Montag, 25. August 2014

Swordsurfing goes Beta - Interview mit Marcus Hampel

Swordsurfing.com startete am vergangenen Samstag in die offene Betaphase. Alle Schwertsurfer können sich ab sofort registrieren, die Möglichkeiten der Plattform testen, sich verabreden, Übernachtungen anbieten und suchen. Wir sprachen mit Marcus Hampel über Verzögerungen, das Matching Profile, den Start der Vollversion und Pfeiferauchen.

Fechtgeschichte: Hallo Marcus. Das letzte mal haben wir im November 2012 über Swordsurfing gesprochen. (→ nachlesen). Wie hat sich das Projekt seitdem entwickelt?

Marcus Hampel: Langsam, aber gut. Wir hatten im Team einige Schwierigkeiten. Ohne ins Detail gehen zu wollen - die liebe Gesundheit hat das Projekt um gut ein dreiviertel Jahr verschoben. Ärgerlich, aber nicht änderbar. Ansonsten bin ich aber zufrieden. Die ursprünglich angedachten Features werden sich alle umsetzen lassen. Die Logik der Datenbank steht. Jetzt geht es an die Feineinstellungen.

Fechtgeschichte: Welche Features sind schon nutzbar?

Marcus Hampel: Die wichtigsten Features sind freigeschaltet. Das sind vor allem die drei persönlichen Profile “General Profile”, “Martial Profile” und “Hosting Profile”, mit denen die User über sich, ihre Waffe und die angebotene Übernachtungsmöglichkeit informieren können. Dann gibt es noch das “Open Profile”, das sich aus den Daten der drei Profilen ergibt, damit jeder User eine kleine Vorschau für andere User abgeben kann, ohne zu stark ins Detail zu gehen. Eine Suchfunktion und das Versenden von Nachrichten zwischen Usern sind ebenfalls bereits nutzbar.

Fechtgeschichte: Wie funktioniert Swordsurfing praktisch? Ich interessiere mich für eine spezielle Waffe und deren Fechtweise, bin reiselustig, habe Swordsurfing entdeckt und dann...?

Marcus Hampel: Die Idee hinter Swordsurfing ist es, Menschen zu treffen, die mit mir gemeinsame Interessen am Fechten teilen und bei diesen zu übernachten. An meinem Beispiel geschildert bedeutet dass, das ich mich für alles rund um den Säbel interessiere. Also würde ich über die Suchfunkion nach meinem Stichwort suchen. Finde ich dann jemanden, der auch Säbel trainiert, wäre das für mich der Grund, das lange Wochenende in einer Kleinstadt zu verbringen, die ich als Tourist niemals aufgesucht hätte. Ein zweites Beispiel. Ich bin auf einer Dienstreise, die am Freitag endet. Dann suche ich in Städten, die auf meinem Rückweg liegen, nach Schwertkämpfern. Und schon trainiere ich eine unbekannte Waffe in einer unbekannten Stadt mit unbekannten Leuten. Und auf beides habe ich Lust, daher Swordsurfing.com. In beiden Fällen ist die Übernachtung sozusagen der Bonus. Zum einen natürlich, wenn die eigene Kasse grade leer sein sollte. Aber man sollte die Übernachtung auch noch als etwas anderes sehen, nämlich als Extra-Zeit, um das Hobby gemeinsam zu genießen. Die interessantesten Gespräche ergeben sich nach meiner Erfahrung nach nämlich oftmals beim gemeinsamen Feierabend. Auf allen meinen Touren, egal ob durch Deutschland, Schweden oder Mexiko war das für mich der Grund, lieber familiär unterzukommen.

Fechtgeschichte: Und anders herum: Ich möchte meinen Wohnung für Swordsurfer zur Verfügung stellen. Kannst du bitte kurz erläutern, was ich Schritt für Schritt tun muss.

Marcus Hampel: Ganz einfache Sache. Du meldest Dich bei Swordsurfing.com an und füllst neben Deinem “Martial Profile”, welches Deine Waffenvorlieben zeigt, auch Dein “Hosting Profile” aus und zeigst dadurch an, dass Du Unterkunft zur Verfügung stellen kannst. Dabei ist es unerheblich, ob jemand sein Studentenzimmer und dazu eine Luftmatratze teilen möchte oder ein ganzes voll ausgestattetes Gästezimmer zur Verfügung stellt. In einer zukünftigen Ausbauphase von Swordsurfing.com wird man auch Übernachtungsmöglichkeiten an verschiedenen Orten einstellen können. Das ist zum Beispiel interessant, wenn ein Verein Hallenschlafplätze anbieten möchte. Klasse für Events, wenn wir diese Stufe des Ausbaus erreichen werden.

Fechtgeschichte: Wie viele User sind schon angemeldet?

Marcus Hampel: Stand heute sind es mehr als 50 User. Deutsche, Franzosen, Dänen, Amerikaner, Engländer, Spanier, Finnen und Mexikaner, die Langes Schwert, Dolch, Säbel, Ringen und Rapier trainieren. Sicherlich habe ich noch einige vergessen, aber da würde ich Interessierte bitten, sich selber im System umzuschauen. Einfach “%” in die Suche eingeben und alle Nutzer werden angezeigt.

Fechtgeschichte: Gibt es irgendwelche Feautures, die ihr nicht wie geplant realisieren konntet? Und andersherum, gibt es Funktionen, die ihr nicht auf eurer Liste hattet, aber im Entwicklungsprozess hinzugenommen habt?

Marcus Hampel: Es ist ein bisschen anders. So gibt es vor allem Features, die wir komplett anders bewerten mussten. Was so aussah, als wäre es einfach zu realisieren oder wichtig, musste zum Teil neu eingestuft werden. Zum Beispiel war das bei der Frage nach einem internen Messaging System der Fall: komplizierter, als gedacht und im Endeffekt nicht so wichtig, als das wir es hätten zum Show-Stopper werden lassen wollen. Wir haben uns dann dazu entschieden, das System Emails verschicken zu lassen, wenn Nachrichten zwischen Usern ausgetauscht werden sollen. Nicht hübsch, aber praktisch. An der zweiten Version feilen wir später. Ein Feature, das wir weit nach hinten gestellt haben, ist das “Matching Profile”.

Fechtgeschichte: Was ist das „Matching Profile“?

Marcus Hampel: Das wird ein Filter werden, den User dazu nutzen können, um fixe Ausschlusskriterien festlegen zu können, zum Beispiel um hinterlegen zu können, dass sie ausschließlich vegan leben. Das hört sich erst einmal sehr hart an, wird meiner Erfahrung nach aber wichtig werden, wenn Swordsurfing.com eine kritische Masse an Usern hat. Ich habe die Erfahrung auf anderen Übernachtungsplattformen gemacht, dass Wünsche des Gastgebers oder auch des Gastes rigoros nicht geachtet wurden. Die Frage nach Raucher oder Nichtraucher blieb ungeklärt, es meldeten sich Gruppen statt Einzelpersonen an oder auch Sportmuffel, obwohl man klar und deutlich geschrieben hat, dass Sport zum Programm gehören wird. Da hätte ich mir oft gewünscht, ich hätte sofort nach zum Beispiel Rauchern suchen bzw. sie blocken können. Und ich hätte mich auf der anderen Seite nicht durch etliche Nichtraucherprofile klicken müssen, wenn ich Abends gern zur Pfeife greifen möchte. Da liegt aber auch der Grund, warum das “Matching Profile” noch warten muss. Denn die aktuell fünfzig Profile kann man auch gut per Hand durchsuchen. Und Kommunikation geht klar vor Funktion. Also einfach fragen, wenn einen schlechten Schlaf hat oder ob man Nachts auch laut Musik hören darf. Alles andere, wie zum Beispiel SMS-Alarm, Kartenfunktionen, Terminkalender, etc. sind machbar, scheitern Stand heute aber an einer Sache, nämlich dem lieben Geld.

Fechtgeschichte: Die Crowdfunding-Kampagne ist beendet. Wie finanziert sich Swordsurfing weiterhin, um neue Ideen zu integrieren?

Marcus Hampel: Ja, das Crowdfunding endete vor anderthalb Jahren bei rund 50% der benötigten Summe. Wir hatten damals eine Funding-Seite gewählt, die Kampagnen mit einer Länge von 120 Tage zulässt und Beträge auch ausschüttet, wenn nicht die volle Summe erreicht ist. Das zur Hälfte eingespielte Geld wird nun nach Prioritäten ausgegeben. Da ich der Meinung bin, dass die Marke stimmen muss, wurden diese Kosten nach vorn gezogen. Nur so lässt sich Material wie Aufnäher, Visitenkarten, Aufkleber und andere Dinge gestalten, die im Verlauf weiterer Spendenaktionen gebraucht werden. Als nächstes stand Programmierung auf der Wunschliste. Hier mussten wir leider kürzen, da es uns wichtiger war, dass wir Serverkosten für fünf Jahre decken können, als alles in Features zu stecken und dann den Atem zu verlieren. Egal, was wir noch planen, ab jetzt werden alle Schritte nur sinnvoll sein, wenn im Hintergrund der Server läuft und die Nutzer die gelesenen Geschichten selbst nacherleben können. Und da sind wir auch beim Kern der Frage, wie es weitergehen soll. Also, im Grunde ganz einfach. Denn wenn Schwertinteressierte auf Swordsurfing.com Gleichgesinnte treffen können und ihnen das Freude bereitet, dann ist die Hoffnung nicht unbegründet, dass sie gern eine Spende tätigen werden. Manche werden es aus schierer Begeisterung, manche aus der Überlegung tun, dass sie mit Swordsurfing.com viel Geld gespart haben. Egal warum man gibt, davon kann dann zum einen weiter programmiert, zum anderen weiter der Betrieb aufrecht erhalten werden. Und wenn es richtig gut läuft und die Programmierer unter den Swordsurfern die Plattform mögen, wer weiß, vielleicht unterstützen sie uns dann unentgeltlich und helfen bei dem ein oder anderen aufwändigen Feature. Und wenn dadurch der Spaß für alle weiter steigt, dann könnte das zu weiterer Spendenfreudigkeit unter den Usern führen. Die Idee ist keine bloße Hoffnung, sondern ein überlegtes Szenario. Für Dinge, die man mag, zahlt man gern. Und ich arbeite daran, dass Swordsurfing.com zu den unterstützenswerten Dingen gehören wird.

Fechtgeschichte: Wann rechnest du mit dem Start der Vollversion von Swordsurfing.com?

Marcus Hampel: Swordsurfing.com ist am 1. März ins Alpha-Stadium und am 23. August ins Beta-Stadium gegangen. Wann wir den Schritt zur Vollversion wagen, ist weniger an Zeit als vielmehr Geld und damit Features festzumachen. Denn im Crowdfunding konnten nur 50% der benötigten Gelder beschafft werden. Das ist nicht weiter schlimm, denn ich bin weiterhin der Überzeugung, dass es weiteres Geld geben wird, wenn die User die Plattform mögen. Aber es macht es halt schwer den Zeitraum einzuschätzen, den es noch bis zur Vollversion braucht. Ich hoffe, dass es Mitte 2015 soweit sein wird.

Fechtgeschichte: Wie sieht dein Fazit bis hierhin aus?

Marcus Hampel: Ich wäre gern vor rund einem halben bis dreiviertel Jahr dort gewesen, wo wir heute erst sind. Wenn es nicht die Gesundheit gewesen wäre, dann wäre ich bitter enttäuscht. So habe ich aber einfach feststellen müssen, dass Wünsche zwar nett und wichtig, die Realität aber durchaus überraschend anders sein kann. Wie gesagt, in dem Sinne nicht schlimm, weil kein Schaden entstanden ist. Für alle anderen Erwartungen und natürlich ganz besonders die weiteren Planungen bin ich nun selbst verantwortlich. Das ist aber auch ein gutes Gefühl. Denn Ideen sind noch mehr als genug da.

Fechtgeschichte: Wie geht es jetzt weiter?

Marcus Hampel: Der Plan sieht für die kommenden Monate so aus, dass zwei Punkte entscheidend sein werden. Zum einen ist das die Zahl der User auf dem System. Ich hoffe, dass sich von den rund 850 Fans auf Facebook viele auf Swordsurfing.com registrieren. Zum anderen braucht es dann Erfolgsgeschichten. Das sind im Wesentlichen Berichte von erfolgreichen Treffen aller Art. So könnte zum Beispiel jemand eine Quelle mit einem gleichgesinnten Kollegen interpretiert haben oder eine Schwertkämpferin könnte auf einem Event bei einer Kollegin untergekommen sein. Das interessiert die User. Diese Geschichten werde ich sammeln und mit Fotos und Bericht online stellen. Wie man sich denken kann, hängen beide Größen eng miteinander zusammen. Auch gibt es einige bekannte und beliebte Instruktoren und Veranstaltungen, die Hilfe angeboten haben. Über einige andere Maßnahmen möchte ich aber in Hinblick auf eine gewisse Spannung jetzt noch nichts verraten. Nur soviel dazu, eine hoffentlich recht populäre Idee beinhaltet Aufnäher. Darauf bin ich ganz besonders gespannt, denn ich hoffe, es wird vielen Usern gefallen. Wie das genau funktionieren wird, wird dann auf Facebook und Google+ verraten. Dann wollen wir das Projekt erneut mit Transparenz versehen und Usermeinungen zu Features einholen. So hoffe ich in Kürze, die Frage stellen zu können, welches Feature wir mit den nächsten fünfhundert oder tausend Euro realisieren sollen. Was brauchen die User als nächstes, was können wir als nächstes realisieren, wird dann die zentrale Frage sein. Ansonsten sammeln wir natürlich Feedback zu offensichtlichen Fehlern, zu weiteren Ideen, zur Usability und zur Performance. Wir hoffen so auch mit kleinen Schritten große Zufriedenheit herstellen zu können.

Weitere Informationen:

Registrieren: www.swordsurfing.com

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