Das Buch “Neue Italiänische Gespräche” (Leipzig, in Lankischens Buchhandlung) aus dem Jahr 1757 ist ein Lehrbuch der italienischen Sprache. Sowohl dem Degen als auch dem Fechtunterricht sind darin längere Gesprächsbeispiele gewidmet. Die ursprüngliche Auflage des Buchs stammt aus dem Jahr 1699 (Georgio Francesco Ludovici, Halae). Der Herausgeber der Ausgabe von 1757, Christian Friedrich Kürbis beschreibt das Buch als besonders „für die Anfänger sehr nützlich, indem sie nicht allein ein fast vollkommenes Vokabluraium, sondern auch die nöthigsten Phrases, so ein Anfänger wissen muß, in sich halten“ (Vorwort der zweiten Auflage).
Das Buch vermittelt dem Leser die Sprachkompetenzen über Gesprächsbeispiele. Es enthält Mustergespräche zu vielen Lebensbereichen, so zum Beispiel zur Begrüßung, zu Essen und Trinken, Gesellschaftsspielen, Wetter, Kleidung, Mode und vielem mehr.
[Vollständiges Digitalisat der Neuen Italiänischen Gespräche, Leipzig 1757 bei der Sächsischen Landes- und Universitätsbibliothek]
Fechtgeschichtlich bemerkenswert sind die bereits erwähnten Gesprächsbeispiele über den Degen als Teil der Kleidung (im 23. Gespräch, S. 153f) und das Fechten und Voltigieren (das 33. Gespräch, S. 214ff). Die Beispiele zeigen ausschnittweise, was in den Gesprächen der gebildeten Oberschichten untereinander im späten 17. Jahrhundert und während des 18. Jahrhunderts zu Waffen und Fechtunterricht thematisiert werden konnte.
Das Buch vermittelt dem Leser die Sprachkompetenzen über Gesprächsbeispiele. Es enthält Mustergespräche zu vielen Lebensbereichen, so zum Beispiel zur Begrüßung, zu Essen und Trinken, Gesellschaftsspielen, Wetter, Kleidung, Mode und vielem mehr.
[Vollständiges Digitalisat der Neuen Italiänischen Gespräche, Leipzig 1757 bei der Sächsischen Landes- und Universitätsbibliothek]
Fechtgeschichtlich bemerkenswert sind die bereits erwähnten Gesprächsbeispiele über den Degen als Teil der Kleidung (im 23. Gespräch, S. 153f) und das Fechten und Voltigieren (das 33. Gespräch, S. 214ff). Die Beispiele zeigen ausschnittweise, was in den Gesprächen der gebildeten Oberschichten untereinander im späten 17. Jahrhundert und während des 18. Jahrhunderts zu Waffen und Fechtunterricht thematisiert werden konnte.
Das XXIII. Gespräch. Von der übrigen Kleidung, als Huth, Parucke, leinen Zeuge, Handschuh, Stock und Degen [et]c
Dialogo ventesimo terzo. Degli altri abiti, cioè del capello, della perucca, della biancheria, de‘ guanti, della canna (d’India), e spada &c.
[...]
Haben Sie den Degen hier gekauft?
Ha comprato quì questa spada?
Ja, mein Herr.
Sì, Signore.
Wo?
Dove?
In der Johannisgasse.
Nella strada di S. Giovanni.
Bey welchem Schwerdtfeger?
Da che spadaro?
Bey Meister N.
Da Mastro N.
Ist das Gefäß verguldet!
E` indorato il manico (è indorata l'elsa)?
Ja, der Knopf, der Bügel, das Stichblatt, die Parierstange, der Haken und das Ohrband sind alle verguldet.
Sì, il pomo, l'acro, la guardia, la stanga, l'uncino, e'l puntale son tuti indorati. (Tutto 'l fornimento è indorato).
Ist der Griff von gutem Silber?
E` l'impugnatura d'argento fino?
Nein, er ist nur versilbert.
No, è solamente inargentato.
Haben Sie eine Hau- oder Stoßklinge?
Ha una lama da taglio (filo), o da punta?
Eine Stoßklinge.
Una lama da punta.
Ist es eine Schilff- oder Panzer- oder rencontre Klinge?
E`una lama di giunco, o di maglia, o di rincontro?
Es ist eine Panzerklinge.
E`una lama di maglia.
Ist die Spitze scharf?
E`la punta acuta?
Ja, ziemlich scharf?
Sì, assai acuta (appuntata, aguzza).
Ist die Scheide auch gefüttert?
E`anche foderato il fodero, (foderata la guaìna)?
Ja, denn sonst rosten die Degen gar zu leicht.
Sì, perche altrimente si rugginiscono troppo facilmente le spade.
Was haben Sie für eine Degenkuppel?
Che pendàglio (porta-spada, cinturòne) ha Ella?
Ich habe eine von Seide, die andere von Leder.
Ne ho uno do seta, làltro di cuoio (pelle).
Bey welchem Gürtler haben Sie die lederne gekauft.
Da che cìnturàio ha comprato quello du cuoio?
Ich habe sie auf dem Markte gekauft.
L'ho comprato alla piazza (al mercato).
Haben Sie auch einen Hirschfänger?
Ha eziandìo un coltello da caccia?
Ja, aber ich trage ihn nur auf der Reise, und wenn ich schießen gehe.
Sì, Signore, ma lo porto solamente nel viaggio, e quando vado a tirare.
[...]
Das XXXIII. Gespräch. Von Fechten und Voltigieren.
Dialogo trentesimi terzo. Dello schermire (scrimare), e del volteggiare.
Ihr gehorsamster Diener, mein Herr.
Umilissimo servitore di V. S.
Ich bin der ihrige von ganzem Herzen.
Sono il suo di tutto cuore.
Sie gehen gewiß nach dem Fechtboden, weil Sie das Rappier in der Hand haben.
Ella va senza fallo alla salla di scrimia (d'armi) perche hà smarra (la spada dsmarra) in manno.
Ja, mein Herr.
Si, Signore.
Der Ballen an ihrem Rappier ist ja loß.
La palla della sua smarra è staccata (sciolta).
So bald ich auf den Fechtboden komme, will ich ihn wieder fest machen.
Sì tosto che verrò alla sala di scrimia voglio rimetterlo (ripararlo).
Wie lange gibt der Fechtmeister Lection?
Fin ' a che ora (quanto tempo) da il Maestro di scrima lezione?
Den ganzen Vormittag, bis um zwölfe.
Tutta la mattina, fin' alle dodici.
Nehmen Sie nur Lection, oder fechten Sie auch schon contra?
Prende solamente lezione, o tira anche già il colpo per offender l'altro?
Bisher habe ich nur Lection genommen, allein nach Ostern, Johannis etc. werde ich auch contra fechten.
Fin quì ho solamente prefa lezione, ma deopo pasqua, S. Giovanni &c. schermirò ancora contro alti.
Hat der Fechtmeister auch einen Vorfechter?
Ha il Maestro di scrimia anche un aiutante (prevosto di scherma)?
Nein, der Senior auf dem Fechtboden fechtet vor.
No, il più anziano della sala d'armi schermisce avanti.
Wie viele Lectiones haben Sie schon gelernet?
Quanta lezione ha ella già imparate?
Ich habe gelernt ausparieren, ausstoßen, battiren und stringiren.
Ho imparato a riparare (far la parata d' una smarra), a tirare un colpo, a battere, e stringere.
Können Sie schon jemanden einen Stoß beybringen?
Sa già tirare un colpo ad alcuno?
Ja, wann er sich nicht gnug inacht nimmt.
Sì, se non si guarda affai (bene).
Haben Sie auch Finten machen und schwadroniren gelernet?
Ha anche imparato a far finte, e menar lo spadone (giuocar di spadone)?)
Nein, mein Herr, ich habe auch nur auf den Stoß, nicht aber auf den Hieb fechten gelernet.
No, Signore, ho anche solamente imparato a battermi a stoccate, ma non già a colpi di stramazzône.
Lernen Sie auch voltigiren.
Impara anche a volteggiure?
Nein, ich bin zu bequem eine halsbrecherische Arbeit zu lernen.
No, Signore, son tropo commodo per imparare un travaglio a rompicollo.
Es ist aber eine gute Motion.
E` però una buona mozione.
Sie ist für mich zu stark.
E` troppo forte per me.
Adieu, Sie avanciren wohl.
Adieu, Signore, avanzi bene.
Ich werde mein mögliches thun.
Fardò il mio possibile.
aus: Neue Italiänische Gespräche: nebst einer guten Anzahl allerhand Complimenten und Historien, wie auch einem kurzen Titularbuch. vormals herausgegeben von Pietro Francesco di Corsini, und Andrea Herold, nunmehro verbessert und hier und da vermehret von Christian Friedrich Kürbis. Leipzig, in Lankischens Buchhandlung 1757.
Französisch und Italienisch waren die bestimmenden Kultursprachen der mitteleuropäischen frühen Neuzeit. Dies besonders in der adelig-absolutistischen Lebenswelt. Viel Zeit wurde für das Erlernen dieser Sprachen aufgewandt. Neben Sprachbüchern wie dem hier vorgestellten “Neue Italiänische Gespräche” aus dem Jahr 1757 (das sich vor allem an Anfänger richtet) waren Fremdsprachenlehrer an Universitäten, Ritterakademien und im höfischen Haushalt sowie die obligatorische Kavalliersreise wichtige Institutionen, um die Sprachkompetenz des heranwachsenden Adels auszubilden.
Die Fremdsprachenfächer an den Universitäten und Akademien waren neben dem Fecht- und dem Reitunterricht diejenigen Lehrveranstaltungen, die von der adeligen Studierentenschaft am häufigsten besuchten wurden (weit vor den eigentlichen Studienfächern). Eine andere Form der Sprachvermittlung war die adelige Kavaliersreise. Diese diente dem Zweck, den jungen Edelmann mit den zeremoniellen Umgangsformen an verschiedenen europäischen Fürstenhöfen ebenso vertraut zu machen wie seine Sprachfähigkeiten des Französischen und Italienischen auf ein Niveau zu heben, mit dem er sich sicher durch die Herausforderungen und Fallstricke seines zukünftigen höfischen Lebens manövrieren konnte.
Die Fremdsprachenfächer an den Universitäten und Akademien waren neben dem Fecht- und dem Reitunterricht diejenigen Lehrveranstaltungen, die von der adeligen Studierentenschaft am häufigsten besuchten wurden (weit vor den eigentlichen Studienfächern). Eine andere Form der Sprachvermittlung war die adelige Kavaliersreise. Diese diente dem Zweck, den jungen Edelmann mit den zeremoniellen Umgangsformen an verschiedenen europäischen Fürstenhöfen ebenso vertraut zu machen wie seine Sprachfähigkeiten des Französischen und Italienischen auf ein Niveau zu heben, mit dem er sich sicher durch die Herausforderungen und Fallstricke seines zukünftigen höfischen Lebens manövrieren konnte.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen