Montag, 26. Mai 2014

„Übungen auf dem Fechtboden“: Die Weischner-Handschrift Sig. Fol. 351c von 1731

von Jan Schäfer

Die vorliegende Handschrift Sig. Fol 351c von Siegmund Carl Friedrich Weischner aus dem Jahr 1731 ist eine Handschrift, die Herzog Ernst August I. (geb. 1688 in Weimar, gest. 1748 in Eisenach) von Sachsen-Weimar und Sachsen-Eisenach (ab 1741) gewidmet ist. (1) Das ursprünglich unbetitelte Werk umfasst 52 Blatt Text sowie 19 federgezeichnete Illustrationen. Erstmals im Archivbestand Weimars erwähnt wird die Handschrift im Jahr 1830 im Verzeichnis der Manuscripte in der Grossherzogl. Militair Bibliothek von Louis Sckell unter der Signatur Loc A: 37, dort unter dem Titel „Übungen auf dem Fechtboden“. Derzeit liegt die Handschrift unter der Signatur Fol 351c in der Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar. (2) (3)

Inhalt der Handschrift

2r-4r Widmung
5r-6v Vorrede
8r-8v Positur und Ausfall
8v-9r Teilung des Degens, Mensur
9r-9v Bewegungen der Faust bei Stößen und Paraden
9v-10r Blößen
10v-11r Pariren
11r-11v Avanciren und Retiriren
11v-12r Stringiren
12r-12v Battiren und Ligiren
13r-13v Finten
13v-14r Tempos und contra Tempos
14r-15v Ritrahiren
16r-20r Quarte innwendig
20r-22r Quarte übern Arm
23v-25v Quarte coupee
26r-27v Quarte reverse
28r-29v Tertie
29v-32r Secunde untern Arm
32v Voltiren
32v-35r viertel Volte
35r-35v halbe Volte
35v-37r dreiviertel Volte
37r-37v ganze Volte
37v Voltiren
40r Passiren
40r-42r halbe Passade
42v ganze Passade
45r-47r Desarmiren
47r Caminiren
47v-50r Naturalisten und Klopffechter
50v-51v Rencontre und Duell

Die Federzeichnungen

Die 19 Federzeichnungen der Handschrift stellen Fechterpaare vor einer Horizontlinie dar. Im unteren Bereich sind die Holzdielen eines Fechtbodens angedeutet. Keine der Zeichungen ist signiert, so dass ein Künstler nicht bestimmt werden kann. Die federgezcihneten Figuren sind in leuchtenden Farbtönen illuminiert. Sie stellen wahrscheinlich Kavalleristen der Leibgarde dar. Dies kann aus der Kleidung sowie dem Entstehungskontext der Handschrift vermutet werden. Sie tragen als Uniformen ein Koller (die Jacke), darüber rote Suprawesten mit goldenem Sonnensymbol, ihre Reithosen und Schuhe und Gamaschen anstelle der sonst getragenen Reitstiefel. Auf dem Kopf tragen sie weiße Perücken und einen Dreispitz mit schwarzer Rosette (vermutlich das Feldzeichen der Kavalleristen). (4) Die Paare sind mit Hofdegen (auch: Galanteriedegen) fechtend dargestellt. Zu jedem größeren Themenkomplex der Handschrift existiert mindestens eine Zeichnung. Die Illustrationen zeigen den wichtigen Moment eines Stückes. Sie sind jedoch weder nummeriert noch beschriftet. Aus der Anordnung innerhalb der Handschrift und dem Textzusammenhang wird dennoch meist deutlich, um welche Lektion es sich handelt.

Illustration fol. 1r: Titelblatt
Illustration fol. 7v: Positur
Illustration fol. 15v: Quartstoss
Illustration fol. 19v: Quartstoss übern Arm
Illustration fol. 23r: Quartstoß coupee
Illustration fol. 25v: Quartstoß reverse
Illustration fol. 27v: Tertiestoss
Illustration fol. 30r: Secondestoss unten
Illustration fol. 33r: viertel Volte
Illustration fol. 34v: halbe Volte
Illustration fol. 36r: dreiviertel Volte
Illustration fol. 38r: möglicherweise die ganze Volte
Illustration fol. 39v: halbe Passade
Illustration fol. 41v: halbe Passade mit anschließendem Stoß hinterm Rücken
Illustration fol. 43r: halbe Passade mit Secondstoß unten
Illustration fol. 44v: halbe Passade mit Desarmierung
Illustration fol. 46r: Ligade
Illustration fol. 48r: halbe Passade mit „steifen Hals machen“
Illustration fol. 49v:halbe Passade

Editionsgeschichte

Nach der Fertigstellung und Übergabe der Handschrift an seinen Herrscher 1731 gab Weischner seinen Text in den folgenden Jahrzehnten mehrmals in Druck. Im Jahr 1752 erschien in Weimar eine Ausgabe in französischer Sprache unter dem Titel „Exercises dans les salles d’armes.“ (5) 1764 veröffentlicht Weischner das Buch dann auf deutsch unter dem Titel „Uebungen auf dem Fürstl. Sächsichen Hoffechtboden zu Weimar“ bei Hoffmann in Weimar. (6) Das Werk enthält nur einen Kupferstich, Weischner kündigte im Nachwort aber bereits für das darauffolgende Jahr eine vollständig mit Kupferstichen illustrierte Ausgabe an. Diese wurde im folgenden Jahr mit 30 Kupfertafeln von G. C. Schmidt unter dem Titel „Die Ritterliche Geschicklichkeit im Fechten durch ungezwungene Stellungen“ ebenfalls in Weimar bei Hoffmann herausgegeben. (7) Alle Ausgaben weisen eine große Nähe zur Handschrift von 1731 auf. Allerdings gibt es in der inhaltlichen Gestaltung neben anderer Widmung und Vorwort sowie einigen neuen Illustrationen einige kleinere sowie zwei größere Unterschiede. So besitzt die Handschrift von 1731 das Kapitel über Duelle und Rencontres exklusiv, während die Kapitel über das Stoßen und Parieren an der Wand erst später hinzugekommenen sind.

Weischners Bücher werden über viele Jahre hinweg - manchmal auch viele Jahrzehnte später - noch rezipiert. Das Werk findet sich unter anderem in den 1820er Jahren im Buchkatalog des Berliner Buchhändlers und Verlegers Theodor Johann Christian Friedrich Enslin unter dem Eintrag “Weischner, C. F.: Ritterliche Geschicklichkeit im Fechten durch ungezwungene Stellungen, mit 30 Kupfern. Weimar: Verlag Hoffmann.” verzeichnet. (8) Auch im Katalog der Privat-Bibliothek des Königs von Hannover ist ein Exemplar von Weischner aufgelistet. (9) Und selbst die deutschlandweit bekannte  "Oekonomische Encyklopädie oder allgemeines System der Staats- Stadt- Haus- und Landwirthschaft" von Johann Georg Krünitz (erschienen 1773 bis 1858 in 242 Bänden) weist einen bibliographischen Eintrag zu Weischner auf:
„Uebungen auf dem Fürstlichen Sächsischen Hoffechtboden zu Weimar. Verb. und vermehrte Auflage. Weimar, 1764. 8. (Der Verfasser dieses Werkes ist der Hauptmann S. C. F. Weischner.) -- Nach Vieths Urtheil ist dieses Werk nur kurz (66 S.), der Styl sehr vernachläßiget, indem das dritte Wort immer Französisch ist; aber dessen ungeachtet enthält es eine Menge brauchbarer und richtiger Lektionen, und ist zu empfehlen. -- Unter dem Titel: Ritterliche Geschicklichkeit im Fechten erschien von demselben Verfasser ein Werk im Jahre 1766 in Weimar.“ (10)

Der Text "Sig. Fol. 351c"

Zur Bearbeitung des Texts
  • Die Transkription der Handschrift Fol. 351c erfolgte buchstaben-, zeichen- und seitengetreu.
  • Die Groß- und Kleinschreibung ist an moderne Regeln angepasst (auch bei Fremdworten und eingedeutschten Worten, wo es eindeutig erkennbar ist).
  • Die Getrennt- und Zusammenschreibung ist ebenfalls an moderne Regeln angepasst. Darin eingeschlossen sind auch zusammengeschriebene Worte (Komposita), bei denen der zweite Teil des Wortes mit einem Großbuchstaben beginnt (z.B. Fechtkunst statt FechtKunst). Ausnahme sind Worte, die im Original mit Bindestrich oder Doppelbindestrich getrennt wurden. Diese werden so übernommen.
  • Umlautzeichen (z.B. 'ü') und die Akzente Aigu (z.B. 'é'), Grave (z.B. 'è') und Circonflexe (z.B. 'ê')  werden wiedergegeben. Zeichen zur Unterscheidung von Buchstaben (z.B. 'u' mit Strich oder 'y' mit Doppelpunkt) werden weggelassen.
  • Die verschiedenen Formen eines Buchstaben (z.B. bei 's') werden nicht unterschieden.
  • Die Ligatur aus den Buchstaben 'a' und 'e' ('æ') wird als 'ae' wiedergegeben.
  • Nachträglich eingefügte, durchgestrichene, überschrieben Worte und die Benutzung diakritischer Zeichen wurden mit <> kenntlich gemacht.
  • Die Handschrift Fol. 351c  ist sehr eng gebunden. Daher sind auf den Rückseiten der Blätter fol. 12, fol. 14, fol. 16, fol. 17, fol. 18, fol. 20, fol. 22, fol. 26, fol. 28, fol. 29, fol. 31, fol. 32, fol. 35, fol. 40, fol. 42, fol. 45, fol. 47, fol. 50 und fol. 51 manche der Worte oder Zeichen, die der Buchbindung am nächsten liegen, schwer oder gar nicht erkennbar. In Zusammenarbeit mit der Herzog Anna-Amalia-Bibliothek Weimar konnten die meisten Zeichen entschlüsselt werden. Die verbliebenen Unklarheiten konnten aus dem fechterischen Kontext heraus rekonstruiert werden.
  • Alle [fol.] des Texts sind auf das jeweilige Original des Digitalisats der HAAB verlinkt.

Der Text

[fol. 1r]

Illustration


[fol 1v]

leere Seite


[fol. 2r]

Dem Durchlauchtigsten Fürsten und Herrn, Herrrn Ernst Augusten, Hertzogen zu Sachsen, Jülich, Cleve und Berg, auch Engern und Westphalen, Landgrafen in Thüringen, Marggrafen zu Meißen, gefürsteten Grafen zu Henneberg, Grafen zu der Marck und Ravensberg, Herrn zu Ravenstein, Ihro Könil. Kayserl. Majl. würkl. General Feld Marschall Lietenant.

Meinem gnädigsten Fürsten und Herrn.


[fol. 2v]

leere Seite


[fol. 3r]

Durchlauchtigster Herzog

Gnädigster Fürst und Herr.

Wiewohlen die gantze Zeit alß ich die Gnade gehabt, in Ew. Hoch=Fürstl. Durchl. Diensten zu seyn, nichts mehr gewünschet alß ein Zeichen meiner Devotion und unterthänigster Treue gegen dieselben an Tag zu legen, so mirs fast immer an einer Gelegenheit gemangelt, wodurch ich meinen Zweck hätte erreichen können, die mir gnädigste anvertraute Arbeit bey Dero Adelichen Leib-Garde nach Dero höchster Intention und gnädig

[fol. 3v]

sten Gefallen einzurichten, hab mich aufs fleißigste bestrebet, ob ich gleich die Abstattung des Rapports hiervon theils dem günstigen theils mißgünstigen Glück habe überlaßen müßen. Zu weißen aber, daß ich meine Zeit niemahls müßig anzuwenden gewohnet bin, so habe währenden Campement verwichenen Jahres (11) diese geringe Zeilen zu Pappier gebracht, wodurch ich in den allertiefsten Respect zeigen wollen, was mir das Glück Ew. Hochfürstl. Durchl. lebhafft für Augen zu führen nicht vergönnet hat. Es ist ein schlechtes Werck welches ich zu dero Füßen lege, die gnädigster Aufnahme aber wird mich zum Allerglückseeligsten machen. Sie werden darinnen finden meine wenige Theorie in Fechten, und Methode solches einem beyzubringen nach einer eigenen Invention, und lebe der Hoffnung, daß sich Niemand rühmen wird, daß seine Schreibarth und Manier entlehnet sey, nicht weniger die Posituren, so ich mit vieler Bemühung colligiret, sie sind soviel möglich nach denen Reguln des Metiers eingerichtet, und treffen in der Mensur auf einen Punct ein. Die Mißgunst hat sich vor kurtzen nicht einmahl gescheuet, auf berühmt genannten Fechtboden auszuschrengen man könnte auf den Weimarischen weiter nichts als eine Qvarte stoßen, und fichte ohne

[fol. 4r]

Finte oder andere Lection, ohnerachtet doch denen Neugierigen auf den hiesigen Boden das Contrarium zu ihren Verdruß mit vielen Denckmahlen ist gezeiget worden. Ich bin nicht gewohnet mich den hochmüthigen Neid, absonderlich nicht allzuhoher Personen zu submittiren, sondern allein content, wann ich den Applausum großer Herrn nebst einen guten Gewißen habe. Da nun Ew. Hochfürstl. Durchl. in omni scibili versatus, ja gar in vielen Wißenschafften einen Meister aufzurathen geben, alß habe dieses geringe Buch dero höchst weißester Censur submittiren und damit zu gnädigster Protection meine unterthänigste Zuflucht nehmen wollen, wobey ich mir nur dieses eintzige aufs demüthigste ausbitte, daß alleine dero unschätzbare Gnade und höchst gerechtestes Urtheil der mächtigste Gegenstand meinen Feinden und Neidern /: um welche ich es nicht verschulde :/ sey, ich verharre Zeitlebens in tiefsten Respect.

Durchlauchtigster Hertzog,
Gnädigster Fürst und Herr
Ew. Hochfürstl. Durchl.

Weimar
9ten Febr. 1731

treu unterthänigster Diener
Carl Friedrich Weischner

[fol. 4v]

leere Seite

[fol. 5r]

Vorrede

Es laßen sich von allen und jeden Wissenschafften Bücher schreiben, aber es laßen sich nicht alle aus denenselben erlernen, einen solchen Concept bitte mir voraus von meinen Werckgen sich zu machen, denn ich bin nicht willens gewesen ehe ich dieses geschrieben, einen mit Dinte, Feder und Pappier Fechten zu lernen, glaubt auch schwerlich, daß ich hierinne meinen Vorgängern etwas zuvor thun werde, die gantz Opera von Fechten geschrieben und derer gelehrtesten Leute Stylum und Hülffe erborget, doch nichts weiter effectuiret haben,als die Hauptwercke verdunckelt. Das Fechten bestehet aus einer sinnlichen meistentheils aber handgreifflichen Wissenschafft, ohne welche die ersterre wenig oder nichts hilfft, denn was nutzet es, ein Ding wißen und nicht practiciren können. Es mag sich ein Autor Mühe geben, wie er will, so wird er doch nicht prastiren durch Descriptiones den Handgriff in der Kunst zu demonstriren. Ich kann hierbey nicht umhin mich vieler Leute, welche nur so mittelmäßige Lieb=

[fol. 5v]

haber von der Courage gewesen, zu erinnern, die mit etliche Bogen Arcana, so sie beym Abschied von Academien von ihren Herren Maitres vor etliche Ducaten als ein passe per tout bekommen in Vertrauen gezeiget, und offt höher als mancher einen Zettul von der Passauer-Kunst (12) aestimiret haben, wann ich nun ein paar Rappier herfür gesucht, die Lectiones erst von Zettul habe ablesen, und hernach auf mich probiren laßen wollen, so sind sie gestanden wie Butter an der Sonne. Man kan sich von einen guten Fechtbuch weiters keine Avantage verheißen, als daß man einen Liebhaber, so aber schon muß gelernet haben, eine systematische Ordnung von Fechten machet, die Terminos technicos und was er sonst auf den Boden gelernet hat, der Memoire desto beßer imprimiret, welches von einen rüden Maitre der offt nicht einmahl seinen Nahmen schreiben kan, und von weiter nichts als Mord und Todtschlag zu raisoniren weiß, schlecht zu begreiffen ist. Meine Intention bey diesen wenigen Blättern wird ex contentis leichte zu ersehen seyn, und ein Liebhaber so allbereit etwas von Fechten kan, den Nutzen spühren. Es ist aber Fechten eine Kunst, wodurch man sich in Fall der Noth das Leben retten, seinen Feind abhalten und die Ehre vertheidigen kan, ich muß aber hierbey des alten Sprichworts nicht

[fol. 6r]

vergeßen: Non cuivis licet adire Corinthum (13), unter Hunderten giebts kaum zehne, so sich zu den Metier schicken, eine rechte Idee davon zu machen, und es sobrie zu gebrauchen wißen, in 2. 3. bis 4. Monathen läßet sich nicht viel lernen, und ist unstreitig, daß es eines der schwehrsten Exercitien ist: Ein Tantzmeister ist weiter mit nichts beschäfftiget, als seine gantze Person in eine solche Positur zu setzen die angenehm und nicht affectiret aussiehet, und durch die Übung erlangen endlich die Füße ihr Addresse und Geschwindigkeit, die Cas de dance so etwas sinnlich ist leichte mit Porte de Bras und Pas zu accordiren. Ein Berreuther nebst Zaum, Gebiß und Peitsche appliciret dem Pferde gewiße Lectiones und Hülffen, so selbiger gleichsam die Natur heißet annehmen; Ein Fechtmeister aber hat mehrere Affaire als diese beyde, wenn er alles weiß, auch alles, was zum Fechten reqviriret wird, machen kan, hat aber einen Contrepart für sich, der sich nichts will appliciren laßen, ja alle Desseins durch Contra Lectiones zernichtet und verhindert, denn es ist richtig, daß keine Lection im Fechten so fürtrefflich, daß nicht eine Contra Lection hierauf zu machen sey, so wird gewiß keine geringe Geschicklichkeit erfordert, sich zu wehren, und den andern zu blessiren es ist nur ein Finger breites Stückgen Eißen, so den gantzen Leib, so groß und

[fol. 6v]

breit er ist, defendiren, die Furie des aller brutalsten Feindes compesciren, und das Leben erhalten muß. Kürtzlich es dienet zu einen Instrumento Vitae et Necis deme, so es wohl zu gebrauchen weiß.

[fol. 7r]

leere Seite

[fol. 7v]

Illustration

[fol. 8r]

Von der zum Fechten auf den Stoß erforderlichen Positur, so wohl in Stande als Ausfall.

Eine natürliche und ungezwungene Stellung ist ein vornehmes Requisitium zum Fechten, und soll folgender Gestalt beschaffen seyn: Man bieget den hintern Fuß etwas auswärts, sowohl um der Bequehmlich= als Zierlichkeit willen, ingleichen auch den fördersten Fuß, iedoch nicht so sehr wie den hintersten, denn ein gantzer, steiffer so wohl alß ein allzutieff gebogener forder Fuß ist zu geschwinden Ausfallen ungeschickt; die Distanz muß wieder natürlich seyn und wird dergestalt gemacht: Man stelle des fördern Fußes Absatz gegen des hintern Fußes Absatz, wende sich so fort mit den rechten auf den Ballen, so daß der Fuß verkehrt zu stehen komt, und auf diesen Fleck wo der förderste Absatz stehet, wende man den Fuß wieder in gerade Stellung, so ist eines jeden Menschen Stellung natürlich und bequehm, den Austritt thut man nicht über einen Schuh lang, und soll man von rechtswegen in denselben der Elbogen, Kniescheibe und Spitze des Schuhes eine Schnur gerade Linie praesentiren, wobey hauptsächlich zu observiren, daß man allemahl so wohl im Ausfall als Standt Absatz gleich lieget, wiedrigenfals man sich selbst fällen kan, zu dem sehen auch die krummen Austritte sehr mal propre aus. Die Stellung

[fol. 8v]

des untern Leibes muß etwas eingeschräncket seyn, dieweilen selbiger unterschiedlichen gefährlichen Attaquen exponiret ist. Die Brust muß schmal, frey und ungezwungen seyn, der Degen in der Faust /: mit einen gesteifften Arm aber dem forder Gelenke wo die Hand anfängt etwas gebogen :/ muß in der Wendung halb Tertie halb Qvarte mit etwas erhöheter Spitze liegen, damit der Feind nicht immer die Schwäche hat, der Kopff brav, munter und frey heraus stehen, die lincke Hand aber dem Gesichte gegen über gehalten werden, damit man im Fall etwas pariren kan. Diese Stellungen sind mathematisch, bequehm, sicher und zierlich.

Von der Abtheilung des Degens und der Mensur.

Der Degen hat 4. Theile, nehmlich die gantze Stärcke, halbe Stärcke, halbe Schwäche und gantze Schwäche, hiertzu gehöret eine ungemeine Connoisance, denn wer diese, nebst der Mensur, worunter die rechte Distanz entweder zu offendiren oder zu defendiren verstanden wird, hat, kan sich einen vollkommenen Fechter heißem. Die Lager sollen die Fechtenden dahin sehen, daß Sie mit

[fol. 9r]

denen Degen halbe Schwäche gegen halbe Schwäche legen, wornach Sie die Mensur auch mit denen Füßen einzurichten haben; die Käntntnis der Mensur und Degens ist eine Sache die sich bloß durch die Übung am besten begreiffen lernet, und halte ich vor unnothig, andern Fechtbüchern ihre Terminos abzulehnen, die sehr vieles von der lata, districta, stricta et angusta, weiten oder engen Mensur geschrieben, denn es ist ein latus per se, daß der so allzuweit, so wohl wie der, so allzu nahe ist, nicht viel ausrichtet, und wollen hiertzu die lateinische, frantzösische oder italianische pappierne Regeln wenig helffen, wenn man nicht peu a peu den Handgriff hierinnen selbsten findet, welches durch fleißiges Lection nehmen, Wandstoßen und Contra Fechten geschiehet.

Von denen Bewegungen der Faust deren man sich sowohl zu Stößen alß Paraden bedienet.

Es sind 3. Haupt-Bewegungen im Stoß-Fechten, Secunde, Tertie und Qvarte; Zwischen Quarte und Tertie ist ein Medium, so man halb Tertie und Qvarte heißet, welches man aber nur im Lager gebrauchet, vor Alters hat man auch

[fol 9v]

die Motion Primam gehabt, welche aber nicht mehr Mode ist, und im Stoß Fechten keinen Nutzen hat, sondern nur in Hauen bey Ausziehung des Degens adhibiret wird, diese 3. Haupt Bewegungen dienen sowohl zum beleydigen, alß zum vertheidigen, und ist eine unstreitige Regul; Womit dich einer angreifft, damit wehre dich, suchet dich einer in Tertie anzugreiffen, so defendire dich mit der neml. Motion und so weiter durch alle Bewegungen, welches der sicherste und leichteste Weg ist, jedoch auch nicht andere neben Paraden, so durch Cavationes, Winckel Sätze oder Zirckel geschehen, zu verachten, davon an seinen Orthe soll gedacht werden.

Von denen Blößen so an den Menschen zu treffen.

Es sind 3. Blößen, aus= innwendig und unten, außer denen sind keine mehr, und wer diese weiß gegen alle Fälle in gebührender nicht zu weiter auch nicht zu enger Motion mit der Hand zu defendiren, wird nicht leicht weder von einen Fechter noch Naturalisten getroffen werden. Man macht aber noch eine Division derer Blößen, die erstere sind, so man ordentlich durchs

[fol. 10r]

Lager, Belegungen, Finten und Ausstöße geben muß, andere sind aber so man einem nur betrüglicher Weiße giebt, daß man ihn desto beßer trumpffen kan, welches letztere sonsten Chiamatiren geheißen wird, und guten Effect thut wenn mans recht verstehet, es ist zu verwundern, daß öffters der, welche ziemlich Fechten gelernet, von Naturalisten blessiret werden, und wohl noch dartzu sagen, es wäre mit dergleichen Sorte eine gantz andere Beschaffenheit zu fechten da doch nicht zu läugnen, daß ein Naturalist keine andere Blößen findet, wohin er stechen kan, wie oberwehnte 3., er komme auch so weitläufftig und so eng alß er will und kan, wenn man einen Naturalisten die Mensur nicht überschreiten läßet, statt enger Blößen nur brav große Öffnungen giebt, damit er fein plump einfahren kan, nur gegen ihn nicht viel Finten, sondern Bindungen halbe Stöße und dergleichen Tentamina, wie nicht weniger brave Durchbrechungen oder Klingenwündung verführet, so ists ein Bagatell ihn zu überwältigen, über dies ist die allerglücklichste Regul, wenn man, so oft ein Naturalist einen stößet, mit den pariren sogleich einrücket, wodurch man ihme gewiß alle Resolution benimmt.

[fol. 10v]

Von Pariren, oder Stöße auszunehmen.

Pariren ist ein Werck, wodurch man des Feindes Stöße aus nimmt, daß er uns nicht verletzen kan, es muß aber solcher gestalt geschehen, daß Wir, indem Wir Uns defendiren, ihn halb mit offendiren, damit er nach vollendeten Ausstoß nichts, entweder durch Nachstossen oder Eintreten auszurichten vermag. Man observire nur hauptsächlich: Wird man innwendig gestoßen so parire man innwendig mit Qvarte angulariter und gesetzter Faust so daß die Spitze gerade vor des Contreparts Achsel lieget, so sind alle weiteren Tentamina aus der neml. Motion gefährlich, es sey denn daß die Hand in andere Bewegung gesetzet werde, daran an gehörigen Orthes. Wird nach einem auswendig gestoßen, so drehe man die Hand angulariter in Tertie mit der Spitze aber gegen des Feindes Nase. Die untersten Stöße pariret man mit verhangener Secunde, oder nach Befinden mit etwas gewundener Quarte so daß es aussiehet als parirte man innwendig, man kan alle untere Stöße mit versetzen, worauf ein Changement mit Qvarte folget, item mit den Zirckel pariren, mit welchen letztern nicht weniger alle Tertien und Qvarten auswendig von der rechten zur lincken gar zierlich und sicher können pariret werden,

[fol. 11r]

ingleichen die Qvarte innwendig welche aber von der lincken zur rechten ausgenommen wird. Eine andere Sorte ist das Pariren durch die Cavation oder Degagement welches ein Remedium vor die Schwachen ist, und durch abgehen geschiehet, also pariret man auswendige, innwendige und Unter-Stöße mit der Cavation, die Cavation aber, womit man die unteren Stöße als Secunden und dergleichen pariret, sehen einer Wündung ähnlich. Überdies ist noch eine Manier zu pariren mit der linken Hand so beym vorhalten und unterschiedenen Occasionen, wovon sub loco, gebrauchet wird, wenn man aber alle und jede Stöße damit abkratzen will ohne den Degen zu gebrauchen, so ist der Nutzen schlecht, siehet mal propre aus, und ist auch gefährlich, weilen der Parirende die lincke Brust muß viel bloß geben.

Von Avanciren oder Einrücken und Retiriren.

Man muß allemahl mit den fordern Fuße und nachsetzen des hintern in der Distanz und Gestalt einrücken wie man in der Positur pfleget zu liegen, damit man sicher und bedeckt bleibet nach Beschaffenheit des Feindes oder erforderlichen Falles piano oder Allegro; bey Bindungen pfleget man etwas be-

[fol. 11v]

hutsamer zu marchiren als bey Finten, welche letztere, wenn man vorhero den Feind probiret, ob er greiffet, in der Furie müßen gemacht werden. Noch eine Gattung vom Zurücken ist, wenn man den hintern Fuß an den fördern unvermercket setzet, wodurch man den lauffenden Feind mit längern Ausfällen erreichen kan. Will dieses nichts verschlagen, so ist noch eine Invention, man setzet neml. in gehöriger Positur den hintern Fuß vor den rechten, und verfolget solcher gestalt den eilenden Feind, welches letztere die Italiener caminare heißen. Retirien geschiehet mit Fortsetzung des hintern und nachsetzen des fordern Fußes in rechter Positur und Distanz; Wann man sich verstoßen hat, pfleget man auch seine Retirade durch einen Sprung zu nehmen, deren man aber über einen nicht machen soll, sonst heißet es ein Haasen Panier.

Von Stringiren, Bünden oder Belegen.

Dieses ist ein Vortheil, wodurch man sich wenn der Feind verdeckt oder allzusteiff liegt, eine Öffnung zum Stoß machet, und kan an denen schon

[fol. 12r]

erwehnten 3. Blößen, mit allen Motionibus appliciret werden, man hat aber zu observiren, daß man beym Stringiren allemahl des Feindes Schwäche oder Anfang der halben Schwäche mit seiner Stärcke binde, wenn man anders treffen will, in chiamatiren aber kan man wohl die halbe Stärcke auf halbe Schwäche gebrauchen, absonderlich wen man eine Lection aus der Cavation oder Ablauffe oder in die Parade zu rücken, gedencket zu machen. Noch mehr hat man sich in acht zu nehmen, daß man allemahl so binde, damit der Feind, wo man stringiret, nicht durchstoßen kan, bindet man, um einen Stoß zu thun, oder auf der andern Seite ein contra Tempos zu vollführen, so muß es mit gesetzter Faust und hoher Spitze geschehen, will man aber binden und darauf Finten machen, so soll es um der Geschwindigkeit etwas gestrecket seyn, ehe man dieses aber thut, muß man auf des Feindes Faust acht geben, ob er greiffet.

Von Battiren und Ligiren.

Battiren und Ligiren sind wercke wodurch man sich per Force Öffnung zu stoßen machet, oder den Feind satigviret auch dadurch zu chiamatiren

[12v]

und ein contra Tempos anzubringen, wenn der Feind abgehet, Gelegenheit macht. Battiren thut man mit der Stärcke, gemeiniglich von des Feindes Schwäche bis fast ans Ende der halben Schwäche so wohl aus= als innwendig, wenn es anders Nutzen haben soll. Ligiren aber thut man mit einer Qvarte ansetzung und so fort einer Schleuderung in Tertie die Spitze braf hoch und gegen den Feind in Laesion. Es läst sich nichts beßers battiren als die Tertien so nach einen außwendig gestoßen werden, welche aber erst caviret und so gleich battiret werden, wie nicht weniger die Qvarte innwendig welches in der Hand ziemlich anziehet, denn es ist auch mit der Quarte außen appliciable. Die Qvarte Stöße sind alleine zu ligiren wenn Quarte inwendig und unten a Tempos sogleich, Qvarte übern Arm aber und Reverse nach vorheriger Cavation können ligiret werden. Battiren wird auch verstanden, wenn man um den Feind zu verführen mit den Fuß auf die Erde klopffet dieses ist zu mancher Zeit sehr nützlich, nur schade das viele einen abusum draus machen, und hinten und forne mit denen Füßen stampffen, als die Schaafe, wenn Sie für einen Hunde stehen.

[fol. 13r]

Von den Finten oder Verführungen

Finten sind ein Moyen den Feind aus der Continence zu bringen, so daß er greiffen oder auch sich sein Dessein verhindern laßen muß; Man hat aber zwey Haupt Sorten von Finten: Die erstere ist, wenn man fintiret vor des Feindes Faust und Stichblatt, welche eben gegen einen sehr starcken weiter nichts effectuiret, alß daß man sich nur von seinen Bindungen loß machet und einige Desseins aus avanciren, battiren und ligiren verhindert. Die andere Gattung ist: wenn man in attaqven Finten machet, solche streichet und ziehet, daß man dadurch die Mensur übernimmt und per Force trifft solche aber müßen in der neml. Motion und Couvert, wie man stoßen will, gemacht werden, damit der Feind kein Tempos stoßen kan. Die dritte Sorte ist nicht meine, sondern unterschiedenen Frantzosen, und wird so gemacht, man verkürzet nicht allein den Arm beym fintiren, sondern ziehet auch den Leib zurück, nachdem wird der Stoß vollführet, die subtile Raaison soll seyn, daß man in die Mouvements kein Tempos stoßen könnte, denn solcher gestalt wäre man aus der Mensur oder Presence getroffen zu werden. Ich habe aber davor gantz andere Moyens, und ein Unpartheyischer muß mir gestehen, daß es

[fol. 13v]

accurate aussiehet, als wenn sich die Böcke stoßen, welche erst aushohlen und mit einen Geschrey wieder zuspringen.

Von Tempos und contra Tempos.

Tempos ist die aller delicateste Manier in Fechten und so vortrefflich, daß der, so damit recht umzugehen weiß, alle Desseins des Contreparts zernichten kan. Es ist aber Tempos eine bloße Resolution auf ein iedes Mouvement oder Dessein des Feindes ins Abgehen mit einer ungemeinen Geschwindigkeit zu stoßen, und kan bey allen Blößen sehr nützlich gebrauchet werden, auch mit allen Bewegungen der Faust zum stößen, sie heißen wie sie wollen. Contra Tempos ist, wenn man mit den Feind zugleich stößet, so daß man trifft und der andere nicht. Es ist aber kein Contra Tempos sicherer, alß außen, und gegen die Flanconade mit Tertie, und inwendig mit Qvarte Revers. Es heißet auch ein Contra Tempos, wenn man auf eine iede Motion oder Abgehen vorsetzet und fort stößet, welches wenn

[fol. 14r]

es recht gemacht wird, gewaltigen Effect thut, absonderlich komt es demjenigen wohl zu statten die Force haben, welche gleichsam auch alle Rührungen capable sind zu treffen. Man hat noch eine Sorte, so man ins Tempos rücken heist, und wird dergestalt gemacht: Wenn sich nur der Feind rühret abzugehen, so marchiret man so gleich gestrichen mit einer versetzenden Motion auf ihn zu, und vollführet alsdann nach Beschaffenheit der Blöße den Stoß, hiervon wird ein resoluter Liebhaber den Nutzen finden.

Von Ritrahiren.

Ritrahiren ist, wenn man Leib und Klinge zurück ziehet und daduch aus der Presence getroffen zu werden komt, es gehöret eigentlich unter das Chiamantiren, denn hiertzu ist es am vortheilhafftesten zu gebrauchen. Dieses sind die Requisita so zum festen Fuß Fechten gehören, welches ich hiermit in aller Kürtze communiciren wollen. Es ist nöthig, daß ein Fechtender oberwehnte Terminos sowohl theoretice als practice verstehe.

[fol. 14v]

Hierauff folgen dann die erforderlichen Lectiones aus einer jeden Motion der Faust, welche ich Off- et Defensive ausführe. Nach deren Schluß wird der Leser finden die andere Sorte zu fechten, so nicht pede firmo, sondern durch caminiren, eintreten, passiren und voltiren geschiehet, wortzu aber eine gantze Wissenschafft erfordert wird, wen man anders sein Dessein mit sicherheit vollenden will.

[fol. 15r]

leere Seite

[fol. 15v]

Illustration

[fol. 16r]

Von der Qvarte innwendig.

Zu Qvarte Ausfall inwendig soll man mit Kopff und Brust wohl bedeckt seyn, den lincken Arm in der neml. Motion zu rück werffen, damit die Schmähle des Leibes desto besser zu bekommen, die Faust wohl und in Winckel aus drehen, zumahlen wenn man mit Force stoßen muß. Man soll nicht eher eine freye Qvarte stoßen, biß der Feind seine Spitze auswarts kehret.

1. Belege innwendig halb Tertie und Qvarte mit gesetzter Faust, und stoße Qvarte.

2. Belege innwendig, mache Finte in Qvarte auswendig wohl gestreckt, und stoß Qvarte.

3. Belege innwendig, und zwinge hierdurch deinen Feind, daß er caviren oder abgehen muß, gieb wohl achtung aufs Tempos, und stoß ihn in sein Abgehen innwendig Qvarte, dieses ist eines der fürtrefflichsten Stücke im Fechten.

4. Belege auswendig mit Qvarte gestrichen gib Achtung auf die Motion des Feindes und stoße Qvarte innwendig.

[fol. 16v]

5. Wenn dein Feind die Qvarten caviret, so cavire contra, und stoße Qvarte.

6. Cavirt dein Feind dir aus wendige Qvarten, so cavire contra mache eine Finte übern Arm und stoße Qvarte innwendig. NB. Man kan einen obligiren daß er caviren muß, durchstreichen, binden oder über-Mensur nehmen, alsdenn sind diese Lectiones applicable.

7. Binde deinen Feind auswendig so daß er caviren muß, thut ers so cavire mit und marchire außen mit der Qvarte auf ihn wohl gehoben, stoße ihm sodann Qvarte innwendig wenn er drücket.

8. Binde deinen Feind außen daß er abgehen muß, gib Achtung auf sein Mouvement und stoß indem er abgehen gerade Qvarte inwendig fort, aber wohl an die Schwäche gebunden, man muß aber in der engen Mensur seyn sonsten triffts nicht, wo dieses nicht, so must du indem dein Feind abgehet mit den Vorsetzen in Qvarte marchiren und so dann stoßen.

[fol. 17r]

9. Binde deinen Feind inwendig, daß er caviren muß, thut ers so setze außen vor marchire wohl bedeckt auf ihn zu und stoße inwendig Qvarte.

10. Thu einen halben Stoß inwendig, mache Finte außen und stoß Qvarte.

11. Thue nochmahlen einen halben Stoß inwendig und chiamantire zur Qvarte reverse, stoßet dein Feind, so winde und cavire, stoße nach Qvarte inwendig. NB. Thu inwendig einen halben Stoß Secunde an deines Feindes Stärcke, bindet ers, so changire die Faust und stoße Quarte inwendig, hüte dich aber für der Battude, so hierauf gehöret, oder für der Qvarte coupee, so außer der Presence kan ins Tempos gestoßen werden. Noch mehr aber vor der Cavation und Avancement mit der Tertie in dein Changement womit fast gäntzl. die Mensur benommen wird eine Secunde untern Arm zu pariren.

12. Eine Qvarte zu dupliren, attaqvire inwendig, und stoß Qvarte springe zurücke und postire auf der neml. Seite, so dann marchire auswendig mit Finte in Qvarte

[fol. 17v]

und stoße inwendig Qvarte.

13. Marchire auswendig in die Mensur halb Tertie und Qvarte hebe über des Feindes Klinge und stoße Qvarte angulariter. NB. Thue einen halben Stoß außen mit Tertie mit deiner Schwäche an des Feindes Stärcke, stost er Tertie durch so retrahire cavire parire und stoße nach Qvarte, das neml. thue wann dir der Feind durchs streichen stößet.

14. Stoßet dir dein Feind inwendig, so parire simple und stoße nach Qvarte.

15. Stößet dir dein Feind auswendig, so cavire, parire und stoße nach Qvarte.

16. Belege deinen Feind inwendig piano, winde geschwind um seinen Degen und forcire Qvarte inwendig, dieses heißet man auch durchbrechen, und kan gegen vorhaltende und steiff liegende gebrauchet werden. NB. Wenn dir einer in das innwendige streichen stößet, so setze die Faust

[fol. 18r]

hebe die Spitze und stoß Qvarte nach, dieses thut beym Degen noch beßern Effect wie das degagiren.

17. Stößet dir einer Flanconade, so cavire und winde, stoße nach Qvarte inwendig.

18. Belege deinen Feind, so daß er inwendig stoßen muß, thut ers so parire und stoße hurtig nach Qvarte, oder nach Beschaffenheit der Blöße contra Tempos.

19. Lieget dein Feind steif für dir, so battire ihn inwendig und stoße Qvarte.

20. Wenn dir einer Secunde untern Arm stößet, so parire mit den Zirkul und stoße nach Qvarte.

21. Beleget dich dein Feind inwendig tendrement, so stoße ihm gerade die Qvarte durch, oder mache auf sein binden Finte außen und stoße Quarte, du kanst auch, wenn dich der Feind außen stringiret oder battiret, die Quarte im Abgehen stoßen.

[fol. 18v]

22. In weitläufftige Finten des Feindes stoße gerade ein Qvarte.

23. Wenn einen der Feind überhebet, und inwendig Quarte stoßen will, kan man praeveniendo ins Tempus stoßen Quarte.

24. Man kan die inwendig und untern Stöße mit der lincken Hand excipire und so gleich mit oder nach stoßen Qvarte inwendig.

Remarqves.

Die Quarte ist der vornehmste Stoß in der Fechtkunst, ist aber auch der allerschwereste, und gehören wohl etliche Jahr dartzu eine Femete zu erlangen, sie ist nicht so wohl zierlich als sicher, weilen wegen der starcken Bind- und Bedeckung nicht leichte kan für gehalten werden, über dies ist sie, wenn sie rein getroffen, tödlich, jedoch in der Qualite eine soviel zu geben, daß er das Nachstoßen oder ferneres agiren vergeßen wird. Die Qvarte inwendig zu pariren hat man unterschiedl. Sorte
1. Mit der Motion Quarte angulariter gesetzter Faust und gegen den Feind

[fol. 19r]

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[fol. 19v]

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[fol. 20r]

erhöht gewendeter Spitze.
2. Mit der Cavation oder Degagement.
3. Mit den Zirkel verhängter Qvarte von der lincken zur rechten ausgenommen, dieses ist ein Moyen sich zu helffen wenn der Adversarius die Mensur übernommen. Bey Ubernehmung der Mensur ist eine gute Parade wenn man mit verkürtzung des Arms den Stoß recht aus hohlet mit der angular quarte und dabey die Positur changiret durch eine Wendung des Leibes in die enge Mensur, wodurch man Lufft bekomt, den Feind zu attrapiren, oder ein neues Lager zu machen.

Von der Qvarte übern Arm.

Qvarte übern Arm ist ein legerer oder flüchtiger Stoß der pure durch die Hebung und Geschwindigkeit in seine Blöße kan gestoßen werden, man bedecket den Kopff im Arm, und wirfft die lincke Hand zwischen die Beine mit für, in Fall das Vorhalten zu verhindern.

[fol. 20v]

1. Leide nicht daß dein Feind auswendig mit der Tertie legrement avancire sondern stoße ihm gerade durch Qvarte übern Arm.

2. Leide nicht daß dich dein Feind inwendig bindet, dir battiret oder avanciret sondern stoß ihme ins Tempos Qvarte übern Arm.

3. Binde deinen Feind außen mit Qvarte gestrecket, so daß er contre stringiren muß, solches leide nicht, sonderm stoße ins Tempos Quarte übern Arm duplire diesen Stoß, mache Finte inwendig oder unten und stoße Quarte übern Arm.

4. Stringiret dich aber einer außen so, daß du kein Tempos stoßen kanst, mache auf sein binden Finte unten oder inwendig, und stoße ihm die Quarte übern Arm, dieses kanstu auch aufs Avanciren deines Feindes thun, welches nicht geringen Effect thut.

5. Stringire, avancire inwendig wohl gestrichen, drücket der Feind, so stoß Qvarte übern Arm.

[fol. 21r]

6. Binde oder avancire außen mit Qvarte gestrichen, mache Finte inwendig und stoße Qvarte übern Arm.

7. Will der Adversarius nicht leiden, daß du ihn auswendig bindest, sondern caviret, so cavire contra, und stoß Qvarte übern Arm.

8. Hastu Blöße, so hebe über deines Feindes Klinge rund um, und stoße Qvarte übern Arm, dieses geschiehet wenn man auswendig lieget.

9. Marchire auswendig mit Tertie, verkürtzt dein Feind den Arm, so stoß Qvarte auswendig.

10. Marchire außen die Tertie mache Finte unten in Secunde, in die enge Mensur so dann changire die Faust und stoße Qvarte übern Arm, hüte dich aber daß dir nicht in die Secund Finten gestoßen wird, denn selbige muß verborgen und geschwind gemacht werden.

11. Binde deinen Feind inwendig mit gesetzter Faust, daß er caviren muß, thut ers, so cavire

[fol. 21v]

mit, marchire inwendig, die Klinge, und stoß Qvarte übern Arm.

12. Thue einen halben Stoß Qvarte inwendig, gehet dein Feind ab, so marchire bedecket außen mit der Qvarte auf ihn zu, mache Finte und stoße Qvarte übern Arm.

13. Thue einen halben Stoß Qvarte auswendig, mache Finten unten oder inwendig mit Nachsetzung des hintern Fußes und stoße Qvarte übern Arm.

14. Stößet dir einer auswendig so parrie mit vorgesetzter Quarte mache unten Finte und stoße Qvarte übern Arm.

15. Stößet der Feind dir scharff Tertie, so laß ablauffen, winde um die Klinge und stoß Qvarte übern Arm nach, dieser Stoß ist nicht frequent.

16. Leide nicht daß dir dein Adversarius ligiret, sondern gehe ab und stoß Qvarte übern Arm.

17. Wenn dir der Adversarius die Flanconade mit der Windung passiret, (14) so thue einen hal

[fol. 22r]

ben stoß Tertie nach der Flance, degagiret er so changire nur in Quarte, alßdenn fehlet er die Klinge, und die Qvarte übern Arm ist schon drinnen, wenn du nur einen kleinen Ausstoß thust.

18. Attaqvire inwendig stoße Quarte auswendig bleibe im rückgehen daselbst liegen und drücke so, daß dein Feind contra binden muß, habe aber wohl acht aufs Tempos und stoß Qvarte übern Arm, dieses ist duplirt.

Remarqves.

Man pariret die Qvarte übern Arm mit folgenden Manieren
1. Mit Tertie angulariter.
2. Mit Verfallung in Secundparade, welches keine schlechte ist.
3. Mit einer geraden Qvarte
4. Mit der Zirkelqvarte von der rechten zur lincken
5. Mit caviren oder degagiren.

[fol. 22v]

Qvarte coupee.

1. Drücket dich dein Feind innwendig mit steiffen Arm und gerade Spitze, so verfalle unter seinen Arm wohl gezogen stoße Qvarte in= oder außer der Linie.

2. Belege deinen Feind auswendig mit Qvarte oder Tertie will er dich contra belegen und zwar mit gerader Degen, so leide es nicht, sondern stoße ins Tempos Qvarte coupee.

3. Wenn dir der Feind die Tertie oder Qvarte übern Arm mit der Cavation pariret ohne Winckel und gesetzten Faust, so thue nur halbe Tertie- oder Quarte-Stöße auswendig, und indeme der Feind cavirt, so verfalle untern Arm und stoße Qvarte. Wenn dieses hurtig gemacht wird, ists schlim zu pariren.

4. Attaqvire inwendig stehend oder zurückend, jedoch wohl gestrichen, und couvieret, verfalle untern Arm und stoße Qvarte.

5. Drücke deinen Feind auswendig, gehet er ab, so marchire mit einer streichenden Qvarte

[fol. 23r]

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[fol. 23v]

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[fol. 24r]

inwendig in die Mensur, verfall und stoß Qvarte coupeè.

6. Liegestu außen, und findest Blöße so hebe über und stoße Qvarte coupeè, du kanst auch mit de überheben zuvor stringiren und stoßen.

7. Marchiret dein Feind aus- oder inwendig, so marchire contra mit gestrichener Qvarte, verfalle und stoße Coupeè.

8. Wenn man eine Zirckelparade machet, so kan man Quarte coupeè darauf nachstoßen.

9. Wann dir einer Secunde stößet, so parire mit vorgesetzter Secunde changire allegro die Faust und stoße Qvarte coupeè.

10. Thue einen halben Stoß Secunde untern Arm, pariret dein Feind mit der neml. Motion etwas negligent, changire an der Spitze, und stoß Qvarte untern Arm.

11. Stoßet dir einer inwendig so parire gehoben mit qvarte, und stoße nach Qvarte=

[fol. 24v]

coupee, dieses ist auch appliciable wenn einen Qvarte übern Arm gestoßen wird, caviret man und verfahret wie itzo gemeldet.

Remarqves.

Die Quarte coupeè hat in der Positur die egalité mit der Qvarte übern Arm, ist ein guter Stoß und komt kleinen Leuten gut zu statten, man stößet sie in= und außer der Linie, absonderlich gut ist die Qvarte coupeè zum Hieb zu gebrauchen, davon zu seinem Orthe soll gemeldet werden. Die Qvarte coupee wird folgender gestalt pariret.
1. Mit Quarte angulariter gesetzter Faust und verkürtzten Arm.
2. Mit den Zirckel von der lincken zur rechten.
3. Mit der Ligation.

[fol. 25r]

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[fol. 25v]

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[fol. 26r]

Qvarte Reverse oder Flanconade.

Qvarte reverse ist ein gebundener und winckelichter Stoß, gleichet Qvarte inwendig, nur daß die lincke Hand beym Ausstoß mit fürgebracht wird, und zwar verkehret, damit das Fürhalten zu defendiren.

1. Lieget dein Feind steiff für dir in Qvarte, so binde ihn und stoß Qvarte reverse. Dieses kanstu im stehen und zurücken thun.

2.  Binde auswendig deinen Feind gehet er durch, so stoß ihn Quarte reverse ins abgehen.

3. Binde deinen feind auswendig, gehet er ab, so cavire mit und stoße Qvarte reverse.

4. Stößet dir einer inwendig Qvarte, so stoße Reverse contra tempos oder parire und stoße nach reverse, dieses kanstu auch thun, wenn dir einer übern Arm stößet, so cavire, parire und stoße nach Flanconade.

Remarqves.

Die Arth eine Qvarte reverse zu stoßen ist zweyerley. Etliche stoßen sie

[fol. 26v]

mit erhobener Faust und tieffer Spitze, diese exponiren sich allzuseh dem contra Tempos mit der Secunde unten, item dem Changement nach der Ligation in Quarte unten. Ich stoße die Qvarte Reverse mit niedriger Faust und erhöheter Spitze, womit ich alle Blößen praecavire, ausgenommen die Qvarte übern Arm, es wird aber ein halbverständiger der Fechtkunst in meiner Positur sehen, wie gefährlich es dem, der übern Arm stoßen will, indeme ihm schon die Tertie contra Tempos fast für der Nasen liegt.

Die Qvarte Reverse wird passiret (15)
1. Mit Vorsetzen der Secunde unter der Klinge.
2. Mit der Ligation, oder verhangener Secunde.
3. Mit der Windung oder Degagement.
4. Mit Ablauffen in Qvarte, wobey aber so bald muß caminiret werden, dieses ist eine sehr curieuse Parade, muß aber geschwind gemachet werden, diese Manier ist nicht so beschreiblich, als demonstrable.

[fol. 27r]

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[fol. 27v]

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[fol. 28r]

Tertie.

Tertie ist ein winckelichter Stoß, und wird meistens mit Force gestoßen man bringet die lincke Hand im Ausfalle wie bey der Qvarte übern Arm mit für.

1. Lieget dein Feind gestreckt für dir, und wendet die Spitze einwarts, so stoße Tertie.

2. Attaqvire stehend oder avancirend auswendig mit Qvarte und stoß Tertie übern Arm.

3. Attaqvire inwendig und stoß Tertie übern Arm.

4. Attaqvire oder avancire inwendig halb Tertie und Qvarte, gehet dein Feind ab so stoße ihm Tertie für, stößet er, so stoße Tertie contra Tempos.

5. Lieget dein Feind sehr steiff für dir, so setze mit Tertie an, breche oder winde durch und stoß Tertie übern Arm.

6. Binde deinen Feind außen leidet ers nicht und cavirt, so cavire contra und stoß Tertie übern Arm.

[fol. 28v]

7. Binde inwendig, drücket dein Feind mit erhobener Spitze, so hebe in enger Motion über und stoß Tertie, bleibe in der Motion im rückgehen, mache Finte unten und duplire Tertie.

8. Stoßet dir dein Adversarius auswendig, so parire mit Tertie, mache Finte unten und stoße nach Tertie übern Arm.

9. Thue einen halben Stoß Tertie, chiamantire damit zur Secunde unterm Arm so parire mit der Ligation, und stoße nach Tertie übern Arm, oder winde die Secunde auf und stoße Tertie nach.

10. Merckestu daß der Feind von inwendig nach außen zu überheben will, so habe wohl acht auf Tempos, und stoß ihm Tertie übern Arm.

11. Avancire außen mit Tertie, degagiret der Adversarius, so degagire contra nim ihn damit die Mensur, mache unten eine Finte, und stoße übern Arm Tertie.

[fol. 29r]

12. Marchiret dir einer inwendig steiff, so stoße ins Abgehen flugs Tertie, duplire darauf.

13. Marchiret dir einer auswendig, so stoße ihm gerade Tertie durch duplire, oder mache darauf was du wilst.

14. Marchiret dir einer auswendig, so mache Finte unten ins tempos und stoß Tertie übern Arm.

Remarqves.

Die Tertie zu stoßen ist unterschieden. Etliche stoßen Sie mit hoher Spitze und tieffer Faust, solche pflegen offt sehr in Wind zu stoßen, wenn der Feind die Klinge verläst, sind sich nicht sicher für den contra Tempos der Qvart übern Arm, welches allemahl einstoßen will, und letzlich läst sich solche Tertie gar zu leicht mit ablauffen und voltiren pariren. Ich schätze diejenige Tertie für die beste die man verdecket und in einer geraden Linie stößet, davon in der Praxi der Liebhaber den Nutzen sehen wird.

Die Tertie wird pariret.
1. Mit Tertie oder Secunde.

[fol. 29v]

2. Mit Qvarte um den Zirckel von der rechten zur lincken.
3. Mit der Cavation oder Degagement.

Secunde untern Arm.

Über diesen Stoß haben sich die Fechtmeister die Köpffe nicht wenig zerrißen denn es ist kein differenterer Pout bey einen Stoß wie bey der Secunde, Einige stoßen sie ohne Bedeckung mit Tertie untern Arm, entweder in die Flance, oder gar aufs dicke Bein. Einige sind etwas gescheider und drehen die Hand zwar in die Secunde mit der Hebung, aber sie meynen die Delicatesse bestünde in einer affectirten Schmählerung des Leibes, und schmeißen die lincke Hand in der neml. Motion rückwärts aus, oder legen sie gar auf den Kopff, einen Hieb auszuhalten, welches als eine perfecte Arleqvinade aussiehet, und zu dem ist der Unter Leib zu contra tempos und Nachstößen allzusehr exponiret; Einige haben die Secunde mit Hand und Hebung richtig gestoßen, hingegen

[fol. 30r]

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[fol. 31r]

ihren Kopff zwischen ihre eigene Beine gestecket, als die kützlichen Mulets die ihre Reuter absetzen wollen, hierunter suchen Sie ein Couvert für Kopff und Brust dencken aber nicht, daß Sie aus der Balance kommen, von sich selbst fallen, und man ihnen ein halb dutzend Hiebe oder Prügel auf den Bückel zehlen kan, ehe sie einmahl wieder in Positur kommen können. Sie pflegen bey diesen fatalen Ausstoß gemeiniglich die lincke Hand auf die Erde zu werffen, um sich zu stämmen, Ich kan mich aber rühmen, daß ich unterschiedene auf diese Manier habe Kobolden schießen laßen. (16) Ich stelle hier eine Figur für von einer natürlichen ungezwungenen und sichern Secunde, welche gewaltigen Effect thut, wenn Sie recht gestoßen wird, auf dieser und der Qvarte inwendig beruhet der größte Theil der Fechtkunst, weilen diese beyde bey allen Occasionibus anzubringen sind.

1. Leide nicht daß dich dein Feind auswendig mit Tertie belegt, sondern stoße ihm Secunde untern Arm ins Tempos.

2. Thue einen halben Stoß gestrichener Qvarte auswendig, changire und stoß Secunde untern Arm.

[fol. 31v]

3. Attaqvire auswendig mit Tertie und stoß Secunde untern Arm, dieses kanstu auch mit avanciren thun.

4. Avanciret dir dein Feind aus wendig, so avancire contra mit Tertie und stoß Secunde untern Arm.

5. Stößet dich dein Feind auswendig, so parire mit Tertie, und stoß Secunde untern Arm.

6. Thue einen halben Stoß Qvarte inwendig, pariret dein Feind angulariter, so changire an der neml. Seite, und stoß Secunde, dieser Stoß ist nicht uneben sondern schlim zu pariren, besonders einfach, mercket man aber daß der Feind so intentioniret ist, so muß man gleich caviren.

7. Attaqvire außen mit Tertie, caviret dein Feind, so cavire contra und marchire scharff mit Tertie in die Mensur, stoß alsdann Secunde untern Arm dieses kan vor ein Meister Stück passiren, wann es recht gemacht wird.

[fol. 32r]

8. Gib deinen Feind Blöße zur Qvarte Reverse, stoßet er, so stoß ihm Secunde für mit dieser Lection ist vieles zu machen, so curieuse ist.

9. Liegestu inwendig so hebe über deines Feindes Spitze, attaqvire mit Tertie und stoße Secunde untern Arm, duplire hierauf.

10. Thue einen Stoß inwendige Qvarte, marchire so fort auswendig mit Tertie und stoße Secunde untern Arm.

11. Laß die Tertie deines Feindes ablauffen, stoße nach Secunde inwendig.

Wie Secunde wird pariret
1. Mit verhangener Secunde oder Ligation.
2. Mit einer winckelichten Qvarte.
3. Mit der Zirkelqvarte von der rechten zur lincken.
4. Mit gewundener Secunde aufwärts.

[fol. 32v]

Voltiren.

Voltiren ist ein Mittel wodurch man sich für Stößen salviret ohne zu pariren schlechter dings mit einer Wendung des Leibes aus der Linie oder Praesence, so daß man seinen Contre Part beleidiget, oder trifft, selbsten aber frey bleibet. Die Haupt Reqvisita zur Volte sind: Geschwindigkeit, eine schmahle und geschickte Wendung mit den Leibe, eine rechte Drehe- und Versetzung derer Füße; In der ¾tels
Volte vermeine ich eine Addrese zu zeigen, die bishero eben nicht bekannt wird, gewesen seyn; Ich theile die Volte in 4 Partes. Eine viertels Volte, halbe Volte, dreyviertels Volte und gantze Volte.

Von der Viertels-Volte.

Eine viertels Volte ist pure eine Verkehrung der Positur statt daß ich  rechts stehe, komme ich in Parade alß ein Linckscher, halte aber meinen Feind in Qvarte für, e.g.

1. Thue einen halben Stoß Qvarte inwendig, und gieb Blöße selbsten zur Qvarte inwendig, stoßet dein Feind nach, so mache nur auf der Stelle ein Lincks=

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um und Wendung des Leibes, halte oben oder unten in Qvarte für, so bistu außer der Praesence und dein Adversarius verletzet sich selbsten.

Von der halben Volte.

Eine halbe Volte ist eben eine Wendung des Leibes aus der Linie für des Feindes Stoß, ist aber von keiner sonderlichen Addresse, und leicht zu machen, es wird, indeme der Adversarius stößet, der hintere Fuß seitwarts hinter den fördern gesetzt, wodurch der Leib eine Schmahle kriegt..

1. Gieb deinen Feind Occasion daß er dir eine Tertie stoßen muß, thut ers, so laße in rechter Positur ablauffen, und mache zugleich eine halbe Volte, hebe über des Feindes Degen und battire, alsdann kanstu hauen, stoßen und schneiden.

2. Wann dir einer inwendig Qvarte stößet, so parire und voltire, tritt mit den fordern Fuß fort, und verfahre mit schneiden oder stoßen wie du wilst.

3. Wann dir einer Qvarte übern Arm stößet, so cavire, parire, voltire und verfahre wie No. 2.

[fol. 35v]

4. Wenn du Zirckel Qvarten bey auswendigen Stößen gebrauchest, so <Schreibfehler: kastu> auch zugleich halbe Volten machen.

Von der dreyviertels Volte.

Dieses ist die aller propreste und beste Invention von Volten, und wird solchergestalt gemacht, man wendet den Leib in gehöriger Schmähle, machet auf den vördern Fuß ein Lincksum, den hintersten aber setzet man so dann verwand hinter den fördersten, daß deßen Spitze einer Linie den Absatz gleich eine Elle von einander stehet, lieget den fördersten Fuß, den hintersten aber machet man gantz steiff, damit man fest stehen kan, die Positur wird mehr Erläuterung geben.

1. Wenn dir einer auswendig scharff mit Qvarte marchiret, so voltire ihn inwendig die quarte herein. NB. Sollte dir einer diese Volte mit Qvarte pariren, so changire an der neml. Seite, und stoß Secunde mit den fördern Fuß fort.

[fol. 36r]

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[fol. 36v]

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[fol. 37]

2. Belege deinen Feind inwendig, belget er dich contra auswendig, so leide es nicht, sondern voltier die Qvart inwendig ins Tempos, du kanst auch auf die Secunde voltiren wenn du neml. solche mit der lincken Hand parirest.

Remarqves.

Wenn man diese Volte gemacht hat, soll man gleich einen Rücksprung nehmen passiren oder Desarmiren. Wer voltiren will, hüte sich vor der Qvarte Reverse, denn diese ist ihm fatal, man kan auch, wenn man siehet daß einer voltiret eine Contra Volte machen, dieses wird von einigen Circuliren, von Signor Fabris de Padua (17) aber Caminiren in die Rundung geheißen.

Von der gantzen Volte.

Auf die drey viertels Volte folget die gantze Volte, wann neml. die erstere mit Qvarte pariret worden, und man hat sich verstoßen, so daß einen der Feind beym Kopff kriegen wollte, so wendet man sich mit Leib und Füßen un=

[fol. 37v]

ter des Feindes Degen gantz rund um, und blessiret ihn. Man kan dieses auch bey einer Qvarte übern Arm mit einer Volte appliciren, will nun der Feind nachstoßen, so tourniret man sich unter seinen Degen gantz herum. Diese Arth ist nicht allzufrequent, iedoch dann und wann zu gebrauchen.

Remarqves.

Zu Voltiren gehöret eine ungemeine Resolution, Wissenschafft und Tempos, anders ist es fehl. Die Manier ist mehr zierlich als nützlich, absonderlich vor diejenigen, denen oberwehnter Reqvisita fehlen; Auf den Boden es zu practiciren, laße ich vor einen jeden gelten, der Lust hat die Lectiones in Übung zu setzen, denn da giebts kein Loch, aber für der Spitze wird mehr Behutsamkeit erfordert; Verstehet es aber einer recht, so maintenire ich, daß einer bey einer ¾tels Volte beßer thut, als fast mit einen Stoße a piede fermo (18).

[fol. 38r]

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[fol. 38v]

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[fol. 39r]

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[fol. 39v]

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[fol. 40r]

Von Passiren.

Passiren ist eine Manier des Feindes Klinge zu unterlauffen, und geschicht entweder durch selbstiges attaqviren, oder wenn man attaqviret wird; Man machet eine distinction in passiren, und theilet es in gantze und halbe Passaden. Zum Passiren gehöret eine Verkleinerung der Positur, und Versetzung derer Füßen.

Von der halben Passade.

1. Verführe deinen Feind daß er Stocaden oder lange Ausstöße gegen dich thun muß, stößet er dir nun eine Tertie auswendig, so verkleinere dein Lager, changire die Positur, i.e. ziehe die rechte Seite der Brust ein, und bringe die lincke herfür, parire mit Secunde, und tritt zugleich mit den hintersten Fuß für, und blessure mit  Secunde untern Arm. Mercke aber, daß du bey Passaden allemahl des Feindes Arm, worinnen der Degen ist, suchest zu ergreiffen.

2. Thue einen halben Stoß Qvarte inwendig mit Blöße, stößet dein Feind mit Qvarte

[fol. 40v]

nach, so hebe ihm die Qvarte mit der Faust, und versencke etwas die Spitze, passire ihn sofort mit Seconde untern Arm.

3. Gib deinen Feind Blöße zur Qvarte Reverse, stößet er, so changire die Hand in Secunde, passire damit fort, hiermit kanstu den Feind auf die Brust, Hals oder Naße stoßen.

4. Gieb deinen Feind noch einmahl vorige Blöße, parire ihm die Reverse mit forgesetztter Secunde, changire die Hand in Qvarte, und passire also mit einen langen Schnitt unter seinen Degen fort. Dieses ist sehr artig, muß aber geschwind gemacht werden.

5. Wenn dir dein Feind Secunde untern Arm stoßet, so parire mit der neml. Motion fürgesetzt, wobey der hintere Fuß zugleich für den fördern muß zu stehen kommen, changire die Hand in Qvarte und passire mit einen Schnitt fort; Mercke: indeme du schneidest daß dein Arm allemahl steiff, deinen Degenknopff aber du dem Feind continue für die Naße haltest, mit der Klingen kanstu machen was du

[fol. 41r]

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[fol. 41v]

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[fol. 42r]

wilst, siehe dabey zu, daß du deinen Feind allemahl den Arm ergreiffest, oder auch den Hals, ihn zu Boden zu werffen, wie beystehende Figur zeiget. Diese Piecen lasen sich trefflich auf die Herrn Marx und Lux-Brüder appliciren, welche keinen Stoß oder Hieb aestimiren, wann nicht Beulen wie Hünereyer auflauffen denn bey dieser Occasion giebts harte Nüße zu knacken.

6. Gieb deinen Feind Occasion zur Tertie, stößet er Sie, so laße über deinen Kopff ablauffen, du must aber Tempos mit den hintern Fuß vortreten, hebe über mit Quarte, so wirstu mit deinen Degen in einer Geschwindigkeit an deines Feindes Kehle sitzen, passire so dann fort, oder mache ihn den steiffen Halß.

7. Stoßet dir dein Feind übern Arm, so parire mit Tertie, changire die Hand in Qvarte und passire mit den Schnitt nach seinen Gesichte fort. Läst sich sehr gut practiciren.

8. Stoße Qvarte inwendig, pariret dein Feind mit den Winckel, so passire untern Degen mit Secunde fort.

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Von gantzen Passaden.

Die gantzen Passaden werden eben so gemacht wie die haben, nur ist zu mercken daß man mit denen gantze den Feind gar vorbey läufft, und offt hinter ihm zu stehen kömmet, mit denen halben aber bleibet man für den Manne, und packet seine Wehre an. Es haben die gantze Passaden auch wenig Sicherheit oder Nutzen, sind mehr auf den Boden zu gebrauchen, als für der Spitze. Die Defension gegen die Passaden sind Volten, item der so genannte Spanische Arrêt (19), wovon unterschiedliche Maitres viel Merckes machen, und ihn vor die nobleste Invention in den Metier ausgeben, welches ich aber nicht sehen kan. Sonsten können alle Passaden durch Degagements und Tempos-Stößen praecaviret und eben wie andere Stöße mit denen ordinairen Motionibus pariret werden. Es ist nur zu mercken, daß man seine Spitze nicht viel von des Feindesbrust oder Gesicht bringe, sondern ihn sowohl agendo alß defendendo kurtz in der Linie bleibe, so wird er das einlauffen wohl vergeßen müßen, oder wird ihm zum wenigsten schwer gemacht.

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Von Desarmiren oder die Wehre zu nehmen.

Hiertz gehöret Tempos, Resolution und eine Fermetè. Ich will hier die Haupt=Lectiones hersetzen, so etwan dabey vorkommen können, jedoch muß man nicht dencken daß es abgeschwohrne Reguln, ohne die man nicht desarmiren könnte, seyn; Nein, sondern man muß data Adversarii Occasione allemahl present seyn, ihn zu desarmiren, denn wann einem der Feind auf den Hals gerücket, und man sich ins Hand=Gemenge laßen muß, so ist keine apodictische Regul (20) vorhanden, sondern es heißet: Melius est praevenire, quam praeveniri (21).

1. Verführe deinen Feind, daß er inwendig lange Qvarte stoßen muß, thut ers so tritt â tempos mit den hintern Fuß vor, ergreiffe des Feindes Hand, und desarmire mit Qvarte.

2. Laß den Feind abermahl lang qvarte stoßen, und tritt mit der Qvarte Reverse â Tempos auf ihn ein, mit der lincken Hand ergreiffe seinen Degen Knopff, so ist der Feind beydes desarmiret und blessiret. Bey dieser Lection kan man machen, daß sich einer selbst

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spießen muß.

3. Wenn dir dein Feind lange Tertie stößet, so laße sie übern Kopff ablauffen, ergreiffe á Tempos seine Faust untern Degen, und wickele seinen Degen in deinen Arm so kanstu desarmiren wenn du wilt.

4. Stoßet dir einer Secunde untern Arm, so parire mit der Winckelqvarte, und desarmire á Tempos. Es komt offters, daß wenn man den Feind bereits so weit hat, daß man ihn desarmiren kan, er sich noch wehret, und nach unsern eigenen Degen greiffet, so ists am besten, man thut den Degen hintern Rücken oder zwischen die Beine, und sticht so zu, ist es aber bereits so weit gekommen, daß der Feind unsern Arm hat, so sehe man zu, daß man ihm den Degenknopff in Rücken setzen oder ihme mit der Klinge am Halß fitscheln kan. Man kan sich sonsten leichte für den desarmiren hüten, wenn man nur in Linie und Mensur bleibet, komt es aber so weit, daß man zu desarmiren wäre, so ist ein Moyen sich zu retiriren, erstl. das überheben auf welcher Seithe es nöthig, zweytens, braf um sich geschnitten, oder dem Feind einen guten Circumflex über

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die Pfothen gegeben, so verlernet er das kratzen.

Von Caminiren.

Diese Lectiones geben gar keinen Nutzen, und sind nur per Curiositè zu wißen damit man davon reden kan. Caminiren ist eine Versetzung derer Füße, da man an statt des rechten mit den lincken Fuße fort tritt. Man confundiret sich nur mit dieser Arth zu fechten, weilen es eine Ungewohnlichkeit ist, und in Praxi wenig oder gar keinen Nutzen thut, sonsten sind die Lectiones eben so wie beym festen Fuß fechten zu machen, nur daß ich mit dem hintern Fuß für trete. Ich halte es für ein pures Confusiones Mittel, womit die Herrn Fechtmeisters ihre Disciples lange aufhalten können. Wer davon Nachricht haben will, lese nur Signor Fabris de Padua sein Opus (22), oder will ers abbreviret haben, des Hln. Fecht Meisters: Schmidts ausgegebene Tractat von der Fechtkunst (23), so wird er dorten mehrern Schatten als bey mir Licht finden.

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Von denen Mitteln die man gegen vorhaltende Naturalisten und dergleichen Kloppfechter gebrauchen soll.

Mit Vorhalten ist manchen der ein Fechtmeister seyn will Angst und Bange gemacht worden, denn es giebt welche, wenn Sie nicht ihr 1. 2. 3. zu machen Occasion haben, so halten sie am Berge. Fähret nun so ein hainbüchener Naturaliste blind auf sie ein, so verlaßen sie sich auf die frantzösische Sohlen, stoßen sie ja aus so kriegen sie eines mit. Ich habe mir mehr als etliche hundert Mahl Occasion genommen, mit solchen Leuten zu fechten, auch wohl gar ihnen die Mühe mit einen Trinckgeldt bezahlet, davon aber soviel profitiret, daß ich mich auf ihren Peltz ziemlich lustig machen können, <eingefügt darunter: und> ich recommendire einen jeden die Lust heute etwas rechtes zu lernen, damitt wenn <unlesbar durchgestrichen> einen deren Baur=Knecht auf sich loß dreschen laßen, er wird den Nutzen in kurtzen finden, denn es heißet hier qvi nunqvam mate nunqvam bene (24), die Hauptmaxime ist, daß man solchen Leuten praf große Blößen giebt, und ihnen darauf vorsetzet, auf ihre Stöße mit der Parade zugleich zurücket, durchbricht, praf nach den

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Kopff stößet, ligiret und battiret, welches man wohl offt etliche Mahl thun muß ehe man zu einen sichern Stoß gelanget.

1. Wenn du Qvarte übern Arm stößest, und dein Feind hält für, so thue einen halben Qvart=Stoß hoch nach den Kopff, hält er unten für, so ligire scharff mit Avancement und stoß Tertie außen.

2. Stößestu Qvarte inwendig, und der Feind hält dir daselbst für, so thue hoch einen winckelichten Qvart-Stoß, battire ein oder zweymahl und stoß ihm die Qvart inwendig, oder pro variatione circumstantiarum die Flanconade. Die halbe Passaden und Desarmirung kommen gegen solche Leuthe wohl zu statten, nur aber keine Volten und dergleichen Kunst-Posituren, welche sehr gefährlich sind.

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Von denen allernothwendigsten Reqvisitis zum Fechten, mit dem Degen, sowohl bey Recontres wie Duells.

Courage, Moderation und Resolution sind unentbehrlich beym fechten denn wenn man alle Lectiones weiß und machen kan, hat aber ein Haasen=Hertz im Leibe, bedrucket wie spitzig oder schneidig des Adversarij sein Degen ist, wenns durch den Leib gienge, daß man den Augenblick des Todtes sey oder krum, lahm oder ein Krieppel werden könnte, und was dergleichen philosophischer Observationes von solcher Halden mehr sind, so thut man beßer man verträgt sich in der Güte, und stecket ein, was man nicht offenbahren darff, denn der Sieg ist doch schon bey solchen Leuten halb verspielet, ehe sie noch heraußer kommen, ich habe es gesehen, da sie sonst perfect gut gefochten, sie des Feindes Klinge so furchtsam und von weiten angegriffen, als wenn sie mit einen fliehenden Drachen zu streiten hätten, oder ein Hummel Nest ausstöhren wollten. Ist ein Stoß auf sie geschehen, so sind Sie zurück geflogen, daß Sie die Absätze verlohren haben.

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Die allzuviel Courage haben, lauffen öffters noch größerer Gefahr, denn in der Furie renn sie zu, wie ein Schwein auf den Spieß, ist nun ein Cholericus von unüberlegter Großmuth zu sehr eingenommen, und will seinen Feind bastiniren, damit kriegt er einen Treff weg, ehe er sichs versiehet, darum muß die Spitze wohl temperiret seyn, daß es heißet: Nicht zu viel, nicht zu wenig, dieses Intermedium heiße ich Resolution, welche ein Mensch erlangen kan, der eben nicht allzuviel brennendes Feuer hat; Denn wenn man sich fürstellet, daß ein Duell unumgänglich seyn muß, dabey den Verlust der Ehre erweget, sich einer gerechten Sache zu getrösten weiß, die Augen aufthut und die Hände worinnen der Degen lieget zu, alßdann machet, was die Reguln der Fechtkunst mit sich bringen, so wird ihm der Sieg nicht entgehen, de<n mit Makron> es eine unstrittige Sache, daß die Reguln des Fechtens infallible und mit den Degen sowohl als mit den Rappier zu practiciren sind; Ich weiß daß mir kan objiciret werden, daß gute Fecht-Meisters sind erstochen worden, aber ich frage dagegen, ob nicht allemahl ein nöthiges Reqvisitum an einen solchen wird ermangelt haben, wie ich bereits schon gemeldet. Denn bitte mir aus, nicht einen ieden für einen Fecht-Meister zu halten, der ein Plastron für den Leibe

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hat, es ist zu beklagen, daß dergleichen Pfuschers und Kloppfechters dem Metier so noble und fürtrefflich ist, Schandflecken anhängen, denen aber doch der unpartheyische Iudicirer nicht Beyfall geben, sondern vielmehr der Persohn und nicht der Kunst imputiren wird. Jch wollte wünschen, daß große Herren einen Fechtmeister aufs schärfste legitimiren wollten, ehe Sie ihn die Concession zu informiren gäben, denn solcher Gestalt würde die Kunst ihren gebührenden Ruhm und Ehre erlangen, und die Maitres so daß ihrige rechtschaffen thun applausum haben. Durch solche Ignoranten wird manche Seele verführet, und ins Verderben gestürzet um Leib und Leben ums zeitliche und ewige Wohl gebracht wer also profitiren will, lerne seine Sachen gründlich, brauche die Kunst zu einer Geschicklichkeit des Leibes, zu einer Nothwehre, nicht aber seinen Nachsten zu schaden, so kan er sich ordinair versprechen ein glückliches Ende.

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Siegmund Carl Friedrich Weischner: Biographische Notizen

  • Siegmund Carl Friedrich Weischner soll von 1702 bis 1774 gelebt und ab 1728 Fechtlehrer in Weimar, zuvor in Merseburg gewesen sein. (25)
  • Um 1731 war er bei der "Adelichen Leib-Garde“ von Ernst August I. als Leibgardist und/oder als Fechtlehrer der Leibgarde beschäftigt. (26) In dieser Zeit, vor allem wohl im Zaithainer Lager 1730 (siehe dazu auch Anmerkung 11), entstand die hier vorgestellte Handschrift Sig. Fol. 351C, um dem Herrscher  für die “gnädigste anvertraute Arbeit bey Dero Adelichen Leib-Garde” zu danken.
  • Spätestens seit 1757 unterrichtete er als Fechtlehrer am Gymnasium illustre in Weimar. (27)
  • Im Siebenjährigen Krieg kämpfte er vermutlich für das Herzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach auf Seiten der Reichsarmee. Sein Name fällt in offiziellen Dokumenten: „Dieses ist der in Jena gemachte Plan, die retirirende Bagage aus Sachsen den 1. November 1757 unterzubringen. C. F. W.“ Hinter dem Kürzel wird Weischner vermutet. (28)
  • Um 1764/1765 war Weischner Hauptmann „beym löbl. Landregiment“. (29) In dieser Zeit gibt Weischner seinen Text zuerst unter dem Titel "Uebungen auf dem Fürstl. Sächsichen Hoffechtboden zu Weimar" und ein Jahr später unter dem Titel "Die Ritterliche Geschicklichkeit im Fechten durch ungezwungene Stellungen" in Druck.
  • Die beiden Fechtbücher von 1764 und 1765 sind Karl August (30), dem Sohn der Herzogin Anna Amalia von Weimar (31) gewidmet. Ihm soll er ab dem zehnten Lebensjahr zweimal die Woche eine Viertelstunde Fechtunterricht gegeben haben. Später soll daraus zweimal wöchentlich eine halbe Stunde geworden sein. Ab 1773 soll der Fechtunterricht entfallen sein. (32)
  • Eine Anekdote berichtet außerdem davon, dass ein livländischer Fechtschüler Weischners mit Namen Gustav von Bergmann, der wegen seines fechterischen Könnens auch für die Kupferstiche in den Ausgaben von 1764 und 1765 Modell gestanden haben soll, ein Duell mit Johann Wolfgang von Goethe hatte. (33)

Anmerkungen

(1) Beaulieu-Marconnay, Carl Freiherr von: Ernst August, in: Allgemeine Deutsche Biographie 6 (1877), S. 317-318. [Onlinefassung]
(2) Vielen Dank an Ingrid Arnhold, Anett Carius-Kiehne, Olaf Mokansky und Dr. Gerhard Müller von der Klassik Stiftung Weimar für die Unterstützung und die zahlreichen hilfreichen Hinweise.
(3) Siehe für weitere Informationen den Katalogeintrag der HAB zu dieser Handschrift.
(4) Vielen Dank für die Hinweise zu den Zeichnungen an Isabel Frühauf.
(5) Thimm, Carl A.: A Complete Bibliography of Fencing and Duelling. Naval and Military Press, Eastbourne 2009, S. 332.
(6) Uebungen auf dem Fürstl. Sächsichen Hoffechtboden zu Weimar. Hoffmann, Weimar 1764. [Digitalisat ULB Sachsen-Anhalt]
(7) Die Ritterliche Geschicklichkeit im Fechten durch ungezwungene Stellungen. Hoffmann, Weimar 1765.
(8) Siehe zu Enslin den fechtgeschichte-Artikel Aus einem Bücherverzeichnis der Enslin'schen Buchhandlung von 1824: Fechtkunst.
(9) Katalog der Privat-Bibliothek Seiner Majestaet des Königs von Hannover, Schlülersche Hofbuchdruckerei, 1858, S. 238.
(10) Siehe die Online-Ausgabe des Krünitz zu Stoßfechten/Weischner [Digitalisat]. In einigen Bibliographien, so auch bei Krüntz/Vieth erscheint die Jahreszahl 1766 als Erscheinungsjahr für die "Ritterliche Geschicklichkeit im Fechten". Ob es sich hierbei um einen Fehler oder eine weitere Auflage handelt, konnte bislang nicht ermittelt werden. Bekannt ist bislang nur die Ausgabe von 1765.
(11) Weischner meint hier wahrscheinlich das Zaithainer Lager des sächsischen Kurfürsten Friedrich August I. im Jahr 1730, bei dem Ernst August I. mit einem weimarischen Bataillon zugegen war. Vgl. Gothe, Rosalinde und Pietsch, Jürgen M.: Dornburg: von Otto I bis Goethe. Edition Akanthus, Delitzsch 2002, S. 32.
(12) Passauer Kunst ist ein Begriff für den Aberglauben, sich mit Magie o.ä. vor Hieben, Stichen, Schnitten und Kugeln sicher zu machen. Vgl. z.B. Funke, Nikolas: Naturali legitimâque Magica. In: Arbeitskreis Militär und Gesellschaft in der Frühen Neuzeit e.V. (Hrsg.): Militär und Gesellschaft in der Frühen Neuzeit. 13, Nr. 1, Universitätsverlag Potsdam, Potsdam 2009, ISSN 1617-9722, S. 16-32. [Onlinefassung pdf]
(13) Non cuivis contingit adire Corinthum, lat. für: Es ist nicht allen gegeben, nach Korinth zu gehen. / Es kann nicht jeder nach Korinth gehen. Vgl. Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1856, Band 4, S. 352. Bedeutet in etwa: Nicht jeder kann alles haben.
(14) Hier handelt es sich um einen Schreibfehler. In den gedruckten Ausgaben der Jahre 1764 und 1765 steht an dieser Stelle 'pariret'.
(15) Hier ist ebenfalls ein Schreibfehler anzunehmen. In allen anderen Ausgaben wird die Quarte Reverse 'pariret'.
(16) "Kobolde schießen lassen" bedeutet soviel wie Purzelbäume schlagen lassen, siehe: Heinsius, Otto und Friedrich, Theodor: Vollständiges Wörterbuch der deutschen Sprache mit Bezeichnung der Aussprache und Betonung für die Geschäfts- und Lesewelt, Band 2. R. Sammer, 1840. S 598
(17) Salvatore Fabris, Fechtmeister aus Padua
(18) ital. Fechtfachausdruck für "mit festem Fuß"
(19) Johann Andreas Schmidt erwähnt in seinem Fechtbuch „Leib-beschirmende und Feinden Trotz-bietende Fecht-Kunst“ (Weigel, Nürnberg 1713) den Spanischen Arrest. Siehe Schmidt: Fecht-Kunst 1713, S. 55ff [Digitalisat]
(20) Eine apodictische Regel ist eindeutig, unwiderleglich.
(21) lat. für: Es ist besser zu führen, als geführt zu werden.
(22) Direkte Bezugnahme auf Salvator Fabris Fechtbuch „De lo schermo overo scienza d’arme di Salvator Fabris Capo dell’ordine dei sette cori“ von 1606. In deutscher Übersetzung u.a.: Hynitzsch, Joachim Joachim: Scienza E Pratica D'Arme = Herrn Salvator Fabris Obristen des RitterOrdens der sieben Herzten verteutschte Italiansche FechtKunst / Di Salvatore Fabris, Capo Dell'Ordine Dei Sette Cuori.  Hynitzsch, Halberstadt und Vogt, Leipzig. 1677 und noch einmal 1713.
(23) Direkte Bezugnahme auf Johann Andreas Schmidts Buch „Leib-beschirmende und Feinden Trotz-bietende Fecht-Kunst“, Weigel, Nürnberg 1713. [Digitalisat ULB Sachsen-Anhalt]
(24) lat. für.: Jemand, der sich nie irrt, tut nie etwas falsch.
(25) vgl. Diem, Carl: Körpererziehung bei Goethe. Ein Quellenwerk zur Geschichte des Sports. Verlag von Waldemann Kramer, Frankfurt am Main 1948, S. 522.
(26) siehe Weischner: Übungen 1731, fol. 3r
(27) vgl. den Hochfürstl. S. Weimar- und Eisenachischer Hof- und Adreß-Calender [Digitalisat]
(28) vgl. Thüna, L. Frhn. v.: Die Wuerzburger Hilfstruppen im Dienste Oesterreichs: 1756-1763. Ein Beitrag zur Geschichte des Siebenjaehrigen Krieges. Stuber, Würzburg 1893. Fußnote 1 auf S. 55
(29) siehe Weischner: Übungen 1764, Vorbericht und Weischner: Ritterliche Geschicklichkeit im Fechten 1765, ebd.
(30) „Karl August“, in: Neue Deutsche Biographie 11 (1977), S. 262-264. [Onlinefassung]
(31) Dadelsen, Georg von, „Anna Amalia“, in: Neue Deutsche Biographie 1 (1953), S. 302-303. [Onlinefassung]
(32) vgl. Diem, Carl: Körpererziehung bei Goethe. Ein Quellenwerk zur Geschichte des Sports. Verlag von Waldemann Kramer, Frankfurt am Main 1948, S. 196
(33) vgl. Diem, Carl: Körpererziehung bei Goethe. Ein Quellenwerk zur Geschichte des Sports. Verlag von Waldemann Kramer, Frankfurt am Main 1948, S. 146.

Montag, 19. Mai 2014

Der Philosoph John Locke über das Fechten und Voltigiren

von Jan Schäfer

Der einflussreiche englische Philosoph und Liberalismustheoretiker John Locke (1632-1704; Leben und Werk in der Stanford Encyclopedia of Philosophie) veröffentlichte neben seinen Texten zu Mensch, Staat, Freiheit und Eigentum auch ein Werk über die Erziehung: Some Thoughts Concerning Education (1693). Darin beschreibt Locke in zwei Paragraphen die Rolle der Leibesübungen des Fechtens und Voltigierens für die körperliche und geistige Entwicklung von Kindern und Heranwachsenden.

"198 §. Fechten und Voltigiren, oder sich auf das Pferd schwingen, werden für so nothwendige Stücke einer guten Erziehung angesehen, daß man es für eine grosse Unterlassungssünde ansehen würde, wenn ich nichts davon sagete. Das letzte von diesen beyden Stücken, welches meistentheils nur in großen Städten gelernet wird, ist eine von den besten Übungen zur Gesundheit, die man an diesen Orten des Wohllebens und der Schwelgerey haben kann. Dieserwegen machet es denn füglich einen Theil der Verrichtungen eines jungen Edelmannes bey seinem Aufenthalte daselbst aus. In so weit es auch etwas beyträgt, daß ein Mensch fest und gut zu Pferde sitzt, und ihn geschickt machet, sein Pferd hurtig still zu halten und sich wenden zu lehren, und dabey steif im Sattel sitzen zu bleiben, ist es einem Edelmanne beydes im Frieden und Kriege nützlich. Ob es aber von genugsamer Wichtigkeit sey, daß man ein ordentliches Geschäfft daraus mache, und ob es verdiene, daß es mehr von seiner zeit hinnehme, als bloß zu seiner Gesundheit dann und wann auf eine solche heftige Leiebsübung sollte gewandt werden, das will ich der Klugheit der Aeltern und Hofmeister überlassen. Sie werden aber wohl tun, wenn sie sich bey allen Stücken der Erziehung erinnern, daß die meiste Zeit und der meiste Fleiß auf dasjenige müssen gewendet werden, was in dem ordentlichen Laufe und den Vorfällen derjenigen Lebensart, wozu der junge Mensch bestimmt seyn und am meisten gebrauchet wird,

199 §. Was das Fechten anbetrifft, so scheint es mir eine gute Übung zur Gesundheit, für das Leben aber gefährlich zu seyn. Denn das Vertrauen auf ihre Geschicklichkeit ist vermögend, diejenigen in Schlägereyen zu verwickeln, welche denken, sie haben ihren Degen zu brauchen gelernet. Diese Einbildung machet, daß sie sich oft mehr an ihren Ehren angegriffen halten, als es nöthig ist, wenn sie entweder nur schlecht oder gar nicht gereizet werden. Junge Leute denken, bey der Hitze ihres Blutes, sehr leicht, sie hätten nur vergebens fechten gelernet, wenn sie niemals ihre Geschicklichkeit und ihren Muth in einem Zweykampfe zeigeten; und sie scheinen Ursache zu haben. Allein, zu wie vielen betrüblichen Trauerspielen diese Ursache Anlass gewesen, können die Thränen vieler Mütter bezeugen. Ein Mensch, der nicht fechten kann, wird sich sorgfältiger vor den Gesellschaften der Raufer und Spieler in Acht nehmen, und nicht halb so geneigt seyn, eine jede Kleinigkeit hoch aufzunehmen, noch andern Beleidigungen anzuthun, oder sie trotzig zu rechtfertigen, wenn sie geschehen sind, woraus gemeiniglich die Schlägerey zu entstehen pflegt. Und wenn ein Mensch auf dem Kampfplatze ist: so stellet ihn eine mäßige Geschicklichkeit im Fechten dem Degen seines Feindes viel mehr bloß, als daß sie ihn davor sichert. Gewiß, ein herzhafter Mensch, der ganz und gar nicht fechten kann, und daher alles auf einen Stoß ankommen lassen und nicht da stehen und lange auspariren will, hat vor einem mittelmäßigen Fechter den Vortheil, vornehmlich wenn er eine Geschicklichkeit im Ringen hat. Wenn daher wider solche Zufälle einige Vorsorge zu tragen ist, und ein Mann seinen Sohn zum Zweykampfe vorbereiten muß: so wollte ich lieber, daß meiner ein guter Ringer, als ein ordentlicher Fechter, seyn sollte; denn das ist das Höchste, wozu es ein Mensch aus gutem Hause bringen kann, wofern er nicht beständig auf dem Fechtboden liegen und sich alle Tage üben will. Weil aber Fechten und Voltigiren durchgängig für so nothwendige Eigenschaften bey der Erziehung eines Menschen aus gutem Haus gehalten werden: so wird es hart seyn, wenn man einem solchen jungen Menschen diese Merkmale des Vorzuges gänzlich versagen will. Ich werde es daher einem vater überlassen, zu erwägen, wie weit die Gemüthsart seones Sohnes, oder der Posten, worein er wahrscheinlicher Weise kommen wird, ihm verstatten oder ihn antreiben kann, sich nach der Mode zu bequemen, welche mit dem bürgerlichen Leben wenig zu thun hat, daher auch vormals bey den allerkriegerischsten Völkern unbekannt gewesen, und denjenigen, die sie angenommen haben, wenig Stärke oder muth mehr gegeben zu haben scheint: es wäre denn, daß wir denken wollten, die kriegerische Geschicklichkeit und Tapferkeit wären durch den Zweykampf vermehret worden, mit welchem das Fechten in die Welt gekommen ist, und mit dem es auch, wie ich vermuthe, wieder hinausgehen wird."

Aus: Herrn Johann Lockens Gedancken von Erziehung der Kinder, von neuem aus dem Englischen übersetzet, gegen des Herrn Costens französische Übersetzung nach der neuesten pariser Ausgabe von 1747, verglichen, und mit dessen Anmerkungen begleitet. Leipzig, verlegts Johann Paul Krauß, Buchhandlung in Wien, 1761.

Die erste deutsche Übersetzung des Werkes erschien im Jahr 1708 durch Sebastian Gottfried Starck unter dem Titel “Des Herrn John Locke Gedancken von Erziehung junger Edelleute / Aus dem Englischen, und zwar der vollständigsten Edition übersetzt, und mit Anmerckungen, zugleich auch durchaus mit Titulen derer Materien versehen” bei Johann Wolfgang Fickweiler in Greiffswald. Es folgten mehrere weitere Übersetzungen.

Sonntag, 18. Mai 2014

Ins Stammbuch (III)

„... bemerke nur im Allgemeinen, dass eine täglich vorgenommene halbstündliche Fechtübung so viel thut als ein 3 - 4 stündiger Spaziergang und letzterer kann ja nur bei gutem Wetter gemacht werden.“

- Friedrich August Wilhelm Ludwig Roux in: Die Kreussler'sche Stossfechtschule (Jena, 1849)