Donnerstag, 23. April 2015

Die Fechtaufzeichnungen eines Studenten (3): Transkription der Fechttexte aus Ms. FB Gotha, Chart. B 2117

von Jan Schäfer

Ms. FB Gotha, Chart. B 2117 ist ein 305 Blatt starkes Hausbuch aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. (1) Es enthält neben diversen anderen Inhalten vier Seiten Text zum Stoßfechten (auf 259r-260v ) (2) und vier weitere Seiten Text zum Hiebfechten (auf 285r-286v). Als Autor ist Christian Günther von Berlepsch anzunehmen. (3) Sein Name erscheint auf Bl. 14r. zusammen mit der Zeile 'Phrases ex variis autoribus quam studiosissimi collectae'. (4) (= eine Sammlung von 'Phrasen' verschiedener Autoren, die während des Studiums zusammengetragen wurden).
Es ist zu vermuten, dass das Hausbuch über mehrere Jahrzehnte fortgeschrieben wurde. An mindestens zwei Stellen in der Handschrift wurden Jahreszahlen vermerkt: 1662 (fol. 56v-57v) und 1675-1677 (fol. 214v-236v). (5) Die Texte zum Fechten sind undatiert.

Bemerkungen zur Bearbeitung des Textes
  • Die Wiedergabe des Textes erfolgte zeilen-, buchstaben- und zeichengetreu.
  • Groß- und Kleinschreibung wurde vereinheitlicht. Alle Buchstaben wurden klein geschrieben.
  • Zeichen zur Unterscheidung von Buchstaben (z.B. 'u' mit Strich oder 'y' mit Doppelpunkt) wurden nicht abgebildet.
  • Die verschiedenen Formen eines Buchstaben (z.B. bei 's') wurden nicht unterschieden.
  • Der Autor schrieb nicht selten mehrere Wörter hintereinander, ohne das Schreibgerät abzusetzen. Diese Wörter wurden wieder auseinandergesetzt
  • Nachträglich eingefügte, durchgestrichene, überschrieben oder unleserliche Worte wurden mit <> kenntlich gemacht.

Der Text

[259r] vom stoßfechten

so dir einer auswendig caviret so stoße
quart thut ers inwendig tertie
1 mache inwendig finde stosse tertie
auswendig stoße quarte
du kanst doppelte finden auf
beyden seiden machen.
2 darnach mache find wenn ers nicht
pariret so stoße lang zu welches
auf beyderley seyden angehet
3 nimb die klinge inwendig
weg v: foltire welches auch
auswendig angehet
4 mach find in der quart
v: wenn er pariret passiere in
der secund hinein, welches
in der <durchgestrichen: "oben"> tertien so angehet
5 Mach entweder find in
der quart oder vnten finda
in der tertier vndt passire
mit der tiertien uber den arm
hinein
wen dich einer stößet so voltire
im das kanstu auch thun wenn
er in der quart passieret
liegt dir einer aus der secund so mach
im die find in der quart pariret er
so voltire
item <durchgestrichen: "stost"> mach ihm die finde oben mit
der secund wenn er hoch pariret
so stoste prime hienein

[259v] mache find in der tertie v. stoß in
der lang secunda
mache find in der der tertie pariret
einer mit der quart, so voltire über
den arm hinein
mache ihm ein findt in quardt v: eine in
der tertie vnndt voltire in der quart hienein
wann du auf der secund: liegest so mache findt
uber den arm mit der quart v. passire drauff
mach findt in der tert: v: stoß quart im retra
hiren an der klingen cavire vnndt passire uber
den arm mit der tert:
voltire wenn der ander pariret so wende
dich v: passire drauff
wann dir einer tertie stöstet so so nimb mit halb
tert: v: secund weg v: stöße in der parade
gleich nach.
mach einem einen halben stoß in der quart
pariret er nicht so battire ihm die klingen vnndt
voltire hienein.
gehe in der tertie an vnndt im caviren oben
uber die klingen thue es, wann du woltest quart
stoßen wenn er pariret so stoß im geradt vnder
gefäß tertie
mach einem findt auswendig inder tertie
wenn er darnach kreifft so brauch die handt
vnndt passiere gerade in der quardt inwendig
fort
stostet dir einer lang quart so voltire gleich
in der secunde ihm entgegen
mache einem auswendig ein finden alswollestu
tertie stoßen gehet er in die höhe so stoße ihn
die tertie gleich vnder die achsel
stringir einen <überschrieben und durchgestrichen: "aus"> inwendig mit halbquart
v. tertie caviret er so gehe ihm mit halb
tertie v. secund starck auswendig an
die klingen als wollestu oben hinein
stoßen verferet er sich in die höhe

[260r] so passire ihm gleich vnden mit der
secunde vor den leib, solte er aber
auch vnden pariren so cavire im fort
gehen uber die klingen v: passire
mit der tertie oben hienein.
stößet dir einer inwendig secunden
so voltir ihm gleich in der quard entgegen
stößet er dir auswendig so cavire
vnden durch vnndt voltire ihm gleich
vor den leib.
leg dich in secund. stößet dir einer inwendig
hienein so nim mit der handt weg vnndt
stoße lang nach oder passire drauff
nimb die kling inwendig mit der
secunden weg v: passire gleich
in quard fort.
mach einem auswendig ein halbe voldt
greifft er darnach so cavire im hienein
trehen vnder der klingen weg vnndt
passire in der tertie hienein.
mach einem findt in der quardt greifft er
so passire in secund fort wenn du siehest
da er dir die klingen dämpfet
so cavire im fortgehen vnntd passire
in der tertie hienein. auswendig uber
dem arm.
Thudt einer als woldt er dir vnden
stoßen so mach ihm gleich find
oben gehet er darnach so stoß
vnden lang secunda.
stoß einem tertie caviret er so cavire (6)
mit v: mach ihm auswendig find
vergreifft er sich so kanstu lang
secund stoßen oder passad <unleserlich>
machen

[260v] stringiret dich einer inwendig so ca
vir uber die klingen vnndt nimb
mit der tertie die selbe weg v: pas
sire gleich in der tertie fort
item so dir einer inwendig stringiret
so cavire uber vnndt passire
ihm mit der tertie vnden fort.
leg auswendig mit der secunden an
umb uber caviren nimb die kling
inwendig mit der secunden weg
vnndt stoß lang quardt drauff parirt
er starck in dem du die kling weg
nimmest so cavire geschwindt durch
vnndt stoß tertie, caviret in dem
du inwendig hinweg nimmest hin
wiederumb so stos in die cavade
lang tertie oder secund oder
passire auch in der tertie fort
stöst dir einer lang quardt so mache
den revers drauff
liegt einer mit steiffer klingen vor
dir, so <durchgestrichen: "ge"> nimb ihm mit kurtzem
arm in der quardt die kling
weg v: stoß lang quardt darauff
leg die lincke handt auf deinen
rechten arm stost dir einer
tertie so nimb mit der handt
v: stoß quardt des gleichen
thue so dir einer quardt
stöst.

Die Seiten zwischen 260v und 285r sind leer.

[285r] vom hiebfechten

1 leg in der tertie an vnndt haue iihm in der
quart nach dem kopf vnndt so kanstu aus
wendig auch hauen
2. haue ihm mit der quart oben nach dem kopf
vnndt mit der primen zugleich nach dem arm
3. haue mit der primen vnden nach dem arm
vnndt mit der guardt nach dem kop
cavire oben uber die klingen v: haue
die klingen weg v: schneide nach dem
gesicht v: solches auf beyden seiden
<durchgestrichen: "cavire"> in der under cavation <durchgestrichen: "durch">
<durchgestrichen: "durch"> kanst die klingen gleichfals hin
weg nehmen v: nach dem gesicht schneiden
auf beyden seiten
schneid inwendig haue nach dem arm
elnbogen v: vnden die <"aches", ein Schreibfehler?>
schneid auswendig v: thue desgleichen
schneide inwendig vnndt hau auswendig
nach dem kop schneide auswendig vnndt
haue inwendig nach dem kopf
schneide auswendig vnndt haue mit
der prim vnden nach dem arm
schneid inwendig v: haue nach der brust
nach dem leib v: nach dem pein
schneid auswendig pariret einer
mit der secunda so haue in mit der
prim vnder die achsel
schneid auswendig vnnd haue ihn
in die seiden oder aufs pein
schneide inwendig wenn er pariret so
cavire subtil uber die klingen vnndt
haue ihn auf den arm
schneidt einem auswendig cavir ihm
vber die klingen als wann du ihm
wollest inwendig nach dem kop hauen
wen er sich darnach verfähret so haue
ihn ihm wieder heruber caviren
auswendig auf die achsel
thue als wollestu einem oben nach dem
kopf hauen v: haue herunter nach dem arm
pariret er vnden so haue wieder nach dem kop

[285v] thue es wollestu einem vnden hauen v:
haue ihm nach dem kopf pariret er oben
so haue ihn vnden in die seitten
schneidt auswendig oben v: haue ihm vn
den nach <durchgestrichen: "der"> <darübergeschrieben, aber schwer leserlich: "der seiten"> pariret so cavire oben uber
die klingen v: indem er in die höhe
fähret so haue ihn an den arm
schneidt wieder auswendig vnndt
thue als wollestu vnden nach dem leibe
hauen pariret so cavire uber die klin
gen v: haue ihm inwendig vor den leib.
schneide inwendig cavire uber die klinge
v: haue in auswendig in die seiten
schneide inwendig vnndt thue als wollestu
auswendig nach dem kopf hauen vergreift
er sich so cavire uber die klingen v: haue
ihn inwendig vors leib.
hawet dir einer auswendig nach dem
kop so parire mit der tertie v: haue
mit der quardt nach, hauet dir einer
inwendig so parire mit der quardt
v: haue tertie nach, hauet dir einer
auswendig nach dem leibe so parire
mit verhangener secunden vnndt
haue oben nach, hauet er dir inwendig
parire mit verhangener quardt
v: haue oben mit der tertie zu.
leg einen auswendig in der tertian
so baldt er caviret v: will hauen so gehe
mit durch vnndt haue ihn inwendig an
den arm
schneide einem auswendig oben v: thue als
wollestu ihm vnden nach dem leib hauen
vergreiffet er sich darnach so gehe in die
höhe v: haue ihn auswendig auf den arm

[286r] NB (7) schneide einem inwendig vnndt bleib liegen
caviret er vnndt will dir auswendig nach
dem kopf hauen so versetz mit halb tert:
v: secund vnnd haue ihn gleich vor den
leib
haue einem inwendig die klinge weg
wo er mit gewaldt will pariren
so schneidt ihm vnden an den arm.
Desgleichen thue auswendig.
Haue inwendig mit der quart nach dem kopf
pariret so cavire subtil uber die klingen
vnndt haue ihn in retrahiren mit der secund
auswendig in die seiten
schneide inwendig v: thue als wollestu
auswendig nach dem kopf hauen vergreifft
er sich so cavire wieder subtil uber v: haue
in mit der quart vor den kopf
schneidt auswendig v: thue als wollestu
inwendig nach nach dem kopf hauen verfehret
er sich so haue ihn im uber <unleserlich> aus
wendig an den kopf
gehe einem auswendig in tertie an
cavire uber v: thue als wollestu in
wendig nach dem kopf hauen verfehrt er
sich so cavire vnder der klingen subtil weg
v: haue auswendig in an den kopf.
NB lieg mit gerader kling vor einem
haut er dir die quart so parire
mit der quart vnndt schneide in vnden
an den arm
NB haut dir einer quart so las ablauffen
v: haue ihn in der tertie an den kopf
NB hauet dir einer tertie so las ablauffen
vnndt haue ihn in der quart an den
kopf

[286v] gehe mit verhangener secund so einer
quardt vor dir liegt vnndt reis
ihm die kling auf, vnndt haue ihn geich
vor den leib.
desgleichen thue auswendig
haudt dir einer quardt so haue gleich
mit vnndt schneidt ins gesicht
oder auf den arm
desgleichen thue auswendig
machett dir einer so las fehl hauen
stringire einen inwendig wann
dir einer hauet so rompire
mit verhangener secund die kling
vnndt haue ihn gleich auf den kopf.
haue einem vnden nach den leib
pariret er mit verhangener secund / so cavire
über vnndt haue mit vollem des
adversarü kling weg vnndt schneide ihm
gleich nach dem gesicht.

Die Originalseiten

Ms. FB Gotha, Chart. B 2117, Forschungsbibliothek Gotha, 259r

Ms. FB Gotha, Chart. B 2117, Forschungsbibliothek Gotha, 259v

Ms. FB Gotha, Chart. B 2117, Forschungsbibliothek Gotha, 260r

Ms. FB Gotha, Chart. B 2117, Forschungsbibliothek Gotha, 260v

Ms. FB Gotha, Chart. B 2117, Forschungsbibliothek Gotha, 285r

Ms. FB Gotha, Chart. B 2117, Forschungsbibliothek Gotha, 285v

Ms. FB Gotha, Chart. B 2117, Forschungsbibliothek Gotha, 286r

Ms. FB Gotha, Chart. B 2117, Forschungsbibliothek Gotha, 286v


Anmerkungen:

(1) Ms. FB Gotha, Chart. B 2117, Forschungsbibliothek Gotha. Beschrieben in: Wierschin, Martin: Meister Johann Liechtenauers Kunst des Fechtens. Beck, München 1965:
„Papierhandschrift; 1662; lateinisch-deutsch-französisch; 305 Bll. Sammelhandschrift in der Art des mittelalterlichen „Hausbuches“ mit Texten verschiedener Art (lateinische Sentenzen, französisch-deutsches Vokabular, französische Briefentwürfe, deutsche Fechtanweisungen, etc.) von Christian Günther von Berlepsch: 'Phrases ex variis autoribus quam studiosissimi collectae'.“
(2) Wierschin schreibt ebd. von "Vorschriften für das moderne - französische - Stoßfechten" auf 259r bis 260v. Jedoch konnte ich auf den Seiten 259r bis 260v in Ms. FB Gotha, Chart. B 2117 keinerlei Hinweis auf die Nationalität eines Fechtstils oder Fechtmeisters ableiten.
(3) Zur Adelsfamile Berlepsch siehe: Stolberg-Wernigerode, Otto zu: Neue deutsche Biographie, Bd.: 2, Behaim - Bürkel, Berlin, 1955, S. 94ff [Digitalisat].
(4) siehe Ms. FB Gotha, Chart. B 2117, fol. 14r
(5) Vielen Dank an Cornelia Hopf, Leiterin der Handschriftenabteilung der Forschungsbibliothek Gotha, für die Unterstützung und die zahlreichen hilfreichen Hinweise.
(6) Die letzten vier Zeilen dieser Seite sind stark ausgewaschen.
(7) Auf fol. 286r sind einige Stücke mit NB (Nota Benne / Merke gut) gekennzeichnet und außerdem unterstrichen. Vermutlich will der Autor damit doppelt auf die in seinen Augen besonders wichtigen Stücke hinweisen. Es ist anzunehmen, dass der Autor mit seinen Unterstreichungen alle Worte markieren wollte.

Dienstag, 21. April 2015

Das Greifswalder Fechtboden-Reglement von 1745

von Jan Schäfer

Von der Greifswalder Universität (1) sind uns Fechtboden-Regeln aus dem Jahr 1745 überliefert. (2)

Der Text (3)
[Seite 462] No. 14. Der Königl. Akademie zu Greifswald confirmirtes Reglement, wornach sich sowohl der Fechtmeister, als auch alle diejenigen, welche auf hiesigen öffentlichen Fechtboden, der Information in der Fechtkunst sich bedienen wollen, zu achten haben, vom 29. Nov. 1745.

I.

Damit ein jeder angehender Scholar wissen möge, was er dem maitre pro informatione, und sonsten an andere exsolvendis zu prästiren habe, so wird hiemit zu jedesmänniglichen Nachricht folgendes festgesetzet:

1) pro accesu , und wenn einem Novitio zuerst das Rappier vom Maitre präsentiret wird , 1 Ducat Species.
2) pro lnformatione, a Monath zu 16 Stunden gerechnet, 2 Rthlr.
3) Weil Ihre Königl. Majestät dem Fechtmeister keinen Boden bestehen, giebt ein jeder Scholär Monathl. Bodengeld 6 ßl.
4) Wenn die Floret=Klinge zerspringet, wird dafür erleget 24 ßl.
5) Für einen Ball oder Knopf auf den Rappier 4 ßl.
6 ) Wenn sonst an den Rappier Gefäße etwas zerbrochen wird, muß es nach Beschaffenheit oder Anzeige des Schwerdtfegers gut gethan werden.

Außer diesen gewöhnlichen Accidentien werden keine bestanden, noch, daß weiter etwas vom Maitre gefordert werde, verstattet.

II. Soll sowohl der Maitre, als die Scholären verpflichtet seyn, sich gegen einen jeden höflich und modest zu verhalten, diese aber jenem auf den Boden alle schuldige Consideration zu bezeigen.

III. Wenn der Fechtmeister einen seiner Scholären so weit tüchtig findet, daß er ihn zum Vorfechten bestellen kann, soll selbiger von denen übrigen Scholären dafür angenommen und gehalten werden, der aber gleich anderen, aller Bescheidenheit sich zu befleißigen hat.

IV. Es soll aber auch Niemand von denen Scholären dem Mantenitor, oder Vorfechter des Fecht=Saals, das, was ihm in der Fechtkunst, seiner Progressen und Schuldigkeit nach, zu zeigen obliget, zu verübeln sich unterstehen, bey Strafe  8 ßl.

V. Keiner muß dem andern beim Lectionnehmen, oder Contrefechten, wenn er gleich eine Fante begehn sollte, auslachen; vielweniger aber durch Stichelreden sich an jemanden vergreifen, oder gar durch Zank, Stoßen oder Laufen einen Lerm oder Tmult verursachen, bey Strafe 8 ßl.

VI.
[Seite 463] VI. Muß ein jeder, wenn er Lectiones nehmen, der dieses Exercice sonst ausüben will, mit Handschuhe versehen seyn, bey Strafe 4 ßl.

VII. Soll ein jeder sich seiner eigenen und keines anderen Florets, ohne des Eigenthümers Wissen und Willen bedienen, gleichermaaßen auch nicht eines anderen Fechtschuhe oder Sachen gebrauchen, bey Strafe 4 ßl.

VIII. Wird derjenige, so sein Floret mit der Spitze oder Ball zur Erden, oder auf den Schuh setzet, es sey denn, daß es Fechtschuhe wären, condemniret zur Strafe von 4ßl.

IX. Sollte einer das Malheur haben, entweder beym Contrafechten, oder a la Muraille parrien, sein Floret zu zerstoßen; so ist derjenige, der es zerbrochen, den Schaden zu stehen schuldig.

X. Bey Fremden, die am Boden nicht engagiret sind, wird das Bodenrecht, der Compläsance nach, observiret, und sollte auf demselben im Contrafechten, oder a la Maraile die Floret zerstoßen werden, so sind, ohne Widerrede, die Scholären insgesammt verpflichtet, dem Maitre die Klinge zu bezahlen.

XI. Wir keiner, bevor der Maitre ihn dazu geschickt befunden, erlaubet, contra zu fechten, als wodurch man sich sonst nur zur Irregularität gewöhnen würde, bey Strafe 16 ßl.

XII. Hat derjenige dem erlaubet worden, contra zu fechten, sich in Acht zu nehmen, seinem contra Parten nicht aus Vorsatz nach dem Gesichte zu stoßen, oder nach den Händen zu schlagen, bey Strafe 24 ßl.

XIII. Wer sich unterfangen würde, sein Eigen, oder eines Fremden Seiten=Gewehr, es sey im Ernst, oder im Scherz, zu entblößen, wird condemnirt zu 24 ßl.

XIV. Wird auch niemanden erlaubt seyn, auf dem Boden entweder zu essen zu trinken, viel weniger Toback zu rauchen, bey Strafe 8 ßl.

XV. Hat sich ein jeder für liederliches Fluchen, imgleichen für Entheiligung des Namens Gottes zu hüten, bey Strafe 8 ßl.

XVI. Ist ein jeder Scholär verbunden, bey seinem Abzuge die zum Fechten angeschaffte Sachen, an dem Fechtsaal, ohne einige Widerrede zu lassen, oder zu reluiren mit 2 Rthlr.

XVII. Soll zu Colligirung dieser Strafgelder, eine eigene Büchse angeschaffet, und das Geld zur Disposition des Fechtmeisters überlassen werden, der tertiam partem daran ad pios usus dem jederzeitigen Rectori Magnificio, abzugeben hat,

XVIII. Sollte bey denen Scholären beym Contrafechten, oder der Legum wegen Mishelligkeit entstehen, soll ihre Sache dem Maitre zu Debattiruug und Auslösung gemeldet werden, der dem Befinden nach, und wenn solche in Güte nicht zu componiren wäre, dem Magnifico Rectori Academiae solches anzn=

[Seite 464] anzuzeigen, und dessen, oder des ganzen Consilii Academici Entscheidung zu gewarten hat. Welches sichdenn vorbehält, diese Leges, denen vorkommenden Umständen nach, zu ändern und zu vermehren.

(L. S.)

Anmerkungen:
(1) Kurze Chronik der Universität, Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald
(2) Erschienen in: Johann Carl Dähnert, fortgesetzt von Gustav von Klinckowström: Sammlung gemeiner und besonderer Pommerscher und Rügischer Landes-Urkunden Gesetze, Privilegien, Verträge, Constitutionen und Ordnungen. Der Supplementen und Fortsetzung Vierter Band oder Achter Theil. Stralsund, 1802, S. 462-464. [Digitalisat]
(3) Auch die Digitale Bibliothek Mecklenburg-Vorpommern stellt auf ihrer Seite eine Transkription zur Verfügung.