von Dorothee Nau und Jan Schäfer
Das Stammbuch, insbesondere das der frühen Neuzeit, ist „ein Buch, welches dazu bestimmt ist, daß Verwandte, Freunde u. Bekannte des Besitzers ihren Namen eigenhändig in dasselbe, gewöhnlich nebst einem Denkspruch, einer Zeichnung etc., als Erinnerungszeichen eintragen“. (1) Im Stammbuch des Conrad Ernst von Berlepsch (1588-1659) finden wir einen Denkspruch, eine Widmung und eine Zeichnung einer uns nur allzu bekannten Persönlichkeit wieder: Salvator Fabris. (2) Es handelt sich um einen kurzen Texteintrag sowie die Zeichnung eines voltigierenden Edelmannes. Datiert ist er auf Paris, den 20.08.1609.
Bildquelle: Stammbuch des
Conrad Ernst von Berlepsch, S.279, Sächsische Landesbibliothek -
Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Signatur:
Mscr.Dresd.App.2547. SLUB Dresden / Deutsche Fotothek.
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Der Text:
„1609
Virtutte est Armis
in memoria di buona amecitia con il Sre Conrado a Berlips io Salvator Fabris scrisi in questo nella citta di Parisi adi 20 Agosto“
Übersetzt:
"1609
Mit Tapferkeit und mit Waffen
In Erinnerung an die gute Freundschaft mit Conrad von Berlepsch habe ich, Salvatore Fabris, in dieses in der Stadt Paris geschrieben, 20. August" (3)
Bildquelle: Stammbuch des
Conrad Ernst von Berlepsch, S.280, Sächsische Landesbibliothek -
Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Signatur:
Mscr.Dresd.App.2547. SLUB Dresden / Deutsche Fotothek.
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Die Zeichnung auf der gegenüberliegenden Seite ist angehäuft mit Hinweisen auf ritterliche Exercitien: Ein Mann voltigiert auf einem hölzernen Pferd, das höhenverstellbar ist (Voltigieren), an der Wand rechts ein Paar Rapiere mit Dolchen (Fechten), mittig und links eine Wandhalterung für Fahne (Fahne schwingen), einem Stab und einem aufgehängtes Seil, ganz links ein Holzbrett oder eine Tischplatte.
Exkurs: Dass Fabris in Paris war, erfahren wir auch aus dem Fechtbuch des Joachim Köppe:
„Diese will ich gebeten haben / sie wollen dieses mein Buch gegen des Salvators oder anderer Bucher legen / so wird sich leicht befinden / ob ich diß mein Buch proprio judicio und auß eigener Kunst gemachet und verfertiget / oder aber / ob ichs auß andern entlehnet habe. Und ob ich zwar etwas vom Salvator und seinem Buche / (Welches ich von ihm zu Paris selbsten empfangen) möchte gelernet und meine Kunst damit gemehret haben / kan mir solches doch kein Ehrlicher / Auffrichtiger Mann / für ein unzimlich Stück halten / wenn ich dessen in meinem Buche mir auch gebraucht hette.“ (4)
Zum Stammbucheintrag ergeben sich einige anknüpfende Fragestellungen:
- Hat Conrad Ernst von Berlepsch in Paris studiert?
- Was tat Salvator Fabris 1609 in Paris?
- Könnten der Sinnspruch „Virtutte est Armis“, die Widmung und die Zeichnung, welche mit Attributen körperlicher Ausbildung ausgestattet ist, darauf hindeuten, dass Fabris um 1609 in Paris dem Herrn von Berlepsch Unterricht gab?
- Stammt die außerordentlich professionell wirkende Zeichnung aus der Hand von Fabris selbst oder wurde hierfür ein Zeichner beauftragt?
- Welche Verbindung besteht zum Namensvetter Christian Günther von Berlepsch, der in einer persönlichen Handschrift auch Notizen über das Fechten hinterließ?
Anmerkungen:
(1) Siehe: Pierer's Universal-Lexikon, Band 16. Altenburg 1863, S. 678.
(2) Vgl.: Kalliope, Abruf: 27.10.2016
(3) Vielen Dank an Almut Bick und Katja Schindler für die Hilfe bei der Übersetzung
(4) Vollständige Transkription des gesamten Werkes durch Reinier van Noort, Abruf: 27.10.2016
Vielen Dank an dieser Stelle an die SLUB Dresden und die Abteilung Deutsche Fotothek für die freundliche Erlaubnis zur Veröffentlichung der beiden Bilder.
Edit (16.11.2016): Transkription korrgiert. In der alten Version war das "io Salvator Fabris scrisi" vergessen. In der Übersetzung war es bereits enthalten.
Vielen Dank an dieser Stelle an die SLUB Dresden und die Abteilung Deutsche Fotothek für die freundliche Erlaubnis zur Veröffentlichung der beiden Bilder.
Edit (16.11.2016): Transkription korrgiert. In der alten Version war das "io Salvator Fabris scrisi" vergessen. In der Übersetzung war es bereits enthalten.