von Jan Schäfer
Guelf. 69.4 Aug. 2° der Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel ist eine im 17. Jahrhundert gebundene Sammlung verschiedener Bücher. Sie besteht aus 6 Drucken sowie 218 handschriftlich beschriebenen Blättern (in verschiedenen Handschriften). Blatt 5 dieser Sammlung ist ein einzelnes gedrucktes Blatt, dass den Titel „Fechtkunst. Ordnung der zwölff Meister-Leger.“ trägt. Ursprung, Verfasser und Entstehungsdatum des Blattes sind unbekannt. Deswegen kann nicht gesagt werden, ob die Seite ein Fragment eines umfangreicheren Druckwerkes ist oder ob es sich nur um eine Einzelseite handelte.
fol 5 aus Cod. Guelf. 69.4 Aug. 2° mit freundlicher Genehmigung
der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel.
Der Text lautet:
"Fechtkunst.
Ordnung der zwoelff Meister
Leger / Wie folgt:
Pflug/
Alber/
Tag/
Zorn/
Ochs/
Hangetort oder Schneid.
Wechsel.
Nebenhut/
Eysenport/
Hangenorth/
Schranckhut/
Schluessel/
Einhorn/
Kron.
Die vier Hauptleger
Tag.
Ochs.
Alber.
Pflug.
Verborgene Haew.
Ober.
Zorn.
Mittel.
Vnderhaw.
Ordnung deß Paratschwerts / Wie folgt.
Erstlich der Eingang.
1. Der Einfach Rittersprung.
2. Der Stichsprung.
3. Die Durchhaew.
4. Der Verzuckte Rittersprung.
5. Der Einfache Rittersprung auff beyden Seyten durchgeschnitten.
6. Der Rittersprung auff beyden Seyten verschrenckt / vn zu ruck vber den rechten Arm gehawen.
7. Der Rucksprung das Schwerdt gerad in die hoech behaltent.
8. Der Rittersprung den Knopff in den rechten Arm genommen / vnnd auff beyen Seyten durchgehawen.
9. Der Doppelte Rittersprung das Schwerdt in der hoech vber die rechte Hand abgeloffen.
10. Die doppelte Rosen mit dem Schwerdt durch den rechten Arm durch gebrochen / vnd ein einfachen Rittersprung darein gemacht.
11. Die drey Vnderstich vnd doppelte Rosen brechen mit sampt dem einfachen Rittersprung.
12. Die Stuerzen doppelt auff zwo Seyten vnd auffgefluegelt."
Die Leger und die verborgenen Haue kommen in gleicher Form bei Joachim Meyer vor (Leger in Kapitel 3, Haue in Kapitel 4). Sie könnten also von dort oder einer ähnlichen Quelle entnommen worden sein. Fragen wirft die Ordnung des Paratschwerts auf. Sie scheint ein Formenlaufen darzustellen, wie es möglicherweise zur Eröffnung einer Fechtschul aufgeführt worden sein könnte. Gestützt wird diese Theorie durch Textzeilen aus Fechtschulreimen. Zum Beispiel werwähnt Benedict Edldeck in seinem Lobgedicht auf die Fechtschul in Zwickau 1573 ein Paratschwert, das sogar mit einem Krantz umflochten ist (aus: Karl Wassmannsdorff: Sechs Fechtschulen. Groos 1870).
Die Ordnung des Paratschwerts ähnelt in ihrem Ablauf dem Fahnenschwingen, das im 17. Jahrhundert äußerst populär war. Nur das es in der vorliegenden Quelle mit einem Schwert ausgeführt wird. Es kann sich bei der Ordnung des Paratschwerts aber auch um eine weitaus ältere Form handeln, die mit dem Fahnenschwingen des 17. Jahrhunderts nichts gemeinsam hat, vielleicht schon im 15. oder 16. Jahrhundert entstanden ist und hier erstmals überliefert wird.
Exkurs: Folgende Werke sind in Cod. Guelf. 69.4 Aug. 2° gesammelt.
- Leonhart Fronsperger, Von kayserlichem Kriegssrechten, Malefitz- und Schuldhändlen, Ordnung und Regiment etc. Franckfurt a. M. 1566 Mit vielen Holzschnitten.
- (Druck.). Louys de Machault, Sr. de Romaincourt, La milice des Grecs et Romains traduite en francois du Grec d’Aelian et de Polybe, et dediée au Roy. Paris, Hier. Drouart. 1615 Mit Kupfern.
- (Druck.). Artifices de feu et diuers instruments de guerre. Das ist Künstlich Feuerwerck und Kriegs-Instrumenta allerhandt vöste Orth zu defendirn und expugnirn Josephi Boillot, Langrini. Aus dem frantzösischen transferirt durch Joannem Brantzium Junior. Argentinensem. Strassburg, Bertram. 1603 Mit Kupfern.
- (Druck.). Soldatenbilder in Holzschnitt mit deutschen Versen. Augsburg bei Hans Rogel. 5 Bll.
- (Druck.). Fechtkunst. Ordnung der zwölff Meister-Leger Ein Blatt.
- (Druck.). Adumbratio propugnaculi a Sim. Stevinio reperta Acacio Hüls a filio dedicata 4 Exemplare.
- f. 1–102′. Wie ain Kriegsherr ain Zeug- und Büchsenmeister, wann er Dienst begert, fragen soll, wie zu uernemmen. Daran schliesst sich eine ausführliche Pyrotechnik mit Federzeichnungen
- f. 103–136. Abraham Strasser, Ein Buech und Wegerung des menschlichen Lebens sambt allen seinen Gelidern, mit allerlay Salben, Pflastern und Wassern etc
- f. 137–144′. Bestallungsschreiben für den Obrister Jacob von der Schulenburg in Anlass der Achtsexecution von Kurfürst August v. Sachsen ertheilt, d. d. 1567. Jan. 27
- f. 145–147′. Edict Kaiser Matthias die Duelle und ähnliche Händel betreffend, d. d. Prag, 1617
- f. 149–176. Discurs das jetzige teutsche Kriegswesen belangend. Ao. 1611.
- f. 179–189. Articuls-Brieff Kaiser Rudolf II
- f. 192–218. Ein Buech von Kriegs- und Beuelchs Leudten von Joseph Würdt von Pruckh.
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