in Terz, stoß Quart.
6. angelegt in Terz, Avancir,
rund ober die Spitz, forcir Terz,
mach fing in Quart stoß Terz.
7. angelegt in Terz Avancir
ober die Spitz rund forcir Terz,
stoß seconde.
8. angelegt in Terz, Avancir
ober die Spitz rund, forcir
Terz, mach fint in seconde stoß Quart
über dem Arm.

Beij dieser Lection ist auch haubtsächlich zu
beobachten, daß das Avanciren ober der Gegners
Spitz, u: forciren in einen tempo gesche=
en muß.

<fol. 31r> Taffel
Der General Terminorum.
Was durch solche Nahmen zu verste=
hen, auf was Manier sie gemacht
werden, und vor Würckung an sich 
haben.

1. Engarde oder positur ist ein vollkommen
formirte figur des fechtens die Spi=
tze, oder Schärffe der gegen Partheij
praesentiret, den Angriff alsdann zu
thun, oder solchen zu erwarten.

2. Attaquiren, Avanciren, oder marchiren ist so viel,
als auch dem Aversarius zu gehen, 

<fol. 31v> oder zu verfolgen nehmlich mit
dem rechten Fuß vorwerts ausge=
tretten u: dem lincken nach gestellt
welchen mit beijden füssen zu
gleich geschehen muß.

3. Reteriren, ist zuruck oder hinterwerts
gehend, den linken Fuß erst
retro gestellt, und den rech=
ten nach gezogen welches mit 
beijden Beinen auf einmal 
geschehen muß.

4. Pariren, kan auf unterschiedliche
Manier geschehen, nehmlich

<fol. 32r> mit der Klingen, poignard, Stoß
oder mit der lincken Hand, der
Gegen Partheij Stoß, von dem
Leib abzuwenden, damit die Spi=
tze, oder Schärffe nicht treffen
kan.

5. Stossen, oder allongiren ist ein voll=
kommener Ausfall, um dem
Gegner laediren zu trachten,
wenn solcher weit weg stehet,
also daß man mit dem rechten
Bein gerad vorwerts ausstost, so
weit es ungezwungen zu <durchgestrichen: s> läst
daß lincke bleibt fest auf seinen Platz
ohne aufheben oder nach zie=
hen stehen.

<fol. 32v> Lager bedeutet so viel, als in dem Aus=
fall u: allongirung liegen blei=
ben, ohne einige Bewegung weiter
zu machen.

6. Lager, Stoß wird formirt, daß, so man
einen ganzen Ausfall gemacht,
der Gegner dem Stoß pariret,
u: auf seine Parade marchiren
will, man ohne Reterirung oder
en gard zu kommen, auf des Adver=
sarij marchiren zu gleich stosset.

7. Gegner, Adversarius oder feind ist die
contre Partheij der Attaquirten

8. Battiren, ist ein stärcker Schlag, mit
dem Degen auf der Gegner Partheij ih=
re Klinge.

<fol. 33r> 9. Forciren, ist so viel, als mit dem Gewehr
vnd Adversarij Klingen auf sei=
ner graden Linie abdru=
cken, auf das beijde Klingen
weder hoch noch niedrig kom=
men, nur um eine Blöße
zu geben.

10. Strengoniren, geschieht mit dem Degen
des Adversarij Gewehr tieff nach
dem Boden zu drucken um
doppelte Blöße der Gegen
Partheij in, und auswen=
dig zu geben.

<fol. 33v> 11. Degagiren, wird genennt, wenn beijde
Klingen sich in Quart befinden,
man so dan unter das Gewehr,
ohne solches anzurühren in
des Gegner Terz passieren, & vice
versa, wan man in Terz liegt,
u: unter die Klingen im Quart
passieren.

12. Wendiren, bedeutet, wen d Adversarius
dem anderen auf Quarte forciren
strengoniren, battiren, oder lengi
ren will, solcher in selbige be=
wegung mit der Spitze in Terz ge=
het, auf daß der Gegner keine
Klinge finden kann, & vice versa.

<fol. 34r> 13. Tempo, ist so viel, als zu gleicher Zeit
in einem tempo wird ein Appel
mit der Klingen, u: dem fuß
gemacht, wie auch, als man
mit dem recht und linken fuß
zu gleich marchirt, oder reterirt
solche in einem tempo genennt
wird.

14. Tempo Stoß, heist wen d feind inwendig an=
liegt, auf Quart marchirt, forciret,
oder battiren will, in selbigen move-
menten u: attaque schnell in Terz zu=
stossen, ehe d Gegner die Klinge berühret
hat, & vice versa, wan die Gegen Partheij den
Angriff auf Terz thun will, subito Quart
zu stossen.

<fol. 34v> 15. Fint Tempo Stoß wird gemacht, so der
feind den Degen in Quart anlegt,
u: in Terz degagirt, marchirt oder
forciren will, als dann muß auf
selbige Movementen zu gleich eine
fint in des Adversarij Quart ge=
macht, und Terz gestossen wer=
den, welches ohne die Kling tou
chiren zu lassen geschehen muß,
& vice versa.

16. Bindiren, wird genennet, als beijde zu
gleich stossen, nehml. so der Adversarius
Quart oder Seconde stosset, darauf in
einen tempo einen Ausfall mit der
position der linken Hand in Quart
zu gleich zu thun.

<fol. 35r> 17. Bindieren Glissiren, wird gemacht, nehm=
lich so die contre Partheij Quart
stosset, in ihre allongirung einen
gegen Ausfall zu gleich zu thun
in Flanquenade glissade.

18. Mensur, benehmen ist so viel, als mit dem
Movementen der Paraden retro zu
tretten mit beijden füssen.

19. Demi Mensur wird formirt, wann die Ge=
gen Partheij stosset, zu gleich mit
der Paraden das lincke Bein, so weit
es ungezwungen geschehen kan
hinterwärts mit gebogenen knie also zu
stellen, daß der Leib darauf liegen kan, daß
rechte Bein muß aber unverruckt auf seinen
Platz steiff stehen bleiben.

<fol. 35v> 20. Appel wird auf vielerleij Manier ge=
macht, nehm. als die Klingen in
oder auswendig engagirt sind in
selbige linie oder mit degagiren
die Klinge zu formieren, u: in einen
Movement einen Schlag mit dem rech=
ten fuß zu gleich zu thun, ohne sel=
bigen mehr vor oder hinterwarts zu
sezen.

21. Contra Appel geschiehet in einen tempo, wan
die Gegen Partheij in Quart lieget,
u: so dann einen Appel auf Terz ma=
chen will, so wird in währender De-
gachirung selbst contra degagirt,
u: ein Appel auf Quart gemacht.

22. Demi pote bedeutet einen halben Stoß,

<fol. 36r> wan nehml. der Gegner in Quart liegt
u: in Terz degagiret mit einen Schlag
des rechten fußes, und darauf Quart
stosset & vice versa.

23. Finten oder fintiren ist eine Verfüh=
rung um des Adversarij Klinge
aus der geraden linie zu bringen
in dem man, so sich die Klingen
in Quart reconteriren, in Terz
degagirt, u: wann als dan der feind
nach dieser Bewegung greifen
in die Blöße in wendig Quart
zu stossen welche mit douple
u: triple finten kann gemacht
werden. 

<fol. 36v> 24. Risporte ist, wen der Gegner stosset, sel=
ben Stoß pariren, u: contra nach
stossen, es <durchgestrichen: k> kan einfach, wie auch
douple u: triple geschehen.

25. Bedecken wird auf mancherleij Art u: Wei=
se gemacht. e: g: in der positur
stehet, in Avanciren, reteriren, u: in La=
ger nehmlich, wan der eine avancirt,
forcirt, battirt, fintiret, u: halb oder
ganze Stosse macht, so wird als dann
ohne nach solchen movementen zu
greiffen, oder selbige zu pariren,
die Klinge in eine gdraden Linie
nach der Adversarij Angesicht gehal=
ten welches auch geschieht wan man zum
ersten ausstosset, u: der contre part

<fol. 37r> den Stoß pariret, u: nach stossen will,
so bleibt man in der ersten allongi-
rung mit unverruckten Klingen
auf halb Mann hoch liegen.

26. Werff Stosse heissen u: werden gemacht
so die Klingen in Quart liegen, so
wird mit der Spitze über der Adver-
sarij poingne in Terz ausgestossen
wie auch als das Gewehr auswen=
dig in Terz sich reconteriret, so muß
man über des Adversarij Spitze Quart
gestossen werden welcher auf secunda
Quarte basse u: auf viele andere
Stossen kan gemacht werden.

27. Douple u: triple Werff Stossen werden ge=

<fol. 37v> macht, in dem sich die Klingen in=
wendig in der Quarte Seiten be=
finden, so wirfft man erstl. die
Kling über des Gegners Spitz in
Terz, 2tens wieder über die pointe
in Quart, u: drittens wird über
daß Gewehr in Terz gestossen diese
dreij movementen aber müssen in einen
Tempo samt der allongirung gemacht
werden, wobeij zu beobachten daß auch
in der douple Werffstossen dreij,
u: in dem triple Werff Stossen 4
movementen geschehen müssen.

28. Contra wendiren wird auf differente Manier
formirt, wann nehmlich der Adversa-

<fol. 38r> rius in Quart liegt, u: von unten durch Terz
formiren, oder battiren will, so muß man
in selbigen movementen in einen tempo
in Quart degagiren, so der feind aber
darauf in selbige Quart linie Quart
formieren, oder battiren will, so dega=
giret man auf diese Bewegung in
Terz, damit solcher mit der Schwäche
oder Stärke in, oder auswendig in d
Linie oder in degagiren niemahls die
Klinge antrefen oder touchiren kan
auf eben diese Weiß wird es gemacht in den
allongir Lager, wan man erst ausge=
stossen hat, u: die contre Partheij
den Stoß pariret, u: darauf in Lauffen
die Kling Dorciren will, & vice versa.

<fol. 38v> 29. Senteriren, bedeutet, daß indem man pariret
auf was Manier, alten oder neuen
Invention es immer seijn kan man als
dan in selbigen movement oder
parirung in einen Tempo den
rechten fuß hinter den lincken
so weit es ungezwungen zu läst
stellet ohne den lincken fuß von
seiner rechten Stelle zu bewegen.

30. Volta wird auf differente Weise formirt,
u: zwar ist solche eine Vorhaltung
des Gewehrs mit geraden Arm in ei=
ner egalen linie mit Verwendung
des Leibs u: lincken Beins, e.g. so der
Adversarius inwendig Quart stosset,

<fol. 39r> auf selbige Allongirung bedecket
man sich mit dem Gewehr auf viertl
Mann hoch samt d Lincken Hand para=
de, wie auch mit dem lincken fuß
lincks umgewandt, ausgetretten
ohne Versetzung des rechten, also
daß das obgemalde in einen tem-
po u: movement geschehen muß.

31. Passade kann auf vieleij Art gemacht wer=
den, so wohl in der positur, als auch
in Lager, u: ist so viel als eine
Umwendung auf die lincke Seite, mit
dem lincken fuß und Leib samt d
Parade des Gewehrs, wenn sich nehm=
lich des Gegners Klinge in terz be=
findet, und in Quart oder seconde

<fol. 39v> stosset, in selbigen Ausfall pariret
man in prime Parade u: läst lincks
inwerts ablauffen, darauf wieder
mit prime gedrehter Hand tief
oder hoch inwendig gestossen mit
beobachtung daß auf des Adversa=
rij seinen Ausfall die Verwen=
dung des linken Beins, Leibs, samt
der Parade in einen tempo gesche,
hen muß.

32. Lachiren wird auf die verschiedene Art ge=
macht, u: zwar erstl. so die Klingen
in, oder auswendig befinden, u:
die gegen Partheij mit grosser
furie marchiren, forciren oder
hinein lauffen will, darauf tritt 

<fol. 40r> man anstatt der gewöhnlichen
alten Manier mit dem lincken
fuß erst hinterwarts, zu reteriren,
u: den rechten nach zu setzen, zu
erst mit dem rechten, Bein, so
weit man kan, hinter das lincke
zu ruck, u: stellet das lincke
wieder in einer Bewegung hinter
das rechte auf eben solche Manier
wird u auch genennent u: gemacht,
wann man vorhero ausgestossen hat,
u: die Gegen Partheij den Stoß pa-
riret, u: schnell darauf hinein
laufen will, ehe man Zeit hat
sich in gewöhnliche Positur zu 
stellen.

<fol. 40v> 33. Dacco wird genennet ein Hieb mit der
Stoß Klinge auf das Haubt, nehml.
wenn d Gegner in Terz anlegt, u: in=
wendig prime, Quarte od seconde
stossen will, dann pariret man die
obgemelte Stoß mit prime Parade,
u: läst lincks ablauffen, u: haut dar=
auf in einen tempo dem Adversario
nach dem Haupt.

34. Renn Stoß werden auf unterschiedliche Wei=
se gemacht, so jemand solches pra-
cticiren will, muß er nicht piane
oder tranquille auf d feind anrü=
cken, sondern ganz furieux, u: pru=
tal mit bedeckten Arm u: Klinge,
des feindes Klinge forciren u: hinein
laufen, u: seine Stoß in prime oder

<fol. 41r> seconde mit grosser Geschwindigkeit und
ganz besonderer Manier vollbringen,
auf daß der Gegner keine Zeit zu
tempo stossen übrig hat, nehml. so
man selber oder d Gegner in Terz
anliegt, so marchiret u: forciret
man die Terz mit demi cerde parade
von oben rund ohne Loßlassung der
Klingen, biß in des feindes Quarte pas-
se, darauf soll sich des Gegners Spitze
auf seiner rechte Hand auswerts
befinden.

35. Douplace Stossen werden genennet, wen man
ohne Aufhören continuirlich stosset auf
folgende Art, so d Adversarius Quart
pariret in denselbigen ausfall werden
Terz, Quart, u: wieder Terz doupliciret,

<fol. 41v> ohne still zu halten, wobeij zu observiren,
daß beij jeden Ausstoß das linke Bein
muß nachgestellet werden.

36. Linie Douplace bedeutet, so der Adversarius
Quart inwendig pariret, als dann
bleibt man in der Quart Linie, u:
doupliciret noch einmal Quart mit
glissade gedrähter Hand, ohne das
man auf die Terz Seite kommt.

37. Wendiren strengoniren, ist so viel, u: wird
auf folgende Art formiret, wann
der Gegner tranquille oder prutal
auf Terz marchiren oder forciren
will, in selbige Bewegung degagirt
u: forciert man seine Quart mit
Mensur brechen, also daß, das obge=

<fol. 42r> melte in einen Tempo muß verrich=
tet werden.

38. Desarmiren ist eine Entwaffnung, oder Abneh=
mung des Gewehrs, welche auf vie
lerleij Weise durch die Kunst kan
gemacht werden,nehml. wann sich beij
de Klinge in Terz rencontiiren u: der
Wiedersacher inwendig in Quart einen
völligen Außstoß thut, als dan in selbi=
ge Allongirung mit dem rechtn Bein
zugleich ausgefallen u: des feinds Stoß
mit verkehrten geraden Parade auf
dem Boden zu drucken, u: in selbigen
movement mit der lincken Hand des ge=
gners seine rechte an der ersten jonctu-
re fest zu halten, also das daß gemel=
te wie auch in der Parade die Spitze

<fol. 42v> links, u: den Knopf rechts in einer
Linie zu halten mit einander in
einen Tempo geschehen muß.

39. Corrumpiren, ist so viel als der Adversarius
stosset, so dann auf seinen Ausfall mit
dem rechten u: lincken fuß vorwerts
zu marchiren, nehml. in des feindes
Außstoß muß man in einen tempo
marchiren pariren, u: nach Stossen,
damit die Gegen Partheij keine Zeit
haben kan sich in seine Positur zu
stellen.

40. Contra Corrumpiren bedeutet in dem d Gegner
ausstosset, so setzet man in dem movement
d Paraden den lincken fuß vor den rech=
ten, in egaler Distanze, u: als dan mit

<fol. 43r> den rechten wieder vorwerts allongi--
ret, welche zusammen in einen
Tempo geschehen muß, auf daß der
Adversarius keine manir dem Nach=
stoß entspringen kann.

41. Contra senteriren wird gemacht wann die contre
Partheij stosset, in denselbigen Ausfall
strecket man das lincke Bein, so weit es seijn
kann, hinterwerts aus, daß rechte aber
bleibt unbewegt stehen, der Kopff u:
Leib werden über das rechte Bein tief
gebogen, der Kopff u: Leib werden über
das rechte Knie tief gebogen, der Arm
sammt der Klingen, in einer geraden
Linie ohne movement oder Parirung auf
Viertl Mann hoch ausgehalten.

<fol. 43v> 42. Circkel Stoß, werden formiret, so sich die
Klingen in Quart renconteriren, dann
passiret man mit der Spitze über
des Adversarij pointe von oben rund
herum wieder die Quarte ohne seine
Klinge zu touchieren, u: stosset
darauf nach occasion in , oder aus=
wendig, & vice versa.

43. Fehl Stossen werden auf vielerleij Arten ge=
macht, sowohl in pie forme als in avan=
ciren, in voraus oder Nachstossen,
nehml. in dem man Terz attaquiret,
so schlägt in selbigen movement zu gleich
mit dem Knopff des florets, auf den
Boden, u. stosset darauf Terz, also daß
die forcirung daß fehlen u: stossen

<fol. 44r> in einen tempo geschiehet, wobeij vor=
nehml. zu beobachten, daß allezeit
in den fällen der Leib u: das Haupt
unbewegt nachgebogen stehe, und
der rechte Arm ausgestreckt werde.

44. Douple forcirung heisset u: wird gebraucht wann
man dem Gegner zum Stossen oder 
tempo anlaß giebt, u: zwar auf diese
Art, so sich die Klingen inwendigt
in Quart befinden, u: terz auf dem feind
auf ordinarie Manier forciret wird,
auf dieselbe forcirung in terz wird die
Klinge fest gehalten, u: noch einmahl
selbige Bewegung u: forcirung ohne
Nachlassung der Klingen gemacht, und
der Stoß erwartet.

<fol. 44v> 45. Circuliren, forciren bedeutet u: wird formi-
ret, als die Klingen in Quart encou-
chirt sind, dann passiret man mit
der Spitze von oben über der Gegners
seine pointte, u: forciret seine Quart
solches marchiren, circuliren, u: for=
ciren muß in einen Tempo geschehen,
 in der terolution darauf zu stossen
oder den Stoß zu erwarten & vice versa.

46. Terz lengiren macht man in dem der Wieder=
Part einen ganzen Außstoß in Terz thut
so pariret man selbige terz mit einfacher
Linie Parade, u: gebogenen an sich gezoge=
nen Arm hoch auswerts, damit die Stärcke
von d Klinge auf des Gegners seine Schwäche

<fol. 45r> kommt, worauf eine glissade von des
Adversarij Spitze längst der Klinge biß
in die ganze Stärcke mit ausgestreckten
Arm rechts vorwärts tieff in einen tempo
gemacht wird, als daß auf solche Weise
des Gegners Gewehr absolument
auf den Boden, oder aus Hand fallen 
muß.

47. Quart lengiren ist wann die contre Partheij in
Quart ganz ausstosset, so pariret man sel=
bige in d Linie lincks auswärts hoch mit
verdrehter faust , also daß der Bögel mit sel=
biger Schneid aufwerts stehe, auf solche
Parade machet man eine glissade mit
gegen contre prime gedrehter Hand,
u: schleiffet von des Gegners Schwäche
biß in seine ganze Stärcke mit ausgestreckten
Arm, gegen den Boden welche gemelte

<fol. 45v>

Movementen in einen tempo geschehen
müssen.

48. Circul lengirung wird formiret, so des feinds Ge=
wehr in Terz en couchirt ist, u: von der=
selben auswendigen Seiten inwendig auf
prime, Quarte, oder seconde stossen auf
selbige Degagirung, u: Ausfall pa-
riret wan ohne Loßlassung der Klin=
gen mit einen demi cerde, nehmlich
mit der Spitze passiret man von oben
des Adversarij terz rund biß in die Quar=
te basse mit ausgestreckten Arm, und
tieff gehaltener Spitze, also daß die oben
u: untere Stossen damit paiert werden
u: sich die pointe in des Gegners seconde
rechts auswerts befinde. Nach selbigen
verrichteten movement macht man mit

<fol. 46r> contre prime gedrähter Hand von oben her
mit der ganzen Stärcke auf des Wieder=
Parts halbe Schwäche eine glissade biß
an seine ganze force, so daß auf die len-
girung die Hand in prime figur muß
stehen bleiben, wobeij zu observiren
daß obgemeltes in einen Tempo ge=
schehen muß.

49. Octave lengirung heisset wenn sich die
Klingen in Quart befinden, u: die
contre Partheij in selbiger inwendi=
gen linie Quarte oder Quarte basse
stosset, so dann last man die Spitze mit
 fest haltenden Gewehr von oben in
des feinds seconde hinunter sincken, u:
pariret mit gerad gehaltener Hand

<fol. 46v> die inwendige Stoss rechts auswerts,
damit sich der Gegen Partheij ihre Spi
tze auf ihrer lincken Seiten ganz aus=
wärts befinde. Auf selbige Parirung
degagirt man von unten herum,
mit einen Circkel biß oben in die Quart
u: in selbigen movement lengirt man
zugleich mit der Stärcke auf des Ge=
gners seine Schwäche, biß in die ganze
force von unten rechts auswärts in die
höhe des Adversarij Klinge auf seine
rechte Seite, damit sich eine ganze
Öffnung an dem Adversario in Quart
befinde, wann anders solchen das Ge=
wehr nicht entfallen ist.

50. Prima lengiren bedeutet, wenn der Adversarij
in terz anbindet u: nach Quart inwendig

<fol. 47r> oder seconde stosset, darauf passiret
man mit der halben Stärcke von der
Terz mit circuliren nach der Partheij
ihre Klingen mit prime gedrehter
Hand, und fest Haltung der Klinge, u:
lässt die Stosse links ablauffen, so das sich
des Gegner Klinge auf seine rechten
Seite befinde, auf solche prime movementen
wird der Adversarij Gewehr quittiret,
u: lincks von unten herauf auswärts auf
des Gegners Gewehr in terz von der Schwäche
biß in die ganze Stärcke in seconde glissiret
mit prime gedrehter Hand solche movementen
müssen allezeit in einen tempo geschehen
worauf sich ohnefehlbahr der gegner Klinge
auf seinen lincken Seiten mit gantzer terz u: secon-
de Öffnung oder auf den Boden befinden
muß.

<fol. 47v> 51. Doupliren fintiren wird gemacht als der Ge=
gner Quart u: terz pariret, darauf macht
man eine finte in Quart, u: doupliret wieder
Terz u: Quart, mit fintiren, also daß sol=
che douplace u: finten nach einander
geschehen müssen.

52. Contra douplace ist so viel wan man auf die gegen
Partheij in Terz stosset, u: der Adversarius
diese auswendige Stosse mit contre Quart
lincks inwendig pariret, so muß man
darauf in Terz doppelt rund passiren
mit der Spitze u: den Stoß auswerts
in Terz vollbringen, u: mit finten,
oder einfachen Stossen weiter ver=
folgen.

<fol. 48r>

53.Real doupliciren bedeutet so viel, als auf
alle Paraden die der Gegner machet,
es seij einfache, oder doppelte circul, prima
contra ramassirung, oder Prulier Parade, u:
mit solchen changiret, u: pariret, alsdan
doupliciret man in der linie wie auch mit
degagirung finten u: demi botten, u: wohl
observirt werden muß daß alle douplacen
mit bedeckten Arm u: gerader Kling
hinter einender müssen gebraucht werden,
in einen tempo, auf das der Adversarius
keine Zeit haben kan, um nachzustossen
zurückzuweichen oder sich zu bedecken.

54.
Tempo Reposte heiset u: kan auf unter=
schiedliche Manier gemacht werden

<fol. 48v> und zwar erstl. wenn die Klingen en-
couchirt sind in Quart, u: man in 
selbige Linie auf Quart marchiren,
forciren oder battiren will, u: der
Gegner in selbige Bewegung ohne die
Klinge touchiren zu lassen Terz Tem-
po stosset, so pariret man diesen
Tempo Stoß mit Terz geraden Parade
u: so der Gegner anstatt des tempo
eine finte in Terz machen sollte, und
tempo Quart stossen, dann pariret
man selbiges mit obgemelter ge=
raden Parade.

<fol. 49r> 55. Toibliren, oder approchiren ist so viel ge=
sagt, als mit fest gehaltener Kling, auf
den Gegner anzurucken, nehml. auf sol=
che Art, man forcire in oder auswen=
dig des Adversarij Gewehr in seine gantze
Schwäche, u: verfolgen ihn so lang biß er mit
finten oder einfachen Stossen ausfallet,
darauf parire man solche nachzustossen
u: marchire continuirlich biß daß der
feind mit seinen Rucken arretiret,
u: gezwungen ist um Pardon zu bitten.

56. Desamiren ringiren bedeutet in der Deser-
mation den Adversarius auf den Boden
werfen, wann man solchen andere nit
laediren will, welcher auf folgende

<fol. 49v> Manier gemacht wird, so der feind
Terz stosset, pariret man solche 
mit gewöhnlicher Terz parade, jedoch
die Hand in glissade movement gedre=
het, in dieselbige Abwendung des
Stosses tritt man mit dem lincken fuß
hinter des Gegners seinen rechten
rechts auswärts, u: haltet die linke offne
Hand an des feindes Brust, u: drucket fol=
chen lincks hinterwärts nieder, indem man
mit dem linken Bein des Adversarij
rechtes nach seine lincken Seite weg
stosset, also daß allen obgemelde in
einen Tempo geschehen muß.

<fol. 50r> leer

<fol. 50v> leer

<fol. 51r> Real
Register

1. Blatt
a la muraille Parade.
Einfach grada, oder Linie Parade.

2.
Glissade Parade.

3.
Conter Ramassir Parade
Demi cerde parade
mit Terz linie cerde.

4. 
Contre octave Parade
Douple octave Parade.
Primae Parade
demi prime Parade.

<fol. 51v> 5.
Centrum glissirung Parade
Douple centrum glissirung Par:

6.
a la muraille Stossen.
Losz gestossen.

7.
Streichen und stossen
glissiret und gestossen.

8.
Werff Stosz.
coupiren und stossen.

9. 
Von oben circuliret und gestossen,
von unten circuliret.

<fol. 52r> 16.
Retriren Pariren Quart
Terz
Quart mit einfachen fint
Terz mit einfacher fint
Quart mit douppelter fint
Terz mit doupleter fint

17.
Quart mit tripel fint
Terz mit tripel fint
conter Quart
doubel contre Quart
Contre Quart Ramassir in Terz
contre Terz
doupel contre Terz
contre Terz Ramassir in Quart.

<fol. 52v> 18.
Demi cerde Parade
Douple cerde Parade
demi cerde und octave
octave Parade
douple octave Parade.

19.
Octave contra Quart
octave contre Quart Ramassir in Terz
Prime Parade
Douple Prime
Prime contre Prime

20.
Centrum Parade
douple centrum
Proulier Parade.

<fol. 53r> 21. 
Douple Broulier

22.
Stossen in der linie
Quart
Terz
Quart mit fint
Terz mit fint
Terz mit douple fint.

23.
Quart mit douple fint
Quart mit triple fint
Terz mit triple fint
Quart in pie ferme Risport.

<fol. 53v> 24.
Terz
Seconde
Flanconnade
Quarte basse
Prime
Contre pariren und stossen.
Terz

25.
Contre pariren und stossen Seconde
Contre pariren und stossen Flanconnade
Contre pariren und stossen Quarte basse
Contra pariren und stossen Prime

26.
Douple contre pariren und stossen Quart.

<fol. 54r> Douple contre pariren, stossen Terz
douple contre pariren, stossen Seconde
douple contre pariren, stossen Flanconnade

27.
douple contre pariren, stossen Quarte basse
douple contre Pariren, stossen Prime.

28.
Die demi cerde Parade, und stossen
welche nach der ordnung folgen

29.
Auf die octave die stossen,
welche nach der ordnung folgen.

30
Auf die prima Parade und
Stossen, die nach der Ordnung folgen.

<fol. 54v> 31.
Auf die Terz parade, und glissade stossen
welche nach der ordnung folgen.

32.
Auf die Circul glissade parade, und stossen,
die nach der ordnung gemacht werden.

33.
Wie nach der ordnung auf die octave glissa-
de Parade die stossen folgen.

34.
Wie nach der ordnung auf die prima
glissade Parade die Stossen gemacht 
werden.

35 und 36.
Wie nach der ordnung auf die contre
Quart Parade die stossen gemacht werden.

<fol. 55r> 37.
Wie auf contre Terz Parade die stossen
nach der ordnung gemacht werden.

38 & 39.
Wie, und auf was Manier, auf das atta-
quiren tempo formirt wird.

40 & 41.
Wie auf was Manier die tempo pariret
wird.

42.
Wie auf avanciren und stossen die demi
botte gemacht wird.

43.
Wie auf avanciren und stossen die demi
botte und finten gemacht wird.

<fol. 55v> 44.
Wie auf avanciren und stossen douple
demi botte gemacht wird.

45.
Auf was Manier in Avanciren in der linie
die werff stossen formirt werden.

46 & 47.
Wie in avanciren, forciren, und stossen
die cirde gemacht wird.

<fol. 56r> leer

Anmerkung:
* 'Cercle' (i.S. einer Zirkelparade). Viel häufiger im Text ähnelt die Schreibweise des 'cl' allerdings einem 'd' ('Cerde-Parade'). Ob es sich dabei um einen Abschreibefehler handelt oder nicht, lässt sich nicht endgültig klären.